"Offener Brief" gegen Schweizer Verbands-Präsident Drucken
Geschrieben von: Christoph Meier/ DL   
Montag, 30. März 2020 um 13:25

Bern. In einem ziemlich deftigen Offenen Brief an den Präsidenten vom  Schweizer Verband für Pferdesport (SVPS), Charles Trolliet, rügt  Vielseitigkeitsreiter Christoph Meier die auferlegten Beschränkungen für Reiter bzw. Pferde aufgrund der Corona-Virus-Pandemie und er sagt, dass auf notwendige Belange vor allem von Pferden nicht eingegangen werde.

 

Guten Tag Charles,

In deinem gestrigen Blog schreibst du: "Seien wir froh, dass wir weiterhin zu unseren Pferden dürfen, um uns um ihre Grundbedürfnisse zu kümmern. Das Damoklesschwert einer weiteren Verschärfung oder eines Reitverbots hängt noch immer an einem Rosshaar über uns." Bei all deinen bisherigen Äußerungen zu Corona, aber bei diesen zwei Sätzen speziell, frage ich mich, ob du eigentlich nur ein Weiterleiter, ein kadavergehorsamer Bote bist, der glaubt, dem - gottlob nicht existierenden – Bundesamt für Reitsport vorzustehen? Wäre es nicht deine Aufgabe als Präsident eines privatrechtlichen Vereins, für den Vereinszweck zu kämpfen und den Behörden, die ja von der Situation auch in anderen Bereichen überfordert sind, die spezifischen Anliegen des von dir präsidierten Vereins zu erklären, wie das andere Branchenexponenten auch tun? Ich spreche im Namen vieler Rösseler (Reiter, d.Red), wenn ich dich dringend bitte, diese Aufgabe zu erfüllen, die – vielleicht zum ersten Mal in deiner Amtszeit – ein bisschen Zivilcourage erfordert. Niemand ist in einer besseren Position, dieses von dir da ans Rosshaar gehängte Damoklesschwert mit einem mutigen Streich wegzuschlagen. Dazu gehört, den Behörden einige Dinge klar zu machen, die ich hier einmal in einer nicht abschließenden Liste aufzuzählen beginne:

1.       Ein Verbot, unsere Pferde zu bewegen, würde dem Ziel aller bisherigen Maßnahmen, die Verbreitung des Virus einzudämmen, nicht im geringsten helfen; es ist wohl bei kaum einer Tätigkeit leichter, die geforderten Abstände einzuhalten, als beim Reiten.

2.       Ein Verbot, unsere Pferde zu bewegen würde massiv gegen das Tierschutzgesetz verstoßen.

3.       Ein Verbot, unsere Pferde zu bewegen würde nicht nur das Wohl, sondern auch das Leben vieler Equiden in einer Weise gefährden, die – so hoffe ich zumindest - von einem beträchtlichen Teil der Schweizer Pferdebesitzer nicht akzeptiert würde.

4.       Ein Verbot, unsere Pferde zu bewegen wäre mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht durchsetzbar; ich wäre bestimmt nicht der einzige, der sich nicht daran halten würde.

5.       Sollte trotzdem versucht werden, ein solches Verbot durchzusetzen, erforderte es ein nicht vertretbares Polizei- oder Armeeaufgebot, das mangels Sachkenntnis wahrscheinlich ziemlich konzeptlos durch die Wälder irren würde und das zurzeit für den Schutz der tatsächlich gefährdeten Risikogruppen gebraucht wird; zudem würde es genau dem Ziel der Ansteckungseindämmung zuwiderlaufen, wenn Polizisten sich den Reitern auf nächste Distanz nähern würden, um sie vom Pferd zu zerren; es käme zudem zu unnötigen Unfällen, da die meisten Polizisten keine Ahnung vom Umgang mit Pferden haben.

6.       Die Polizeikräfte haben genügend schwierige Aufgaben zu lösen, da ihr Einschreiten bei Personen, die sich ihren Anordnungen widersetzen, wann und wo auch immer, stets mit einer ansteckungsgefährdenden

Distanzunterschreitung verbunden ist. Man stelle sich nur schon eine banale Ausweiskontrolle im Straßenverkehr vor, wo der Fahrer seinen Ausweis auf den Kühler legt, wegtritt, der behandschuhte Polizist den Ausweis behändigt (n9mmt, d.Red), kontrolliert, wieder auf den Kühler legt, wegtritt etc. – das alles wird noch absurder bei strömendem Regen. Da wirst du bestimmt auf offene Ohren stoßen, wenn du dies den Behörden erklärst und sie aufforderst, von einem Verbot des Reitens abzusehen.

7.       Du könntest dich auch für das Benutzen der Vereinsanlagen mit Zeitplänen zur Einhaltung der Abstandsvorschriften und für das Erteilen von Einzelreitunterricht einsetzen, beides Aktivitäten, die dem Hauptziel der Maßnahmen in keiner Weise zuwiderlaufen. Zudem ist Einzelunterricht mit entsprechender Ausrüstung auch auf riesige Distanz möglich mit Telefonverbindung, Filmen des Schülers mit Tablet oder Roboterkamera und Versenden des Signals. Die Menschen ganz allgemein und die Rösseler speziell sind überaus kreativ, wenn man sie nicht daran hindert.

Ich freue mich, wenn diese Liste von den Angeschriebenen ergänzt, verlängert, modifiziert oder mit neuen Argumenten bereichert oder kritisiert wird. Ich freue mich nicht über emotionales Gesülze, Entrüstetes, Entsetztes, Pathetisches, Dramatisches, Kitschiges. Aber ich freue mich vor allem, wenn du, Charles, als Präsident unseres Reitsportvereins - ich schreibe absichtlich nochmals 'Verein' und nicht 'Verband', um auch abschließend nochmals daran zu erinnern, dass der SVPS keine Amtsstelle ist – dich bei den Behörden für die wichtigsten Anliegen des Vereins einsetzt und ihnen die Dinge erklärst, die sie als Nichtrösseler nicht kennen oder nicht verstehen, und damit beiträgst, dass sie keine dummen, der Sache nicht dienlichen und nicht durchsetzbaren Maßnahmen treffen.

Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen

Christoph Meier

 

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