Preis der Nationen bei Olympia 1980 - nicht nur ein Pferd hieß Massacre... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 29. Juli 2020 um 15:04

Moskau. Die Olympischen Reiterspiele vor genau 40 Jahren in Moskau waren olympisch nur von der Bezeichnung her, im Preis der Nationen waren lediglich Equipen aus dem Ostblock am Start und eine Mannschaft aus Mexiko, die auch nicht besser war…

 

Das Pferd des Mexikaners Jesus Gomez Portugal hieß Massacre,  ein Massaker am Holz der Parcourslandschaft verübten viele der Teilnehmer im Preis der Nationen um Olympisches Gold im Stadion von Bitsa südlich von Moskau an diesem 29. Juli 1980. Es krachte und zischte, wenn die Hölzer flogen, den rund 8.000 Zuschauern gefiel`s, die meisten konnten mit der in der UdSSR nicht gerade populären Sportart sowieso wenig bis gar nichts anfangen.

Der sowjetische Parcourschef Wjatscheslaw Kartawski hatte liniengetreu so die Hürden aufstellen lassen, dass die gewollte Mannschaft auch Gold gewann – die UdSSR-Equipe in der Besetzung Nikolaj Korolkow auf Espadron, Viktor Poganoski auf Topky, Viktor Asmajew auf Reis und Wjatscheslaw Chukanow auf Gepatit, der als einziger einen Umlauf ohne Fehler ritt. Die Sowjets als Sieger beendeten die beiden Umläufe, die an das reiterliche Denkvermögen keine Herausforderungen stellten, mit insgesamt 20,25 Fehlerpunkten, die Silbermedaille ging an Polen (56 Strafpunkte), Bronze an Mexiko (59,75). Dahinter folgten die von den Moskauer Politruks zum Start befohlenen Ungarn (124 Strafpunkte), Rumänen (150,50) und Bulgaren (159,50). Nur sechs Teams waren am Start, die starken Reiter-Nationen der westlichen Welt hatten wegen des Einmarsches der Roten Armee 1979 in Afghanistan Olympia verweigert.

Die nackten, kalten Zahlen in den Statistikbüchern der Olympischen Spiele sagen nichts aus über das Leid der Pferde. Das Geholze begann damals im Preis der Nationen mit dem Bulgaren Kristo Katchew, der mit Povod fast sämtliche Hindernisse einfach umritt. Wenig später legten sich der kleine Mexikaner Jose Gomez Portugal und sein Massacre in den Wassergraben unter einen Steilsprung, dass befürchtet werden musste, der Autovertreter für VW taucht gar nicht mehr auf. Es wurde gestürzt, als wäre das ein eigener Wettbewerb, die Helfer schwitzten und hatten Mühe, Ersatz für die gebrochenen Stangen schnell wieder ranzuschaffen. Und nach dem damaligen Reglement  bedeutete ein Sturz nicht auch gleich Disqualifikation wie in der heutigen Zeit.

Vor dem zweiten Umlauf wurden zwei Bulgaren verwarnt, weil sie meinten, sie müssten beim Abreiten den Pferden nur die Sporen ordentlich in die Rippen treten, dann ginge alles wie von selbst, es war gut, dass Millionen an den TV-Schirmen das Elend der Reiterei nicht miterlebten. Die Medaillen und Urkunden hätten alle Pferde verdient gehabt, für Tapferkeit, nämlich auch in aussichtslosen Situationen dennoch abzuspringen, auch wenn nichts mehr passte, von Tempo, von Distanzen, ganz zu schweigen vom reiterlichen Können fast aller Teilnehmer, die ihre Pferde allein ließen, nicht bewusst, weil sie es eben nicht besser wussten oder erlernt hatten.

Fritz Widmer (Schweiz), der damalige Generalsekretär des Weltverbandes (FEI) sagte hinterher: „Es fiel wie Ballast von mir, als der letzte Teilnehmer durch das Ziel war – und wir keinen toten Reiter und kein totes Pferd zu beklagen hatten…“

 

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