Equitana oder die große Schau der 98 Hengste... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 22. Februar 2011 um 16:51
Essen. Vor über 30 Jahren fing alles an, mit dem Eierverkäufer Wolf Kröber. Er hatte die Idee zur weltgrößten Pferdemesse, der „Equitana“ in Essen. Inzwischen ist die „Equitana“ mehr als eine Messe, sie ist ein Herzstück des Umgangs mit dem Pferd. Zu kommenden Pferdemesse (12. bis 20. März) werden 200.000 Besucher erwartet.

Die Faszination Pferd ist ungebrochen...

 

Zuerst war  Wolf Kröber, dann die Idee. Wolf Kröber, ein Besessener, ein Märchenerzähler, Sprücheklopfer, der seine Ziele selbstlos, leidenschaftlich, wahrlich nicht leise und am Ende  erfolgreich verfolgte. Und das Beste, was ihm jemals eingefallen war, das wurde die „Equitana“.

 

Wolf Kröber - 1987 auf einer Fohlenschau

(Foto: Werner Ernst)

 

Eine Pferdemesse schwebte ihm immer vor, erzählte er mal, doch wo, das sei die Frage gewesen. Die Messeveranstalter wie in Essen oder in Düsseldorf oder in Köln winkten jeweils leicht arrogant. Sie wollten keinen Pferdegeruch in den hallen. Und bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung klopfte ihm wahrlich auch keiner zunächst auf die Schulter. Aus der Warendorfer Zentrale kam eher ein lautes Nein als ein zaghaftes Ja. „Da,“ so erzählte er dann ein paar Jahre später, „ ich fuhr in Essen an der Messe vorbei, da schlug bei mir der Blitz ein – ich hatte den Standort gefunden.“

 

1972 - der bescheidene Anfang einer späteren Weltmesse

(Foto: Werner Ernst)

Der Eierverkäufer aus dem Oldenburger Land stellte sein Auto ab und stand dann vor dem Messeprokuristen Walter Bruckmann. Der schrie auch nicht gleich vor Begeisterung Hurra, aber er war überwältigt vom Feuer des dynamischen Wolf Kröber, wie er seine Idee vortrug. Und der frühere Reiter  Bruckmann machte sich schlau beim langjährigen Equipechef der deutschen Springreiter, Gustav Rolf Pfordte, einem Essener. Der ließ sich sofort mitreißen.

 

 

Den Titel erfand ebenfalls Wolf Kröber. Equitana war zwar nichts für die Ohren der Menschen im Kohlenpott, aber klang irgendwie international, global, wie man heute sagt. Der Sohn eines Arztes aus Magdeburg, der Landwirtschaft studierte, Turnierrichter war, im Springen und in der Dressur antrat, leidenschaftlicher Jäger, hatte nun die Messe, den Standort, aber noch keine Aussteller. Er zog von da an mit der Werbetrommel über die Lande und Grenzen hinaus. Die Briten fingen als erste Feuer und sind seither immer dabei.

 

Friedrich Witte: „Danke Wolf Kröber...“

 

Die erste Equitana fand als kleine Fachausstellung Ende April 1972 statt. Wolf Kröber entfachte einen Geist, der alle ergriff. Und er lief als Herold immer weiter und schneller rund um die Welt. Ihn hielt nichts mehr zurück. Er holte die einzelnen Verbände aus dem Ostblock,  was damals fast für undenkbar galt, Pferde aus der UdSSR, Polen und der DDR. Kröber mischte gekonnt Sport und Show, er gab jedem etwas. Er brachte jeweils andere Pferderassen in die Messehallen, organisierte Diskussionsforen mit Tierärzten, Schmieden, predigte selbst auf dem Roten Platz in Moskau, und er schickte aus allen möglichen Winkeln der Erde Reiterstaffeln sternförmig los in Richtung Essen.

 

 

 

Der Pferdeversteher Monty Roberts trat auf wie deutsche Berufsreiter in einer sehenswerten Quadrille, Dr. Helmut Ende präsentierte erstmals das „begehbare Pferd“, er zog den Dressurreitern den schwarzen Frack aus und ließ sie in einem weinroten Jacket piaffieren. Er hatte immer neue Ideen und setzte sie auch um. Er lebte für seine Equitana, er war die Equitana selbst. 1991 verkaufte er die Equitana an die größte Messegesellschaft der Welt, er blieb nur noch der Zampano am Rande, mit der Weitergabe seiner Idee starb er selbst ein bisschen mit. Dazu kamen private Sorgen.

 

Am 6. März 1999, zwei Tage vor Eröffnung der Pferdemesse, erschoss er sich mit seinem Jagdgewehr. Friedrich Witte, Vize-Präsident der deutschen FN und von Anfang ein treuer und ehrlicher Wegbegleiter der „Equitana“, sagte in der Trauerrede u.a., die Erfolgsgeschichte der Equitana wäre ohne Wolf Kröber nicht möglich gewesen, er nannte ihn einen hochsensiblen, aber auch anstrengenden Partner. Er schloss mit den Worten: „Von allen Grenzen, die dem Menschen gesetzt sind, ist der Tod die endgültige. Das Lebenswerk von Wolf Kröber wird bleiben, solange wir in seinem Sinne dem Pferd verbunden sind. Heute beginnt die Equitana 1999 – Danke Wolf Kröber.“

 

Neues Herzstück der Equitana: Tina Uetz

 

Seit zehn Jahren ist Christina Uetz (41) das Herzstück der Equitana. Tina Uetz, nicht Ütz gesprochen, kennt sich aus in dem Gewerbe rund ums Pferd. Die gebürtige Bremerin studierte Betriebswirtschaft in Göttingen, sie ritt und werkelte nebenbei in jener Agentur, in der Paul Schockemöhle und Dr. Kaspar Funke mal Partner waren. Im Oktober 1996 erhielt sie einen Anruf von Dr.Werner Schade, dem damaligen Projektleiter für die Equitana innerhalb der britischen Messegesellschaft „Blenheim“, an die Kröber seine Idee verkauft hatte. Schade also fragte, ob sie keine Lust hätte, ein bisschen mitzuarbeiten. 1997 war Arbeitsanfang der Diplom-Betriebswirtin, zusammen mit Wolf Kröber. und der übertrug ihr gleich die Regie der Hop TopShow. Dazu erfand sie 1998 die Equitana Open Air auf der Neusser Galopprennbahn.

 

Equitana-Chefin Tina Uetz mit Brezel

 

Jeder gibt etwa 300 Euro aus

 

Die Wirtschaftskrise hat den Milliardenmarkt „Pferd“ nur leicht gestreift. Für die kommende Messe in Essen (12. bis 20. März) haben sich 850 Aussteller aus 25 Nationen angesagt, 200.000 Besucher werden erwartet, von denen gibt jeder nach Auswertung einer Befragung rund 300 Euro aus, mancher wahrlich weitaus mehr, kauft er gleich einen Transporter, wie vor Jahren Axel P. aus Willich.1.000 Pferde von 40 Rassen werden zu sehen sein, das Programm – darunter die Hop Top Show „Fabuloso“ – läuft über insgesamt 700 Stunden.

 

Große Reiter treten auf, wie in der Dressur die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth und die neunmalige Weltcupgewinnerin Anky Van Grunsven (Niederlande), die aber in eine Schau ihres neuen Hobbys Westernreiten anreichert.

 

 

Volker Raulf


Einer der Höhepunkte der Equitana wird sicher der Auftritt der Hengste unter dem Titel „Große Alte“. Zur der Moderation von Volker Raulf präsentieren sich insgesamt 98 Vererber teilweise mit ihren zahlreichen Nachkommen, darunter Cornet Obolensky, Baloubet du Rouet, Goldfever, Quando-Quando, Numero Uno, Aquilino, Champion de Luxe oder Florestan-Söhne. Wert der Hengste laut Raulf: „Gut und gerne 25 Millionen Euro...“

 

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