Brandzeichen als Basis der Zucht... Drucken
Geschrieben von: Julia Kruse   
Freitag, 26. August 2011 um 10:53

Verden. Podiumsdiskussion um Erhalt oder Abschaffen des Schenkelbrandes – Resultat: Vertreter von Zucht und Politik plädieren für den Verbleib des Schenkelbrandes.

 

 

Das "Nordwestradio" - das Gemeinschaftsprogramm von radiobremen und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) - lud ein zur Podiumsdiskussion im Deutschen Pferdemuseum in Verden. Das Thema der live übertragenen Radiosendung       treit über den Schenkelbrand - sind Brandzeichen Tierquälerei, wichtige Kennzeichen, oder sollen Sie vor allem den Marktwert von Pferden erhöhen?" Vertreter aus Zucht und Politik formulierten deutlich: Der Schenkelbrand bleibt!

Jan Ahlers, CDU-Landtagsabgeordneter und Pferdezüchter, Dr. Willa Bohnet vom Institut für Tierschutz an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund, Gisela Fürle, Direktorin des Deutschen Pferdemuseums in Verden und Zuchtleiter und Geschäftsführer des Hannoveraner Verbandes, Dr. Werner Schade, waren die geladenen Gäste auf dem Podium der gut besuchten Veranstaltung moderiert von Hans-Heinrich Obuch. Gleich zu Beginn der sachlich geführten Debatte machte Dr. Werner Schade den Standpunkt der Pferdezucht  klar: "Der Brand ist die Basis der Zucht. Selektion hängt von einer eindeutigen Identifikation der Tiere ab. Unser System mit Farb- und Abzeichenaufnahme, DNA-Analyse und der sichtbaren Kennzeichnung mit dem Schenkelbrand hat sich dabei absolut bewährt, in Deutschland und weltweit."

Tierschützer Schröder baute seine Argumentation auf wirtschaftlichem Interesse der Züchter auf und verwies auf unnötige Schmerzen, die den Tieren mit dem Heißbrand zugefügt würden. Jan Ahlers züchtet seit über 50 Jahren Pferde und erklärte, dass die niedersächsische Landesregierung zusätzlich zu den bestehenden, ein neues Gutachten zum Thema Schmerzempfinden der beiden Kennzeichnungsmethoden in Auftrag gegeben habe. Dr. Willa Bohnet musste zugeben, dass die bereits untersuchten Tiere bei beiden Kennzeichnungsformen dieselben physiologischen Parameter zeigten. Ihr war darüber hinaus der Sicherheitsaspekt wichtig und sie verwies auf die deutsche Viehverkehrsordnung, die die Identifikation mittels Transponder seit 2009 beim Pferd vorschreibe. Dem Argument von Dr. Werner Schade, dass der Chip manipulierbar und erst vor Kurzem wieder ein Pferd mit drei Chips aufgetaucht sei, hatte sie wenig entgegenzusetzen.

Auch finanzielle Gesichtspunkte spielte in der Diskussion ein Rolle. Ein Tierarzt muss für ein Lesegerät 600 Euro anlegen, ein Züchter 180 Euro. Eine Summe, die heute nicht mehr für jeden Züchter eine Selbstverständlichkeit ist. Dr. Werner Schade fasste zusammen: "Unter dem Deckmantel des Tierschutzes versucht die Veterinärindustrie, hier eine neue Geldquelle erschließen zu können. Aber die Reihen der Brenn-Gegner in der Tierärzteschaft lichten sich. Die Frage, ob der Brand abgeschafft werden soll, stellt sich mir gar nicht!"

Gastgeberin Gisela Fürle hatte das Schlusswort: "Ich als Kunsthistorikerin verstehe diese Diskussion nicht: Beide Kennzeichnungsmethoden erzeugen Schmerzen. Die Kennzeichnung mittels Brand hat sich seit Jahrhunderten bewährt, wurde in der vergangenen Jahren weiter entwickelt und ist heute ein perfekt funktionierendes Procedere. Die Transponderkennzeichnung ist anfällig und bei weitem noch nicht ausgereift. Und nun soll das funktionierende System gegen das nicht funktionierende getauscht werden."

 

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