Sjef Janssen feierte 60. Geburtsgtag Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 20. Januar 2010 um 17:42

 

Erp. Im Grunde genommen passt er gar nicht in diese geschlossene Gesellschaft aus Diszipilin, Ordnung, Etikette, er war immer ein bisschen anders und hat sich nie angepasst. Dennoch wurde er ein ganz Großer in der Dressur-Branche, er, Sjef Janssen. Vor einigen Tagen feierte der Ehemann der dreimaligen Einzel-Olympiasiegerin Anky Van Grunsven seinen 60. Geburtstag.

 

Sjef Jannsen in der Mitte, rechts seine Ehefrau, die dreimalige Einzel-Olympiasiegerin Anky Van Grunsven, links der Autor

(Foto: Uta Ludwig)


 

Einer wie er, so hätte man noch vor einigen Jahren offen gesagt, habe in der Dressur nichts verloren. Und als Bundestrainer schon gar nicht. Da wird eher feiner Zwirn getragen, man hüllt sich in feines, meist dunkles Tuch, und ohne Krawatte daherzukommen, galt fast als Sakrileg. Das war einem Sjef Janssen immer schon wurscht. Der Niederländer mag`s eben lieber bunt, trägt das Haar etwas länger und wuscheliger als in dieser Zunft geziemend, und wenn`s ihm nun mal danach ist, lässt er das Haar blondieren mit zusätzlich vielleicht ein paar Lila-Strähnen. Er fährt mal Porsche, mal Motorrad. Bei ihm ist alles anders als üblich, er kommt beispielsweise auch nicht von Bauernhof und Pferd, nicht aus reichem Hause, und dass er Erfolg hat, das macht ihn schon fast verdächtig.

Der Mann, seit 1991 an der Seite von Hollands Sportidol Anky van Grunsven (42), studierte Ökonomie und Elektronik. Zwischen 1970 und 1975 arbeitete er in Köln, Düsseldorf und Leverkusen. Und er hatte einen Freund mit Geld, Pferden und eigener Anlage. Der ging pleite, Sjef Janssen übernahm den Reitstall und war damit am und auf dem Pferd. Er war gerade 28, hatte keine Ahnung, aber Passion. Mit Besessenheit ging er den Sport an, „ich entschied mich sofort für Dressur, weil ich diese Disziplin für das wahre Reiten halte.“ Zwei Jahre hielt er sich in Andalusien auf, wo der Sage nach die Pferde tanzen.

 

„Mir wurde nichts geschenkt...“

 

Seit 1978 ist das Pferd der Mittelpunkt seines Lebens, sein Beruf, er lebt nicht schlecht davon. Aber er erinnert sich auch daran, „dass mir nichts geschenkt wurde.“ Er, der Neuling im Geschäft, fuhr damals jeden Morgen „um 5 Uhr nach Aachen, um beim CHIO die Großen beim Training zu beobachten“. Vorbilder nennt er keine, „aber ich kann gut beobachten, zuhören, und ich habe wichtige Lehrbücher gelesen.“ In Brüssel nahm er auch an einem Lehrgang für Hufbeschlagschmiede teil, „um auch auf diesem Gebiet mitreden zu können“. Bis vor einigen Jahren beschlug er seine Pferde selbst. 1985 startete er erstmals in der niederländischen Equipe „auf einem von mir selbst ausgebildeten Pferd“. Kein Turnierreiter, zu nervös, das Gegenteil von seiner Frau.

Anky van Grunsven, die bisher neunmal den Weltcup gewann, sagt über ihn: „Vielleicht ist er als Trainer so gut, weil er in der Arbeit so gemein sein kann, um das Letzte von einem zu fordern und auch herauszuholen.“

 

Alles ist im Lot...

 

Wo Hollands Sportidol Anky van Grunsven und ihr Ehemann Sjef Janssen leben, scheint die Welt nicht nur in Ordnung, auch ein bisschen draußen gelassen. Die Straße – nach dem dritten Gold von Hongkong auf ihren Namen umgetitelt -  hört an der Anlage auf, an einem dicken Holztor. Zwölf Hektar Land, die Hälfte davon Weiden, zwei große Reithallen, das Außenviereck misst mehr als 20 mal 60 m, „weil ich die Pferde gerne mal richtig losgaloppieren lasse“, so Janssen. Die beiden scheinen ihr Leben geordnet zu haben. Sie sagt: „ Das Leben ist schön, alles ist in Balance, alles läuft bestens, Familie, mit den Kindern,  mit der Arbeit, mit den Pferden.“

Keine geldgierigen Menschen

 

Sjef Janssen sagt, beide wären keine geldgierigen Menschen, „es reicht, um unser Leben zu finanzieren.“ Er hat drei echte Jobs: Morgens Pferde trainieren mit Anky, manchmal reitet er selbst zwei, „mehr nicht“, außerdem managet er die von Anky herausgebrachte Freizeit- und Sportbekleidung-Mode in 20 Ländern und 220 Geschäften, „und dann bin ich ja noch Nationaltrainer und auch Coach für andere.“ Und dazu im Pferdehandel weltweit tätig, „Europa, Japan und in den USA.“ Geordert werden können „Pferde als Lehrpferde, junge oder schon ausgebildete für den großen Sport, je nach Bedarf.“

 

Anky van Grunsven, Heirat mit Sjef Janssen unmittelbar nach dem siebten Weltcupsieg im April 2005 in Las Vegas, erklärt: „Ich komme aus einer Baufirma, alles, was hier ist, haben meine Eltern und Brüder selbst gebaut.“ Überall Fotos, Bilder mit Pferden, Pferde, Poster, Urkunden, Dankschreiben. Wenn man zur Haustür hereinkommt, stolpert man fast über ein sündhaft teures Rennrad. Für die Marke ging Anky in die Werbung, Sjef ließ sich dafür einen superleichten Carbonrenner liefern.

 

Unterschiedliche Herkunft

 

Sie sind ganz verschieden aufgewachsen. Sjef kommt aus der Nähe von Maastricht. Sie wuchs behütet in Erp auf, durch den Vater fixiert auf Pferde, Janssen war eher ein Unruhegeist. Mittlere Reife, Elektronikstudium  („baute mit am Flughafen Köln-Bonn“), Studium der Betriebswirtschaft, Ausbildung zum Versicherungskaufmann, besuchte die Hotelfachschule und  ließ sich schlau machen im Sportmanagement, er ist sogenannter „Mastercoach“ für Sport des Nationalen Olympischen Komitees der Niederlande, „alles schloss ich mit einem Diplom ab.“ Zwei Jahre studierte er auch die französische Sprache.

 

Er ist ein Besessener, vielleicht sogar Fanatiker, wie auch seine Erfolge als Trainer belegen. Was er anpackt, zieht er durch. Er golfte, „bis ich keine Zeit mehr hatte“, er joggt, zweimal in der Woche setzt er sich auf sein Rennrad und reißt zwischen 60 und 100 km ab, acht Stunden in der Woche gehören dem Sport.  25 Jahre spielte er Tennis, „bis ich merkte, dass ich nicht ganz nach oben komme, dann habe ich aufgehört.“

 

Sein Vater war Radrennfahrer

 

Die Liebe zum Rad ist wenig überraschend. Fuhr doch sein Vater viermal die Tour de France, war zweimal – 1947 und 1949 -  Holländischer Straßenmeister und sogar Dritter der Weltmeisterschaft 1947. Zum Pferd kam er durch seine Tochter Pascale aus einer früheren Beziehung, sie ritt nämlich. Ein Kumpel von ihm  wiederum hatte eine Reitanlage,  Sjef J. nahm Unterricht, kaufte ein Pferd („das ich später sogar bis Grand Prix ausbildete“) und kam so  mit 28 Jahren in den Sattel. Als sein Reitanlagen-Freund in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sprang er ein und wurde Reitstallbesitzer. Seit 1978 ist das Pferd mehr als ein Teil seines Lebens.

 

Altes und Neues verpackt...

 

Janssen versuchte immer, das Althergebrachte der Pferdeausbildung mit neuen Erkenntnissen zu mischen. Der Erfolg in den letzten Jahren mit den holländischen Dressurreitern gibt ihm Recht, rief aber auch viele Nörgler und Neider auf den Plan. Für die verpönte Rollkur wird er gar als Erfinder ausgegeben, er aber meint, die Rollkur sei jedoch von deutschen Springreitern bereits vor über 40 Jahren kreiert worden. Er habe viel vom Beobachten, vom Zuhören und Lesen gelernt. Er nahm auch an einem Lehrgang für Beschlagschmiede teil, „ich wollte mir nirgends etwas vormachen lassen.“

 

1983 ritt er sogar in der niederländischen Equipe auf dem von ihm ausgebildeten Pferd bei der Europameisterschaft während des CHIO in Aachen, nochmals  bei der EM 1991 auf Bo – später unter Sven Rothenberger -  in Donaueschingen. Er war immer ein guter Reiter, aber vor lauter Nervosität nicht geeignet für den Wettkampf. So wurde er eben einer der Besten Trainer....

 

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