Ludger Beerbaum denkt an`s Aufhören... Drucken
Geschrieben von: Ruth Müller und Dieter Ludwig   
Donnerstag, 21. Januar 2010 um 20:46

 

Basel/ Wassenberg. Vor genau 13 Jahren erzählte Deutschlands erfolgfreichster Springreiter aller Zeiten, Ludger Beerbaum (46), wie er sich mal das Ende seiner Sattelkarriere vorstellen könne. Nun nannte er in einem Interview während des CSI in Basel am letzten Wochenende mit der „PferdeWoche“-Journalistin Ruth Müller bereits den genauen Zeitpunkt: Olympische Spiele 2012 in London.

 

 

Ludger Beerbaum, ein Vordenker in der Branche, nicht immer einfach, offen und ehrlich, wird von vielen als der perfekteste Springreiter bezeichnet. Jetzt denkt er auch über das Aufhören nach. Eines werde er mit Sicherheit nicht, "Coach einer Equipe, egal auf welcher Ebene". Eines weiß er jedoch, "ich werde immer mit Pferden arbeiten, junge Reiter und auch Pferde ausbilden."

(Foto: Uta Ludwig)

 

 

1997 war Ludger Beerbaum in Mannheim gerade Europameister mit dem Team und in der Einzelwertung auf der göttlichen Stute Ratina Z geworden. Damals stellte er sich sein persönliches Absatteln so vor: „Ich reite bei einem Turnier und habe plötzlich eine bestimmte Eingebung, ganz spontan und einfach Tschuess zu sagen. Ohne, dass ich auch aufhören müsste.“ Und er sagte: „Wenn ich beim Parcoursabgehen mal das Gefühl haben sollte: Das schaffst Du nicht mehr, dann wäre sofort Schluss. Aber solange ich behaupten darf: Diese Hindernisse springt Dein Pferd allemal – solange reite ich weiter.“

 

Jetzt ist Beerbaum, - 46 Jahre alt, deutscher Rekordmeister mit acht Titeln, viermal Olympiasieger, fünfmal Europameister, zweimal Team-Weltmeister, zweimal Derby-Gewinner in Hamburg, Weltcupsieger 1993 – und dazu laut Statistik des Weltverbandes mit 105 Ritten deutscher Rekordteilnehmer in Nationen-Preisen - im Gespräch mit dem Schweizer Blatt ganz konkret geworden: „Ich werde bis Olympia 2012 reiten, dann bin ich 49 Jahre alt und denke, es gut sein zu lassen. Das ist fix, jedenfalls ist es so geplant.“

 

Weitere Fragen und Antworten:

 

Welches Turnier er nie gerne freiwillig auslassen würde...

 

L.B.: Ganz klar Aachen. Als deutscher Reiter dort zu starten, speziell in einem Grand Prix oder in einem Nationen-Preis von der Euphorie getragen zu werden, ist etwas ganz Besonderes.“

 

Welche Prüfung er am liebsten reite...

 

L.B.: Der Sport macht mir am meisten Spaß, wenn ich mit einem richtig guten Pferd einen schweren Grand Prix reiten kann.“

 

Welche Herausforderungen ihm der Sport noch biete...

 

L.B.: Die Motivation hängt ganz klar davon ab, wie gut ich beritten bin. Derzeit habe ich mit der Stute Gotha wieder ein ganz gutes Pferd, das mir für die Weltreiterspiele in Kentucky und für Olympia 2012 gute Perspektiven gibt. Ohne ein gutes Pferd kann eine Saison aber auch sehr lang werden... Arbeit, Aufwand und Kosten bleiben dieselben, auch wenn der Erfolg ausbleibt.“

 

Was ein gutes Springpferd ausmache...

 

L.B.: „Weder perfekte Technik noch herausragendes Vermögen. Was zählt, ist sein Interieur: Kopf und Herz. Das Pferd muss mitmachen und mitdenken.“

 

Welche Eigenschaften man fördern könne...

 

L.B.: Körperliche Defizite lassen sich durch dressurmäßige Arbeit oft verbessern, damit das Pferd besser ins Gleichgewicht kommt. Manchmal lässt sich auch das Nervenkostüm eines sensiblen Pferdes mit Geduld und Routine stabilisieren.“

 

Seine Beziehung zu seinen Pferden...

 

L.B.: „Pferde sind der Hauptteil meines Lebens. Ich fühle mich verantwortlich für sie und glaube, dass ich ihnen, mit dem, was ich ihnen über die ganzen Jahre anbiete, auch auch von ihnen fordere, ein gutes Leben biete. Da bin ich mit meinem Gewissen wirklich im Reinen.“

 

Was seine ausgedienten Cracks machten...

 

L.B.: „Genießen nach wie vor ihr Gnadenbrot bei mir. Selbst Ratina, bald 30-Jährig, ist noch auf dem Hof. Ich besuche sie immer, wenn ich im Stall bin und freue mich, dass es ihr gut geht.“

 

Was habe er von den Pferden gelernt...

 

L.B.: „Die Pferde zeigten mir Grenzen auf, und auch, dass man nicht mit dem Kopf durch die Wand kann. Sie lehrten mich zudem, den Fehler stets bei mir zu suchen. Gerade, wenn es nicht so gut läuft, ist der Reitsport eine Schule fürs Leben.“

 

Ob er ein Erfolgsrezept besitze...

 

L.B.: „Aufmerksam bleiben, gut beobachten. Details hinterfragen, Lösungen suchen.... Für mich gilt: Sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen.“

 

Hege er noch Ambitionen, wieder die Nummer eins auf der Weltrangliste zu werden...

 

L.B.: „Ich denke nicht mehr so.... Fünf Jahre war ich die Nummer eins. Für die Ziele, die ich noch habe, spielt die Weltrangliste überhaupt keine Rolle. ... Mein Plan ist, die Pferde dosiert einzusetzen und sie für meine großen Ziele fit zu haben: Das Weltcupfinale im April in Genf, die Weltreiterspiele im September in Kentucky und die Olympischen Spiele 2012 in London.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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