Uta Gräfs DJ: Ein Weltpferd aus der Pfalz... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ Die Rheinpfalz   
Montag, 29. Juli 2013 um 13:14

Ludwigshafen. Uta Gräf, die als Kind auf einem Pony in Wassenberg-Birgelen unmittelbar an der damaligen Grenze zur Niederlande durch die Gegend fegte, geht weiter ihren großen und guten Weg nach oben, auch in der Pfalz, wo es ja von internationalen Dressurreitern nicht gerade wimmelt…

 

Ich trage einen großen Namen, heißt eine TV-Ratesendung. Damon Jerome, der jüngst durchgestartete hochtalentierte Nachwuchshengst der Dressurreiterin Uta Gräf, kann das zur Hälfte von sich behaupten - sein Vater Damon Hill ist als Weltcup-Sieger zusammen mit Helen Langehanenberg Mitfavorit auf EM-Gold in Dänemark. Und was die andere Hälfte des Namens betrifft: DJ, wie man ihn auf Gut Rothenkircherhof bei Kirchheimbolanden nennt, hat sich seine eigene Prominenz geschaffen. Wer seinen erstaunlichen Weg beobachtet, kommt zu dem Schluss: In der Nordpfalz wächst ein künftiges Weltpferd heran!

 

Doch was steckt hinter dem achtjährigen Ausnahmetalent, dem als Enkel des legendären Dressurvererbers Donnerhall ja schon enorm viel Talent in den Geburtsstall gelegt wurde? Und vor allem: Wie viel Arbeit seiner Menschen steckt in ihm? Uta Gräf, Mitglied im deutschen Dressur-B-Kader, hat bundesweit Bekanntheit erlangt durch ihre feine Reitweise und ihr Credo, auch Spitzensportpferde Pferde sein zu lassen - mit Koppelgang und Schlammbädern. Dreijährig kam Damon Jerome in den Stall der heute 43-Jährigen. Mit ihr war der gekörte Hengst dreimal beim Bundeschampionat in Warendorf, gewann WM-Silber der sechsjährigen Pferde in Verden, qualifizierte sich sowohl 2012 als auch in diesem Jahr für das Finale des Nürnberger Burg-Pokals. Und vor einer Woche der Paukenschlag von Perl: Erster Platz in einer international gerittenen Intermediaire I, mit fast 75 Prozent. „Von der Qualität her wussten wir, dass das möglich ist“, sagt Uta Gräf, „aber man braucht auch immer etwas Glück, dass alles klappt.“ Es klappte fast alles: Eine hohe Neuner-Wertung für den tollen starken Schritt (ein Erbe Damon Hills) und Neuner für das Halten am Schluss glichen einen Fehler in den Zweierwechseln locker aus.

 

Bemerkenswert war vor allem dieser Neuner für das Halten: Über das Temperament des Hengstes, der vor der Prüfung auch mal ablongiert wird, gibt es keine zwei Meinungen. „Feuerstuhl mit Fliegenhaube“, schrieb diese Zeitung einmal, denn der hellhörige Rheinische Dunkelfuchs hat die Mütze auch in der Halle auf - als Lärmschutz. Bei Uta Gräf fällt stets das Wort „wach“. Und ihr Lebensgefährte Stefan Schneider, Tierarzt und selbst Reiter, redet von „elektrisch – solch ein Pferd mag ich besonders“. Der Hengstversteher hat „DJ“ vom Boden aus für die Ausbildung im Sattel vorbereitet. „Die ersten zwei Jahre musste Stefan auf jedes Turnier mitgehen“, erzählt Gräf, „inzwischen kommen ich und Jassi (Bereiterin Jasmin Simon, die Red.) mit ihm aber auch allein ganz gut zurecht.“

 

Trotzdem ist Schneider oft dabei, wenn sein „Projekt“ im Viereck auf Schleifenjagd geht. Ebenso wie die Besitzerfamilie Hitschold aus Worms. „Die sind ein Traum“, schwärmt Uta Gräf: „Voll dabei, aber trotzdem völlig entspannt.“ Dieses Glück hat nicht jeder Ausbilder mit den Besitzern eines ihm anvertrauten Spitzenpferdes. Zumal die Hitscholds trotz einiger lukrativer Angebote bisher nicht schwach wurden und ihn auch absehbar nicht verkaufen wollen. Vielmehr erfreuen sie sich daran, seine Entwicklung und seinen Weg in den großen Sport zu beobachten.

 

Einmal noch, im Dezember, soll „DJ“ das Burg-Pokalfinale in Frankfurt bestreiten, die deutsche Meisterschaft für sieben- bis neunjährige Pferde. Für 2014 ist der Louisdor-Preis, die Grand-Prix-Serie für den Nachwuchs, wohl das große Thema. Seine (vorhandene) Bereitschaft zu Piaffe und Passage hat Uta Gräf hier und da schon angetippt. Überhaupt findet auch Bundestrainerin Monica Theodorescu, dass „DJ“ seinem berühmten Vater Damon Hill immer ähnlicher wird. Eine kleine „Rampensau“ kann er ebenfalls sein - nur Applaus der Zuschauer hasst DJ, „Klatschen ist für ihn die Höchststrafe“, verrät Uta Gräf lachend.

Sorry, „DJ“: Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen ...

 

 


 

 

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