Stuttgart - Hallen-Auftakt für Helen Langehanenberg |
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz" |
Donnerstag, 31. Oktober 2013 um 08:37 |
Stuttgart. Weltcupgewinnerin Helen Langehanenberg beginnt die neue Hallensaison beim Turnier in der Stuttgarter Schleyerhalle (13. bis 17. November) – mit ihrem Erfolgspferd Damon Hill. Oliver Wehner von „Die Rheinpfalz“ hat sie vorher getroffen.
Seit etwas mehr als zwei Wochen ist das „Spaßprogramm“, das der deutsche Dressurstar Helen Langehanenberg Ausnahmehengst Damon Hill nach EM-Gold und Doppelsilber in Dänemark gönnte, vorbei. Aber Lektionen „schrubben“ ist seitdem als Vorbereitung auf die für das Paar in Stuttgart beginnende Hallensaison nicht nötig. „Denn das Gute an Dami ist: Er kann ja alles“, sagt Langehanenberg lachend.
Während der Europameisterschaft hatte Helen Langehanenberg ihre Facebookseite gut bestückt mit Fotos, die der täglich anschwellenden Fanschar Einblicke hinter die Kulissen gestattete – „bewusst nicht nur Prüfungsbilder im Viereck“. „Dami“ beim Einzug in seine mit Deutschlandfähnchen geschmückte Box, „Dami“ beim Erbetteln von Möhren, „Dami“ bei Streicheleinheiten. Und schließlich „Dami“ am Tag der Rückkehr, auf der Weide in Billerbeck/Westfalen, was viele Normalreiter „tröstete“. Denn der Weltklassehengst sah ausgeflochten so zottelig aus wie jedes andere Turnierpferd, ob nun in Grand Prix oder Klasse A.
Dabei wurde der 13-jährige Sohn des legendären Dressurvererbers Donnerhall, selbst schon ein gefragter Pferdemacher, in Herning zum deutschen Goldschmied. „Das war das bisher herausragendste Erlebnis“, sagt Langehanenberg über jenen Ritt, als eine Punktlandung her musste, um der Equipe Gold zu retten: „Alle dachten, das schaffen die Deutschen nicht.“ Von wegen! Die Rampensau Damon Hill („Hauptsache Turnier und viele Leute“) wurde zur Kampfsau.
EM-Gold also als Krönung eines Jahres, das für Helen Langehanenberg „noch etwas irreal“ ist – der grandiose Weltcup-Sieg unterm Hallendach im April, die Triumphe in Balve und Aachen, auch das Kuriosum von Herning: In der ersten EM-Einzelentscheidung hatte sich die Balkenhol-Schülerin verritten, 14 Punkte futsch, Titel, Medaille, alles. Das ging ihr wohl, als sie abgeklingelt wurde, durch den Kopf: „Ich habe mich schwarz geärgert.“ Nach dem Ritt gab sie ein erstes Interview, schaute dabei mit einem Auge auf den Bildschirm, wo die Prüfung der Olympiasiegerin übertragen wurde. „Und plötzlich pariert Charlotte durch“ – die Britin Dujardin hatte sich ebenfalls verritten, danach passierte es auch der Niederländerin Adelinde Cornelissen. Alle drei Medaillengewinnerinnen patzten und jubelten am Ende dennoch. Der viertplatzierte Edward Gal (Niederlande) frozzelte, „ich hätte wohl auch mal den falschen Weg einschlagen sollen …“
Dass „Dami“ in der abschließenden Kür bei den Einern, den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung, hinten mal nicht mitsprang, war dann auch fast menschlich – selbst für ein optimal ausgebildetes Pferd wie den vor Kraft strotzenden Westfalen. Auch wenn zum Schluss des Championats die letzte Frische fehlte, es reichte wieder zu Silber.
Jetzt gibt es in Stuttgart (13. bis 17. November) die Revanche „light“ mit der Doppel-Europameisterin. „Light“ deshalb, weil Charlotte Dujardin dort nicht Wallach Valegro sattelt, sondern Hengst Uthopia. Langehanenberg, die freundschaftliche Kontakte in die Pfalz, zum RC Neustadt, pflegt, geht gelassen in die erste Weltcup-Kür der Saison, denn fürs Finale 2014 in Lyon ist Damon Hill als Cupverteidiger „an sich gesetzt“ – er muss vorher nur zwei Turniere gegangen sein. Seine Wettkampfpause nutzte die 31-Jährige auch, um Nachwuchspferd Rohjuwel, der bereits das Oldenburger Gütesiegel OLD trägt, zum ersten Sieg in einer Inter-II zu pilotieren. „Der ist ganz, ganz fleißig am Lernen“, sagte sie der RHEINPFALZ über den neunjährigen Hengst. Buchstäblich: Da scharrt ein Rohjuwel hinter dem Goldschmied schon mit den Hufen ...
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