Ungarns Exportschlager Gyula Dallos wurde 60 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 11. April 2010 um 16:08

 

Budapest. Er war und bleibt einer der großen Sympathieträger der Dressur, er, Gyula Dallos. Der Ungar hatte nur das Pech, zu den “Zu-Früh-Geborenen” zu gehören. Heute würde er die Zuschauer aus schierer Begeisterung nach seinen Kür-Ritten aus den Sitzen springen lassen. Gyula Dallos, ein leider zu wenig wahrgenommener Diplomat der Dressur, wurde an diesem Sonntag, 11. April, 60 Jahre alt. Er gehört zu den ganz Großen, vor allem als Mensch.

 

Er wird allen immer als der lächelnde, freundliche Dressurreiter in Erinnerung bleiben. Auch ohne Siege bei Championaten oder Olympischen Spielen. Doch kaum einer stand so wie er für seinen Sport, der erst langsam über die Kür eine Fangemeinde sammelt. Und die Kür war immer das Glanzstück des Gyula Dallos auf seinem mächtigen Schimmelhengst Aktion, der im starken Trab auch dorthin trat, wohin er mit dem Huf zeigte.

 

Ein Ungar, und dazu noch geboren in der Eiszeit zwischen Ost und West, ob in Sport oder Politik,  konnte eigentlich nur Fußballer werden wollen. Fußball das gehörte mehr zu Ungarn als Reiten. Und auch Gyula Dallos wollte lieber kicken. Doch eine schwere Armverletzung stoppte ihn zunächst. Ausgerechnet in jenen Tagen begann ein Club in seiner damaligen Heimatstadt Szombathely, 43 n.Chr. von den Römern gegründet, den Reitbetrieb. Er ging hin und begann zu reiten, er spezialisierte sich auf Vielseitigkeit und Springen. Nach elf Jahren hatte ihn der Fußball wieder. Doch wieder eine schwere Verletzung  nahm ihm endgültig die Freude am Ball. Die Welt war damals, 1975, weiter noch geteilt in Ost und West, und Dressur hatte nur in der ehemaligen UdSSR einen Stellenwert, Gyula Dallos entschied sich dennoch für diese Welt der Ordnung und Disziplin, die so unendlich viel an Arbeit und Disziplin abverlangt, und nur von wirklich ganz wenigen auch mit der Seele gesehen wird.

 

Gyula Dallos wurde in diesem geschlossenen Zirkel  dennoch einer. Mit seinem holländisch gezogenen damals elfjährigen Schimmel Aktion, der über den Schweizer Daniel Ramseier und den Allgäuer Pferdemann Alexander Moksel in seinen Beritt kam, wurde der nach wie vor einzige ungarische Reitsport-Exportschlager Dallos 1993 in Lipica Bronze-Medaillengewinner der Kür-Europameisterschaft. Nicht zu Unrecht sagte der aus altem ungarischen Adel stammende Reitlehrer damals: “Das war für Ungarns Reiterei ein historischer Moment.” Im Fahren waren die Magyaren immer schon Könner an den Fahrleinen, im Springen hatten sie früher einen, Josef von Platthy, er hatte bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 Bronze gewonnen.

 

Gyula Dallos nahm mit einem Pferd, nämlich Aktion, an sechs Finals des Weltcups teil, was einmalig ist, insgesamt wurde er dazu – auch auf anderen Pferden - 25-mal ungarischer Landesmeister, Weltrekord. Ein trauriges Kapitel bleiben für ihn die Olympischen Spielen in Atlanta 1996. Er wurde zwangsweise Zuschauer,  Aktion hatte den obligatorischen Veterinär-Check nicht bestanden.

 

Der Lipizzaner moderner Prägung, der beim Turnier 20000 in Bremen vom Sport verabschiedet wurde, starb am 2.Mai 2003 kurz vor seinem 21. Geburtstag. Er wurde zwar noch wegen einer Darmverschlingung operiert, musste dann doch eingeschläfert werden. Gyula Dallos: ”Aktion war mein großer sportlicher Partner – und Teil der ganzen Familie.” Auf dem Schimmel hatte Tochter Sophia noch ihre ersten Schleifen erritten, sie sorgt dafür, dass der Name Dallos ein Begriff bleibt…

 

 

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