Deutsche Para-Dressur im Wandel Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"   
Dienstag, 06. Mai 2014 um 12:14

Mannheim. Die deutschen Para-Stars der Dressur blieben auch in Mannheim ganz vorne, auch mit Nachwuchspferden.

 

Es standen die bekannten Namen ganz oben auf den Mannheimer Siegerlisten der Paradressur - jedenfalls an der Stelle, wo der Reiter oder die Reiterin eingetragen ist: Hannelore Brenner in ihren beiden Individualaufgaben auf dem Maimarkt,  Angelika Trabert in ihrer Prüfung am Sonntag. Beide Stars der Paraszene, die für den pfälzischen RC Hofgut Petersau starten, haben diesmal aber auch Nachwuchspferde am Start.

 

Es war ein ungewohntes Bild gestern bei der Siegerehrung der Wettkampfklasse (Grade) III: Da saß Hanne Brenner auf einem schicken Fuchs, der gelassen die Abschwitzdecke für den Sieger spazieren trug. Dabei hasst ihre Erfolgsstute Women of the World, die die inkomplett querschnittgelähmte Reiterin zu vier paralympischen Goldmedaillen trug, doch diese lauten Zeremonien. Des Rätsels Lösung: Die „Olle“, wie Brenner ihr inzwischen 19 Jahre altes, aber topfittes Pferd nennt, hatte die Prüfung zwar gewonnen - doch zur Siegerehrung durfte der andere Fuchs aus dem Wachenheimer Stall antreten, der neunjährige Wallach Kawango.  Brenners Trainerin Dorte Christensen musste lachen über den Hinweis, dass Hanne nun ja endlich  ein Pferd für den Zeremonientrubel habe. Und vielleicht ist „Kiwi“ ja auch bald in der Lage, sich die Abschwitzdecke höchstselbst zu verdienen. „Sie darf bloß nicht böse auf ihn werden“, sagt Dorte Christensen, und Hanne Brenner weiß: „Ich muss ihn noch besser motiviert kriegen. Es ist wichtig, dass ich ihm vertrauen  und ihm dadurch auch Vertrauen geben kann.“

 

Auf diesem Weg, der ihn vielleicht sogar zur WM in die Normandie führt, war Mannheim als Zwischenstation für den hübschen Trakehner sehr wichtig. Die Atmosphäre auf dem Maimarkt ist gerade für die jungen Pferde doch mitunter stressig, wobei Kawango nun schon einige Erfahrungen auf ländlichen (Regel)-Turnieren gesammelt hat. „Er hat sich super benommen“, lobte ihn  Brenner.

 

Diese Turniererfahrung fehlt noch der erst siebenjährigen Stute D’Animossa von Angelika Trabert. „Dafür war sie erstaunlich gut bei mir, hier ist ja schon viel zum Gucken“, fand die Grade-II-Reiterin, der von Geburt an beide Beine unterhalb der Oberschenkel fehlen. Noch sind die beiden in der sozusagen erweiterten Testphase, ob die holländische Stute (mit Donnerhall im Stammbaum) den sportlichen und  sicherheitstechnischen Ansprüchen der Reiterin („Wir rutschen halt schneller vom Pferd“)  genügen kann. An Lektionen wie Rückwärtsrichten, auch gestern, oder Kurzkehrt muss noch gearbeitet werden. Aber Trabert hat keine Eile, ihre etablierte Hessenstute Ariva-Avanti  ist ja erst elf. Trotzdem: Lieber heute schon an morgen denken.

 

Die deutsche Equipechefin Britta Bando hat sich schon verguckt in Kawango: „Ich glaube an ihn, und bei den Richtern kam er gut an.“ So ging sie durchaus das Risiko ein, den Neuling für die Mannschaft zu nominieren, die gestern prompt klar vor Dänemark den ersten Nationenpreis außerhalb eines Championats gewann - dass es so etwas überhaupt gibt, ist wie so häufig der kreativen Hartnäckigkeit  des Mannheimer Turnierchefs Peter Hofmann zu verdanken. „Die Mischung stimmt“, findet Bando mit Blick auf den vierbeinigen Nachwuchs, „wir brauchen erfahrene Reiter auf unerfahrenen Pferden.“

 

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