Vier Wochen vor dem Global-Auftakt herrscht vor allem großes Schweigen... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 09. März 2016 um 20:45

Miami Beach. In genau vier Wochen beginnt in Miami Beach unmittelbar am Meer die elfte Serie der Global Champions Tour der Springreiter seit 2006, diesmal gar noch erstmals mit dem Pfropf „Team-Springen“ - doch die Teams vom Namen her kennt wohl nur Jan Tops, auch sonst wird bisher eher nichts gesagt...

 

 

Als der Weltcup der Springreiter 1978 begann, waren zunächst alle dagegen. Doch das Preisgeld war wie ein Knebel. Olympiasieger Alwin Schockemöhle sagte damals: „Wenn es Geld gibt, schreien sie alle Hurra…“ Und nicht anders war es vor zehn Jahren, als der geschäftstüchtige Niederländer Jan Tops die Global Champions Tour kreierte. Und der hatte gleich noch ganz andere zusätzliche Nettigkeiten parat, für alle jene, die nicht zum Elitekreis gehören, aber auch reiten wollten. Die 30 Ersten der Weltrangliste haben einen Passepartout zur Globaltour, der Rest hat sich einzukaufen, zusätzlich auch noch über einen VIP-Tisch im Festzelt für rund 35.000 Euro, exklusive Startgeld und andere Kosten. Tina O. kaufte sich vor einigen Jahren auf der Tour gleich für 350.000 € ein, und dazu war sie auch noch zusätzlich Hauptsponsorin des Unternehmens. Und Rolex steht inzwischen auch wie eine Mauer dazwischen, zwischen der von Longines beträufelten Turnieren und den Rolex-Edelsteinen wie in Aachen, Genf und Spruce Meadows zum Beispiel.

 

Rücksicht ist ein Fremdwort

 

 

Die Global Tour nimmt auf den normalen Turniersport keine Rücksicht. Und solange das Geld fließt, wird die Tour auch rotieren und einigen immer mehr aufs Konto spülen, nicht nur Reitern. Und die dort oben satteln können, haben auch die nötige „Asche“, um den Beritt stets erneuern zu können. Und daran haben wieder andere ihren pekuniären Vorteil, beim Züchter angefangen bis hin zum Pferdehändler oder Ausbilder, die auch Honig saugen möchten.

 

Inzwischen steckt der Turniersport in einer zusätzlichen schwierigen Krise, denn durch das Einbinden eines hoch dotierten Teamspringens in die bisherige Global Champions Tour gehen den Bundestrainern langsam die Reiter aus für die Nationen-Preise bei den Offiziellen Internationalen Turnieren (CSIO). Vergeblich ging der Weltverband (FEI) bisher gegen den Team-Wettbewerb an, vor einem ordentlichen Gericht in Brüssel bekam Jan Tops Recht. So fand das Bosman-Urteil aus dem Fußball auch Eingang in den Turniersport. Man kann somit auch einem Reiter nicht vorschreiben, wo er zu starten habe – und wo nicht. Doch seltsamerweise wurden bisher keinen Namen genannt, wer nun die einzelnen Teams bilden, die dann bis zum Finale zusammenbleiben müssen.

 

Von der Geldschwemme der internationaler Turniere werden verschiedene deutsche Wettbewerbe regelrecht zur Seite gespült. Bestes Beispiel dafür in Deutschland wieder einmal die nationale Meisterschaft. Es wird interessant werden, wer in Balve um den Springtitel startet. Denn zum gleichen Termin Anfang Juni lädt Tina Onassis de Miranda nach St.Tropez zu ihrem  hochdotierten CSI in toller Atmosphäre auf lau für alle, die irgendwie zum Tross gehören, und eine Woche davor stand in Rom beim italienischen CSIO nach Lummen und La Baule der dritte Pflichtantritt – von vier - einer deutschen Equipe an, um Punkte für das Nationen-Preis-Finale in Barcelona (22. bis 25. September) zu sammeln.

 

Reitet für Deutschland…

 

Und beim Geld kommt für manchen der hehre Gedanke sicherlich nicht als Echo zurück,  man müsse stolz darauf sein, für sein Vaterland zu reiten. Davon lässt sich kein Hafer kaufen und keine Box bezahlen, geschweige denn das Personal. Und wer in Deutschland auf ein ganz normales Drei-Sterne-Turnier fährt, hat Kosten um die 5.000 Euro. Da weiß mehr als einer am Ende wahrlich nicht, wie er den Sprit für die Heimfahrt bezahlen soll.

 

Solche Schwulitäten belasten keinen aus der augenblicklichen Weltelite. Sie haben meist gute Sponsoren, sind von Zuhause aus abgefedert oder werden vom Staat oder - wie in der Niederlande - von privaten Interessengesellschaften entsprechend von derlei finanziellen Bürden befreit.

 

Die bisherigen Großverdiener auf der Global Champions Tour, da ist Olympiasieger Jan Tops auch ganz auf Transparenz erpicht, sind bisher Tops-Ehefrau Edwina Tops-Alexander (Australien) mit 2,912.487 Euro, gefolgt vom früheren Weltranglisten-Ersten Scott Brash (Großbritannien) mit 2.372.852 €, dem Schweden Rolf-Göran Bengtsson (2.314.991), der Brasilianerin Luciana Diniz (1.950.702) und den Deutschen Ludger Beerbaum (1.824.491), Christian Ahlmann (1.471.185), Marco Kutscher (1.445.7631) und Marcus Ehning (1.378.413) sowie Meredith Michaels-Beerbaum (1.296.615).

 

Seltsamerweise steht einen Monat vor dem Auftakt in Florida bisher immer noch nicht fest, auf welche Summe sich das gesamte Preisgeld beläuft…

 

14 Turnierorte der anstehenden Serie der Global-Tour:

 

Miami Beach (USA), 07. - 09. April
Mexico City (MEX), 15. - 17. April
Antwerpen (BEL), 20. - 23. April
Shanghai (CHN), 29. April - 01. Mai
Hamburg (GER), 04. - 08. Mai
Chantilly (FRA), 26. - 29. Mai
Cannes (FRA), 09. -11. Juni
Monaco (MCO), 23. - 25. Juni
Paris (FRA), 01. - 03. Juli
Estoril (POR), 07. - 09. Juli
Valkenswaard (NED), 04. - 07. August
Rom (ITA), 09. - 11. September
Wien (AUT), 15. - 18. September
Doha (QAT), 03. - 05. November

 

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