1.Fachtagung Reitboden: Mehr Fragen als Antworten... Drucken
Geschrieben von: Dr.Cornelia Dreyer-Rendelsmann   
Mittwoch, 23. Juni 2010 um 08:13

 

Sinsteden. Trotz Fußball-Weltmeisterschaft mit einem Match der deutschen Mannschaft – volles Haus bei der 1. Fachtagung über den perfekten Reitboden.

 

Zum ersten Mal konnte eine hippologische Fachtagung  im Landwirtschaftsmuseum des Kulturzentrums Sinsteden des Rhein Kreises Neuss sich international nennen, waren der Einladung  der öffentlich bestellten und vereidigte Sachverständigen für Zucht und  Haltung von Pferden , Reit-, Fahr- und Turniersport  und für Reitplatzbau nicht nur Gäste aus Deutschland, sondern auch aus Östereich und der Schweiz gefolgt.

 

Der perfekte Boden – fast unmöglich

 

Sechs Referenten beleuchteten das disziplinübergreifende Thema. Im Einführungsreferath – „Der perfekte Reitboden, wie soll er sein?“  vom  im Vielseitigkeitssport  international erfolgreichen  Dipl.Ing.Agr. und Pferdewirt  Jan Büsch (Bonn) wurde klar, dass hier die „eierlegende Wollmichsau“ gefragt ist. Tritt- und rutschfest, dabei elastisch und nicht zu stumpf, staubfrei und möglichst gleichbleibend, dabei unterschiedlich für Turnier, Training und Disziplin.  Wie schwierig es ist, dieser Forderung nachzukommen, beschrieb  der Reitplatzbauer Peter Wernke („Der grüne Sand“) aus Holdorf . Fast unmöglich wird das Ganze, wenn man die aktuelle Rechtssprechung einhalten will, die bisher bei keinem Reitplatz in Deutschland  berücksichtigt wurde. Mindestens 20.000 ha  versiegelte Flächen plus Ausgleichsfläche müssten her, würde man allein in Deutschland dem EU Wasserhaushaltsgesetz Folge leisten. „Alles ist möglich- nichts erlaubt“, so die Überschrift seines Referats.

 

Gut soll er sein – aber nicht teuer

 

Wie groß die finanziellen Spielräume der einzelnen Pferdebetriebe sind, und wie hoch das Budget für den Reitplatz  sein kann, machte  Uwe Karow vom Berufsverband der Berufsreiter klar. Mit bis zu 45 Euro pro Monat und Box kann der  „perfekte“  Reitgrund die Einstaller belasten. Sein Rat: Das Niveau der Reitplätze nicht zu hoch zu schrauben, da sonst dann unbezahlbar. Und wie schnell  Kosten produziert werden können  stellte der völlig pferdefremde Heinz Jürgen Rühl vom Amt für Umweltschutz des Rhein Kreises Neuss in seinem Referath  „Alter Reitboden- teure Entsorgung“  dar. Eine Mischung aus Sand, Pferdeäpfeln und synthetischer Zuschlagstoffe  kann der Alptraum werden , wenn es um Entsorgung geht. Die Kosten, die auf Reitstallbetreiber zukommen, können bei der Entsorgung durchaus höher sein als beim Einkauf der Wunschtretschicht. Vor dem Kauf sollte man schon direkt die Müllberatung aufsuchen.

 

Warum nicht reiten auf Naturboden?

 

Einen  bisher in der Diskussion um Zuschlagstoffe  völlig vernachlässigter Aspekt wurde von einem Tagungsteilnehmer vorgetragen. Ihm ging es um unsere Kinder, denen wir Tonnen um Tonnen  belastetes Material hinterlassen, was völlig unnötig ist. Wie die vergangenen Jahrhunderte  gezeigt haben, ist Reiten und sogar Reitkunst auch auf völlig natürlichen Böden möglich. Wie schwer es ist, alle Erkenntnisse in einem Regelwerk zusammenzufassen, wurde  beim Vortrag von Prof. Bischoff  (Erfurt), dem Vorsitzenden des FLL-Arbeitskreises Reitböden deutlich. FLL ist  die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V,  die 2005 die Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Reitplätzen im Freien herausgab.  Sein Vortrag „FLL-Stand der Technik“ zeigte, dass vieles der  im Regelwerk festgelegten Vorgaben von Fall zu Fall  betrachtet werden muss. Schwierig, wenn Parteien vor Gericht streiten.

 

Und wie es mit der Haftung aussieht, erläuterte  Michael Dyhr in seinem Vortrag „Wer haftet wenn“, dem seine praktischen Erfahrungen als Turnierrichter, Reiter, Parcourschef  und Verbandsfunktionär bei seiner  Tätigkeit als aufs Pferderecht spezialisierter Anwalt immer wieder zu Gute kommen.  Das Fazit seines Beitrages. Haftung ja, aber auch die ist von Fall zu Fall zu betrachten, jenseits aller Regelwerke, die  allerdings richtungsweisend sein können.

 

 

 

 

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