Endlich wird Einparken mit Pferdehänger zum Spiel... Drucken
Geschrieben von: Norbert Herbst/ DL   
Donnerstag, 29. September 2016 um 11:17

Celle. Welcher Turnierreiter oder Turnierhelfer kennt sie nicht, jene Momemente, wenn auf dem Hänger das Pferd trampelt, die Zeit zum Abhaken oder Abreiten drängt, weil man vorher im Stau hing – und dann auf einem Acker oder einer Wiese als Parkplatz des angesteuerten Turniers teuflische Enge herrscht – da bricht kalter Schweiß aus, weil dann meist das Einparken gar nicht mehr klappt…

 

Es gibt Augenblicke im Leben eines Reiters, da wird Turnierlust oftmals schon vor dem Satteln zum Turnierfrust. Und es gibt  kaum einen ambitionierten Rotrock, der Momente dieser Art noch nicht erlebt hat. Vielfach ist die Anfahrt zum Turnierort das Übel allen Grolls. Einparken mit Pferdehänger ist nicht Jedermanns Sache, zumal dann nicht, wenn das Gelände unübersichtlich,  der Parkraum beschränkt und der Fahrer allein ist. Wer rückwärts rangieren will, stößt schnell an seine Grenzen. Lenkt der Fahrer nach links, biegt der Hänger nach rechts ab, schlägt er das Lenkrad nach links ein, driftet der Hänger nach rechts. Manchmal ist's schier zum Verzweifeln.

 

Fluchen, Schwitzen und kompliziertes Umdenken war gestern, heute hilft ein sogenannter Trailer Assist beim Einparken. VW hat ihn zur Serienreife gebracht und schafft auf diese Art und Weise für Ordnung auf den Parkplätzen der Turnierstandorte. Ob das Einparken des Gespanns damit zum Kinderspiel wird  wie die Macher behaupten, sei einmal dahingestellt. Fakt ist: Das Einparken gelingt spätestens im zweiten Anlauf,  und stressfrei ist es auch.

 

Trailer Assist _ das steht neudeutsch für Anhänger-Unterstützung und basiert auf einer Weiterentwicklung des bewährten Parklenkassistenten der zweiten Generation. Mit ihm fährt Volkswagen seit Jahren teilautomatisiert allerdings ohne Anhänger in Parklücken. Ist heute ein Hänger angekoppelt, wechselt das erweiterte Steuergerät der dritten Generation in den Trailer Assist-Modus und liefert der Lenkung via Ultraschallsensoren entsprechende Hinweise, wohin die Rückwärtsfahrt geht. Dem Fahrer bleibt allein die Überwachungsfunktion in den Rückspiegeln und der sanfte Tritt aufs Bremspedal, wenn die Fahrt zu schnell werden sollte.

 

Das System ist ausgeklügelt und bedienerfreundlich. Schon das Ankoppeln verheißt Fahrgenuss pur, denn mittels der Rückfahrkamera ist die kurze Fahrt unters Kupplungsmaul ein Klacks. Wird  rückwärts rangiert, sieht die Kamera die Deichsel wie eine Kompassnadel, erkennt so den aktuellen  Winkel des Trailers zum Autoheck und rechnet diesen Winkel in den aktuellen Lenkwinkel des Anhängers um.

 

Ein farbiges Multifunktionsdisplay zwischen Drehzahlmesser und Tachometer im Modell Tiguan zeigt beim aktivierten Trailer Assist an, welcher Knickwinkel eingestellt wird. Dieser ist vom Fahrer mit einem Joystick an der Spiegeleinstellung zu programmieren. Das ist übrigens der einzige Knackpunkt. Um den Knickwinkel korrekt an- und einzugeben, bedarf es einiger Übung. Den Rest erledigt das System von ganz allein. Statt Anspannung ist beim Fahrer Entspannung angesagt. Kamerad Pferd wird’s später danken.

 

VW setzt sogar noch einen drauf. Mit dem System „Cam-Connect“, einer neuen Software und einer Kamera auf dem Hänger, hat der Fahrer die Pferde stets fest im Blick. Das verschafft zusätzlich ein Höchstmaß an Sicherheit.

 

Erhältlich ist der Trailer Assist für Automatik- und Schaltwagen. Volkswagen baut ihn bisher in die Modelle Golf , Golf Variant, Golf Alltrack, Golf Sportsvan, Touran, Tiguan, Passat, Passat Variant, Passat Alltrack, Volkswagen CC, Sharan und  Touareg ein.

 

Erschwinglich ist das nützliche System durchaus. Die Preisspanne  für den Trailer Assist, den VW als einziger europäischer Hersteller anbietet, beläuft sich zwischen 630 Euro (Passat Alltrack) und 935 Euro beim Tiguan. Was allerdings nicht mehr geht, ist ein späterer Einbau bei älteren Modellen.  „Da wäre der technische Aufwand bei weitem zu groß“, berichtet Mit-Entwickler Dennis Jank.  Ingenieure wie er denken vielmehr bereits einen Schritt voraus. Aus der Halbautomatik eine vollautomatische Lösung zu machen, wird die nächste Aufgabe sein. Das allerdings wird dauern..

 

Janne Friederike Meyer, eine der besten deutschen Amazonen,  outete sich bei der Vorstellung des neuen Systems auf dem niedersächsischen Landgestüt in Celle als Tiguan-Fan. „ Mit seinem Allradantrieb eignet sich dieser SUV perfekt auch für matschige Pisten und Parkplätze, wie wir sie oft bei Turnieren haben. Und dann ist der Trailer Assist erst recht ein Gewinn.“

 

Zeiten, in denen das rückwärtige Einparken oftmals zum Vabanquespiel wurde, gehören der Vergangenheit an. Selbst Pferde finden das heute nur noch zum Wiehern – wie in einem Werbespot zu sehen und zu hören...

 

 

 

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