Daniel Deußer - Beispiel für längst vergessene Tugenden... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 27. September 2021 um 18:22

Reijmenam/ Belgien. Daniel Deußer ist nicht nur Könner im Sattel und der Weltranglisten-Erste, er ist auch einer der Spitzenverdiener im Springsport, allein in Aachen…

 

Daniel Deußer (40) gehört inzwischen zu jener schon fast ausgestorbenen Generation, über die der dreimalige Einzel-Europameister Paul Schockemöhle (76) mal sagte: „Wer gut ist, fleißig und will, kommt nach oben, ohne von zuhause aus großzügig gesponsert zu werden.“ Daniel Deußer steht als Beweis. Er war bisher zweimal deutscher Meister, Weltcupsieger 2014, Team-Olympiadritter in Rio 2016 und nun zuletzt gewann er den begehrtsten Großen Preis des Springsports, den Grand Prix von Aachen auf der Stute Killer Queen, der man hätte vielleicht einen netteren Namen verpassen sollen. Nach Aachen war der Hesse auch am Golf von Saint Tropez wieder im Einsatz, wo der Schweizer Steve Guerdat im Großen Preis auf dem französischen Wallach Victorio des Frotards Erster wurde und 50.000 Euro kassierte und wo Deußer mit Casallvano den fünften Rang belegte, was ihm Bruto 14.000 einbrachte. Fast ein Kleckerbetrag im Vergleich, was er bisher aus Aachen mitnahm. Laut amtlicher Berechnung kam er seit seinem ersten Ritt in der Soers 2009 auf bisher insgesamt 1.193.517 Euro. Allein die bisherigen zweiten Plätze im Großen Preis 2015 und 2019 hoben den Jahresumsatz um 400.000 Euro, und als Prämie im letzten Grand Prix kamen 330.000 dazu.

 

Es wäre verwunderlich gewesen, hätte Daniel Deußer nicht seine Erfüllung im Reitsport gefunden. Seine ganze Fmailie ist pferdebesessen, Vater Thomas ritt bis Klasse „S“ Springen, Onkel Ralf war in der Vielseitigkeit tätig, der andere Onkel Helge wurde zweimal Hessenmeister im Springen, die Mutter ritt ebenfalls Springen. Sein erster Ausbilder war Siggi Herröder. Er selbst hatte jedoch keinen Sponosor, keinen Mäzen, er brauchte immer jemanden, der ihm ein Pferd zur Verfügung stellte. Und so sagte er auch mal ganz am Anfang: „Ich wünsche mir einen Pferdebesitzer, der nicht ans Verkaufen denkt – sondern für mich ein Pferd hält.“

 

Entdeckt hat ihn Mannschafts-Olympiasieger Lars Nieberg, gefördert  Siegfried Herröder (Büttelborn), der ebenfalls das große Talent erkannte und Daniel Deußer an Franke Sloothaak weiterempfahl, „und bei ihm habe ich das dressurmäßige Ausbilden von Springpferden erlernt“, sagt er. Von ihm habe er auch Geduld mitgenommen, Gelassenheit, „Franke bleibt immer ruhig.“ Sloothaak, Doppel-Weltmeister von 1994, zweimal Team-Olympiasieger, war mit 16 Jahren nach seinem Umzug von Holland nach Deutschland zu Alwin Schockemöhle nach Mühlen gekommen, und der war eben wiederum – wie früher alle Springreiter - fit auch in der Dressur, „weil eben ein Springpferd ebenfalls immer unter Kontrolle des Reiters sein soll“ (Daniel Deußer). Siggi Herröder über seinen ehemaligen Schüler: „Top-Charakter, fleißig, der hat nie nach Freizeit gefragt, der wollte nur reiten, reiten, reiten.“

 

Bei Franke Sloothaak war Deußer viereinhalb Jahre, „eine Superzeit“, sagt er. Von ihm habe er unglaublich viel abschauen können, „von ihm lernte ich, dass man mit Pferden nicht sprechen kann, aber kommunizieren. Man glaubt ja gar nicht, auf welche wunderbare Weise man sich mit Pferden auf eine ganz andere Art dennoch zu unterhalten vermag.“ Er wurde in der Sloothaak-Zeit Zehnter der Deutschen Meisterschaft und durfte erstmals in Aachen starten beim CHIO, „ich war selig“. Aber Sloothaak war ja noch selbst aktiv und konnte nicht auch noch Deußer beritten machen, doch der suchte weiter, er wollte verständlicherweise noch mehr zum Licht.

 

Über Siggi Herröder wiederum lief die Verbindung zu Jan Tops, der gerade einen neuen Bereiter suchte, nachdem Schwedens erster Europameister in der Historie, Rolf-Göran Bengtsson, den Job in Valkenswaard geschmissen hatte und auch der Schweizer spätere Olympiasieger Steve Guerdat gegangen war. Franke Sloothaak habe damals gesagt, wenn er in seinem Alter wäre, würde er die Chance auch ergreifen…So wechselte Daniel Deußer nach Valkenswaard, er sagt heute, er habe den Schritt nie bereut, „denn ich hatte bei Jan gute und auch genügend Pferde zu reiten, hatte einen guten Job und konnte auf Super-Turniere fahren wie die Global Champions Tour“, aber seine Aufgabe bestand auch darin, die Pferde exquisiter Tops-Kundschaft, wie der griechischen Milliardärin Tina Onassis, turniertauglich vorzubereiten. Und Tops-Ehefrau Edwina aus Australien musste er ebenfalls im Training behilflich sein. Sechseinhalb Jahre arbeitete er im Verkaufsstall des Erfinders der Global Champions Tour und Team-Olympiasiegers von 1992 in Barcelona, am 30. April 2012 beendete er den Kontrakt mit Tops und wechselte in den Stall „Stephex“ von Stephan Conter in die Nähe von Brüssel. In Valkenswaard war er zuletzt nur noch die Nummer zwei hinter der ebenfalls zur Weltelite zählenden Tops-Ehefrau Edwina Alexander, bei Stephex wurde er die Nummer 1.

 

Inzwischen ist Daniel Deußer aus Hünfelden-Kirberg nicht nur Chefbereiter bei Stephex, auch Unternehmer im Pferdegeschäft, mit Ehefrau Caroline, Tochter des ehemaligen Weltklasse-Springreiters Eric Wauters, und gemeinsamer Tochter lebt er seit vier Jahren im eigenen Heim in Reijmenam bei Mechelen in Belgien. Er ist dort angekommen, wohin er immer wollte. Manchmal hat er auch Heimweh...

 

 

 

 

 

 

 

 

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