Christian von Plettenberg - letztmals am Mikro in der Soers Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 01. Juli 2022 um 18:42

 

Christian von Plettenberg sagt Adieu beim CHIO

(Foto: Kalle Frieler)

Aachen. Der stets unglaublich bewegende Abschied der Nationen als jeweiliger Schlussakt des CHIO von Deutschland in Aachen ist diesmal auch die Stunde des Abschieds vom langjährigen Stadion-Sprecher Christian von Plettenberg (69), nach vielen Jahren wird er in der Soers nicht mehr zu hören sein. Der 107. CHIO von Deutschland war dort sein letzter Auftritt am Mikrofon.

Richtig heißt er Christian Freiherr von Plettenberg, geboren in Neheim-Hüsten/ Westfalen, aufgewachsen in Menden, wohnhaft auf Schloss Graschnitz in der Steiermark/ Österreich. Ausgerechnet im titelhörigen Österreich, wo`s von Hofräten, Magistern, Excellenzen, Grafen und Baronen nur so wimmelt, ausgerechnet dort wurde 1919 durch das Adelsaufhebegesetz das Führen von Titeln und Würden abgeschafft. So ist Graf von Plettenberg in Austria ein ganz normaler Bürger, eben nur Christian Plettenberg im Gegensatz zum Ausland. Für Freunde ist er einfach „Pletti“.

Sein Vater Georg Freiherr von Plettenberg (1918-1980), Rittmeister, diente im Reiterregiment 15 in Paderborn, war Ende des Zweiten Weltkrieges Major und Ritterkreuzträger mit Eichenlaub, verheiratet war er mit Ida Gräfin von Thun-Hohenstein. Beruf des Vaters: Forstwirt.

Christian Plettenberg begann nach dem Abitur verschiedene forstwirtschaftliche Ausbildungen, dann holte ihn die Bundeswehr, 1976 wurde er als Leutnant der Reserve abgemustert. Danach begann er in Wien das Studium der Betriebswirtschaft, nach dem Tod des Vaters übernahm er 1980 den väterlichen Forstbetrieb auf Schloss Graschnitz in St.Marein (450 ha). Daneben unterhält er im Ort eine Schotterproduktion und eine Ziegelei. Zum Schloss gehört auch ein Reitstall mit rund 50 Pferden. Verheiratet ist er seit 1986 mit Isabella.

Über den Vater fand er geradezu logisch zum Pferd und zum Reitsport. Mit sechs Jahren begann er zu reiten, ersten ernsthaften Unterricht erhielt in der Reitschule seines Onkels Dieter Graf Landsberg-Velen in Balve/ Sauerland. Bis zum zweiten Bandscheibenvorfall 1983 nahm er selbst an Springturnieren teil, er fungierte als Equipechef der österreichischen Springreiter - und fuhr auch Automobilrennen.

Sein Traum war immer, „einmal in Aachen zu starten“. Wahrscheinlich wäre er aber reiterlich nicht gut genug gewesen, sagt er, „so habe ich eben Aachen als Sprecher erreicht. Es gibt nunmal viele Wege, die in die Soers führen…“

Von Wien nach Aachen über…

Sein erstes internationales Turnier am Mikro war das erste „Fest der Pferde“ in der Wiener Stadthalle 1985  mit den Organisatoren Peter Nidetzky, Thomas Frühmann, Rüdiger Wassibauer und Jörg Münzner. 1988 entdeckte ihn der frühere Springreiter und Parcoursbauer Hauke Schmidt für das Hallenturnier in Stuttgart, „wo ich meinem väterlichen Freund und Mentor Hans Heinrich Isenbart begegnet bin, der mich in den folgenden Jahren die Grundsätze und das kleine Handwerkszeug des Sprechers lehrte.“ Ab 1987 setzte ihn die österreichische Föderation auch als Equipechef der Springreiter ein, so auch in Aachen 1988, 1989, 1990 und 1991.

Wilhelm Stein, damals sportlicher Leiter beim Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV), testete Christian von Plettenberg 1991 und 1992 beim Hallenturnier als Sprecher, „das führte zu meinem ersten Einsatz 1993 beim CHIO.“ Nach Unterbrechungen kam ein Anruf vom damaligen Sportreferenten Horst Ense, der ihn überredete zur Rückkehr ans Mikro in Aachen. Seit 2000 ist er ein nicht unwesentliches Herzstück des CHIO Aachen.

Wenn er zurückblickt auf die Zeit, die Stunden am Mikro, dann sah er sich immer als „Bindeglied zwischen dem Veranstalter, den Reitern und Pferden sowie der Öffentlichkeit“. Er habe nie ein guter Sprecher werden wollen, „sondern vielmehr ein guter Reiter! Da dies aber nicht gelingen wollte, musste ich den „zweiten Bildungsweg wählen, um zu den großen Turnieren zu kommen“.

Freude an der Ansage machte aber auch die ständige Herausforderung, „auf alle plötzlichen Situationen und Ereignisse in Sekundenbruchteilen reagieren zu müssen und hier möglichst die richtigen Worte zu finden, oder einfach auch mal an einer Stelle den Mund zu halten. Dabei ist sicher nicht von Nachteil, ein gewisses Gefühl für die jeweilige Stimmung des Publikums zu entwickeln.  In solchen Momenten wird die Aufgabe echt spannend!  Nummern, Namen und Ergebnisse ablesen, kann dagegen wohl jeder.“

Nach bald 40 Jahren als Ansager bei Turnieren, Weltreiterspielen in Aachen 2006, drei Europameisterschaften, drei Weltcupfinals sowie „Ausflügen“ ans Mikro bei Tanzveranstaltungen, Tennisturnieren oder alpinen Skirennen und Moderationen von Sinfonischen Musikkonzerten und Auftritten zu Blasmusik „habe ich eigentlich alles erleben dürfen, was für mich möglich war“.

 

 

 

 

 

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