Fortsetzung von Anekdoten und Porträts aus dem Reitsport (Nr. 4) Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 29. März 2023 um 17:07

Wassenberg. In den ersten Nachkriegsjahren war vor Hans Günter Winkler bereits Fritz Thiedemann, Holsteiner mit trockenem Humor, abrupt beendete er seine Karriere – Dass für Frankreich mal eine Deutsche – Margit Otto-Crepin - in der Dressur startet, war sicherlich bei den Galliern nicht zu erwarten, dann auch noch auf einem nicht in Frankreich gezogenen Wallach – Was auch selten in dieser Art vorkommt, ziemlich einmalig bis heute erscheint, dass die Pferdebesitzerin eine große Karriere abrupt abbricht, genau das musste der Ire Trevor Coyle durchleiden, und ohne Happyend…Über Raimondo d`Inzeo darf gesagt werden: Als ewig Großer im Springsattel für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern des Turniersports festgehalten.

 

 Fritz Thiedemann – einer zum Anfassen...

 

Wenn andere längst schon vergessen sind, nur noch in Büchern oder Statistiken geführt werden, an Fritz Thiedemann wird man sich auch in den nächsten 100 Jahren noch erinnern. Er keiner der großen Gesten, nach einem Sieg, keiner, der sich vor die Fotografen drängte, um auf einem Bild am nächsten Tag in einer Zeitung zu erscheinen. Als dann das Fernsehen aufkam, blieb er er immer noch jener Fritz Thiedemann, wie ihn das Volk kannte und liebte. Er war immer einer aus dem Volk. Er hatte auch nie vergessen, woher er kam. Aber er war dennoch etwas Besonderes.

Sich selbst nannte er mal den „letzten geglückten Versuch meines Vaters“. Am 3. März 1918 kam Fritz Thiedemann in Weddinghusen auf die Welt, als neuntes von neun Kindern. Alle Holsteiner somit, zuhause in einem deutschen Landstrich, wo man sturer ist als sonstwo, vielleicht auch erdverbundener, wo man viel sagt, wenn man „Jau“ herauswürgt und nicht nur nickt.

Die Thiedemanns („der Name mit `Ha` hinter dem `Te`, alle anderen gehörten nicht zu uns“, Originalton Fritz Thiedemann) lebten schon weit über 350 Jahre auf diesem Hof, alle acht Geschwister von Fritz kamen dort auf die Welt, das neunte Kind ging einen anderen Weg und wurde berühmt in der Welt, eben Fritz . Er wurde vom Papst empfangen, vom US-Präsidenten, er schüttelte der britischen Queen die Hand und vielen anderen ebenso, doch er blieb immer er selbst. Die Welt, wo man Austern schlürft, wo Schampus und Kaviar zum Frühstück gehörten, in jener geschniegelten und aufgemotzten Gesellschaft war er nie zuhause, „dort musste man hineingeboren werden, ich gehörte nicht dazu.“

Mit seiner Frau Anneliese („Lieschen“) und den Kindern bewohnte er ein schmuckes Haus in Heide, eben in Holstein, Sohn Claus wurde Banker, dessen Zwillingsbruder Hartwig Apotheker wie auch die Tochter. Lieschen Thiedemann war auf fast allen Turnieren dabei, „und wenn ich mal nicht dabei war, dann schrieb mir Fritz jeden Tag einen Brief“ , sagt Lieschen Thiedemann, die am 24. Mai 99 Jahre alt wird.

Sein Reiterleben hatte Fritz Thiedemann in einem kleinen, in den Jahren arg zerfledderten Heftchen festgehalten, der Umschlag aus Pappe abgegriffen und vergilbt. Er hatte alles aufgeschrieben, die Siege, Stürze, Fehler oder die Gewinngelder, wann seine Frau mit war auf einem Turnier, wann nicht. Insgesamt löste er sich 132mal vorzeitig bei einem Turnier von seinem Partner Pferd. Auch die Siege hatte er schriftlich festgehalten: 550.

Den letzten Erfolg feierte der „große Fritz“ am 1.Juli 1961 im Preis der Nationen beim Internationalen Offiziellen Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen. Einen Tag später setzte er sich plötzlich neben seine Frau und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich höre mit dem Sport auf.“ Sie glaubte es nicht, wiederum 24 Stunden später ging Fritz Thiedemann in Aachen mit dem schweren Holsteiner Wallach Meteor auf die Abschiedsrunde. Handgelder, die damals auch schon gezahlt wurden, konnten ihn nicht zum Weitermachen überreden, „ich habe mich nie einkaufen lassen, mein ganzes Leben nicht.“ Und weiter meinte er mal: „Ich habe sicherlich im richtigen Augenblick aufgehört.“ Und mit ihm trat auch Meteor von der großen Bühne des Sports ab. Der „Dicke“, wie er überall genannt wurde, der mal Moritz hieß, einen Milchwagen zog, ehe ihn Fritz Thiedemann kultivierte, hatte 2.250 Mark gekostet. Insgesamt gewann er 150mal, war 84mal Zweiter und 54mal Dritter, wie er notiert hattre, alles zusammen, nämlich 499 Platzierungen, ergab eine Lebensgewinnsumme von für damalige Verhältnisse schier unglaublichen 177.361,78 Mark, „dazu kamen 5.564,32 Mark vom Deutschen Olympiade-Komitee in Warendorf und nochmals 13.506,43 an Züchterprämien.“

Thiedemann über Meteor, dessen Name geschützt ist wie auch der von Halla von Hans Günter Winkler: „Ein sturer Bock, ein unglaublich schwieriges Pferd, das schwierigste, das ich jemals ritt. Von Dressurarbeit hielt er gar nichts.“ In Kiel steht Meteor in Bronze gegossen als Denkmal.

Vor Hans Günter Winkler war bereits Fritz Thiedemann, nicht nur vom Alter her. 1949 siegte er erstmals im Deutschen Springderby in Hamburg, danach noch viermal. Erst zwei Jahre zuvor hatte er das Abenteuer „Großer Reitsport“ als Beruf begonnen. Zwölf Siege notierte er im Jahre 1947, bei fünf Turnieren.

Thiedemann, Mitglied der berühmten Hannoveraner Kavallerieschule, und Hans Günter Winkler kamen erst im Alter gut miteinander aus. In ihrer eigenen sportlichen Aera waren sie Partner, Konkurrenten, keine Freunde. Thiedemann: „Ich war nur der kleine Holsteiner Bauer, Winkler dagegen galt als der Künstler.“ Der Erfolg schmiedete sie aneinander. Winkler später: „Wir haben uns hart im Parcours bekämpft, aber immer ritterlich. Fritz war mein bester Partner im Sport, den ich jemals hatte.“ Wie HGW wurde er in die „Ruhmeshalle des Sports“ aufgenommen, er posthum 2008.

Er und Hans Günter Winkler galten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Botschafter eines neuen Deutschlands. Und Deutschlands Politikern wurde das ebenfalls bewusst. Am 4. Dezember 1974 erhielten beide in der damaligen bundesdeutschen Hauptstadt Bonn das „Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“.

Gerne erinnerte sich Fritz Thiedemann an die Olympischen Spiele 1952 in Helsinki, als er in Springen und Dressur jeweils eine Bronzemedaille gewann, „und das musste erst einmal jemand nachmachen“. Bisher einmalig. Goldmedaillen nach Siegen in Preisen der Nationen bei Olympia wurden Fritz Thiedemann 1956 in Stockholm – zusammen mit Hans Günter Winkler und Alfons Lütke-Westhues - und 1960 in Rom – mit Winkler und Alwin Schockemöhle - umgehängt. Schmerzlich war für ihn, als er auf Diamant „wegen einer Zehntelsekunde“ den Welttitel 1953 verpasste.

1958 gewann er auf Meteor in Aachen die Europameisterschaft, die deutschen Sportjournalisten wählten ihn zum „Sportler des Jahres“, seither wurde kein deutscher Reiter mehr mit diesem Titel geehrt. Fritz Thiedemann, der am liebsten Tierarzt geworden wäre, verleugnete nie seine Herkunft, „aber ich wollte auch immer weg vom Durchschnitt.“

Er war nicht nur Reiter, auch Züchter. Seiner Zucht entstammt beispielsweise der Wallach Farmer, auf dem Franke Sloothaak in Los Angeles 1984 Mannschafts-Bronze bei Olympia gewann. Über die Zucht im allgemeinen sagte er mal: „Man muss ihr dankbar sein, was sie dem Reiter an die Hand gibt.“

Fritz Thiedemann starb am 8. Januar 2000, „zuletzt lag er noch zwei Wochen im Krankenhaus, er war nicht mehr gut zuwege“, sagt seine Frau. Am Ende des Fritz-Thiedemann-Ringes in Heide wurde an seinem 100. Geburtstag ein Findling enthüllt, mit seinem Namen und den Lebensdaten, alles ganz schlicht, er hätte es nicht anders gewollt.

 

Margit Otto Crepin – Entschuldigung verweigert...

 

Pia Laus-Schneider sagt: „Sie war eine große Persönlichkeit.“ Die deutsche Dressurreiterin meint Margit Otto-Crepin, die im Alter von 75 Jahren am 19. April 2020 recht plötzlich in ihrer Hamburger Wohnung an der Elbchaussee verstorben war.

Vor über 30 Jahren urteilte der große Dr. Reiner Klimke über sie: „Sie ist eine Bereicherung für die Dressur. Wir alle müssen glücklich sein, ein solches Paar wie Margit Otto-Crepin und ihren Holsteiner Corlandus sehen und erleben zu dürfen.“ Die Saarbrückerin gehörte schon länger zur Hautevolee der Dressur durch Können, nicht nur durch ihr properes Aussehen, wofür keine Extranoten vergeben werden. Die Richter lobten ihren Sitz und die fast unsichtbaren Hilfengebungen auf durchgymnastizierten Pferden. In Corlandus von Cor de la Bryere hatte sie eines der besten Dressurpferde der Welt, medaillenwürdig. Den riesigen Wallach hatte sie 1982 in Donaueschingen gesehen und 1983 gekauft. Sie über ihn: „Vom Sternzeichen her Stier, ein Kämpfer, nachtragend, intelligent.“

Als Kind war Margit Otto spindeldürr, „weil ich meine Butterbrote auf dem Weg zur Schule immer an Pferde verfütterte“, erzählte sie mal. Sie stammte aus keiner Pferdesport-Familie, fühlte sich zum Pferd jedoch immer hingezogen. 1949 saß sie erstmals auf einem Pferd, zwischen 1953 und 1962 erhielt sie richtigen Reitunterricht in Saarbrücken. Ende 1962 flog sie in die USA, wo sie in Michigan das US-Abitur ablegte, dann kehrte sie zurück nach Europa, um in Paris an der berühmten Sorbonne zu studieren. Ihr Berufsziel: „Übersetzerin bei der UNESCO“. Nebenher arbeitete sie in verschiedenen Modeboutiquen, wo sie den Franzosen Daniel Crepin kennenlernte. Nach der Heirat blieb sie in der Modebranche, nach und nach eröffnete sie fünf Geschäfte in Frankreich. Sie zog Damen an und machte viel Geld damit, dass sie Markenware mit kleinen Fehlern günstig erwarb und preislich niedriger verkaufte als die Konkurrenz. „Was ich für Pferde ausgebe, habe ich immer selbst verdient“, sagte sie mal, undv das war nicht wenig. Neben Pferden liebte sie schnelle Spoprtautos und Motorräder.

Durch ihren Ehemann kehrte sie 1971 zur Reiterei zurück. Doch die Pferde stallte sie in Deutschland ein, denn Frankreich war ja nicht gerade der Hotspot in dieser Sportart aus Ordnung und Disziplin. Den Feinschliff in der Dressur für ganz nach oben holte sie sich bei den Reitmeistern Robert Schmidtke, Herbert Rehbein, Udo Lange, Fritz Tempelmann und Dr. Uwe Schulten-Baumer, über den sie sagte: „Von allen Trainern macht er sich nach meiner Meinung die meisten Gedanken darüber, wie Fehler behoben werden können.“

1974 ritt sie für Frankreich erstmals ein großes internationales Turnier, 1978 gewann sie erstmals auf dem Blüter Caprici einen Grand Prix, über ihn sagte sie: „Ein echter Franzose, voller Launen, aber auch voller Phantasie.“ Deutsche Pferde hielt sie für „ausgeglichen, charakterfest, selten schlecht gelaunt“. Die französische Föderation ließ sie nach eigenem Gusto walten, starten, wo und wann sie wollte. Anfeindungen von Neidern, dass eine Deutsche auf einem ausländischen Pferd für Frankreich reite, entgegnete der damalige Präsident Jean-Francois Chary mit dem Hinweis, solange die französischen Züchter und Reiter ihre Pferde ins Ausland verscherbelten, könne eine Französin wohl auch auf einem ausländischen Pferd für die Tricolore in den Sattel steigen.

Margit Otto-Crepin nahm an sechs Europameisterschaften teil (1981, 1983, 1985, 1987, 1989 und 1991), in Goodwood 1987 holte Sie auf Corlandus die Goldmedaille, nie zuvor war aus Frankreich jemand in der Dressur zu einem solchen Erfolg geritten, dazu kam sie zu Silber (1989) und Bronze (1991), außerdem erreichte Frankreich mit ihr als Leistungsträgerin 1995 auf Lucky Lord Bronze bei einer Europameisterschaft, gleichzeitig die erste Team-Medaille bei einem Championat in dieser Disziplin für Frankreich. Sie startete 1982 in Lausanne auf Caprici und 1986 mit Corlandus in Toronto bei Weltmeisterschaften, sie gewann mit Corlandus 1989 den Weltcup, und sie war Olympiateilnehmerin 1984 in Los Angeles, 1988 in Seoul, 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta.

Als große Favoritin war sie mit Corlandus zu den Olympischen Reiterspielen nach Seoul 1988 gereist. Am Ende wurde sie für sie persönlich enttäuschende Zweite hinter Nicole Uphoff auf Rembrandt. Der amerikanische Richter Donald Thackeray hatte die elegante blonde Reiterin mit dem zwölfjährigen Wallach gar nur auf den dritten Rang genotet, wofür er sich später sogar entschuldigte, er hätte sich vertan. Doch Margit Otto-Crepin nahm die Entschuldigung nicht an, „denn einmal in meinem Leben hatte ich die Chance, Olympiasiegerin zu werden – und diese Möglichkeit wurde mir von einem Richter genommen, da konnte ich keine Entschuldigung akzeptieren…“

 

Trevor Coyle – oder das brutale Ende einer Karriere

 

In der Szene war er bekannt, die breite Öffentlichkeit kannte ihn kaum, doch dann hatte er den wunderbaren Schimmelhengst Crusing unter dem Sattel, und alles wurde anders. Es ist eben viel Wahres dran, dass jeder große Reiter nur einmal in seinem Leben auch ein großes Pferd unter dem Sattel hat, mit dessen Namen er ein Leben lang und darüber hinaus verbunden bleibt, wie im Springreiten in der Neuzeit Hans Günter Winkler mit  Halla, Fritz Thiedemann mit Meteor, Nelson Pessoa mit Gran Geste, John Whitaker mit Milton, Alwin Schockemöhle mit Warwick Rex, Paul Schockemöhle mit Deister, Hartwig Steenken mit Simona oder Pierre Durand mit Jappeloup und Ludger Beerbaum mit Ratina, Meredith Michaels-Beerbaum mit Shutterfly, Eddy Macken mit Boomerang und Hugo Simon mit ET oder Franke Sloothaak mit Joli Coeur. Der Nordire Trevor Coyle gehörte schon fast zu diesem erlauchten Kreis, mit Crusing. Coyle und Cruising, eine wunderbare Kombination. Doch nur für einen Augenblick im sportlichen Leben des Trevor Coyle.

Trevor Coyle (inzwischen 64) hatte für den Schimmel Cruising den berühmten Dreh gefunden, um aus dem sensiblen Hengst auch ein Siegpferd zu formen. 1995 mit der Equipe in St. Gallen Bronzemedaillengewinner bei der Europameisterschaft, ein Jahr danach in Aachen, in Dublin, Modena und Calgary Mitglied der erfolgreichen Nationen-Preis-Mannschaften bei den entsprechenden Offiziellen Internationalen Springreiterturnieren (CSIO), 1996 Gewinner des Goldenen Käfers in Wolfsburg, 1998 Sieger im Grand Prix des CSIO der Schweiz in Luzern, 1998 Gewinner von zwei Weltcupprüfungen, 1999 im April Sieger im Großen Preis der Bundesrepublik in der Dortmunder Westfalenhalle, wenige Wochen vor der Europameisterschaft in Hickstead als zweiter Ire nach Eddie Macken Gewinner des Großen Preises von Aachen zum Abschluss des 84. CHIO von Deutschland – und dann kam die Europameisterschaft in Hickstead, Coyle und Crusing zählten zu den Favoriten…

Zeitspringen wie gewöhnlich der Beginn eines solchen Championats. Als dann in der Hetze gegen die Uhr Cruising dreimal die Stangen aus den Auflagen trat, bläffte die in Rage geratene Cruising-Besitzerin noch vor dem Ausritt aus dem  Parcours Trevor Coyle fast proletenhaft entgegen: „Du wirst dieses Pferd nie mehr reiten…“ Sie zog den Hengst vor dem Ende der Europameisterschaft aus dem Wettbewerb zurück, die irische Mannschaft war geschwächt, der Verband sperrte den Hengst für weitere Einsätze in einer irischen Equipe – Trevor Coyle konnte sich einen neuen Job suchen.

Zunächst kam er bei Paul Schockemöhle in Mühlen unter, ein Jahr später zog er weiter nach Hessen zu Ernst-Albert Holzapfel (+2015), damals Fabrikant von Reitsportartikeln, Mitglied im Präsidium des deutschen Verbandes, Pferdebesitzer. Coyle wurde fürstlich entlohnt, mit einem monatlichen Gehalt in Höhe von 10.000 DM, er hatte freies Wohnen und kostenfrei einen PKW, Holzapfel kaufte zusätzlich noch für 350.000 DM einen Transporter. Doch nach einem Jahr verließ Trvor Coyle auch dort den Job, er wollte zurück in den großen Sport. Er ließ sich danach von allen möglichen Pferdebesitzern engagieren, tauchte immer wieder mit verschiedenen Pferden auch auf Turnieren ganz vorne in Ergebnissen auf – einen Hengst wie Cruising hatte er jedoch nie mehr unter dem Sattel. Seine Karriere war abrupt in Hickstead zu Ende gegangen.

 

Raimondo d`Inzeo – Italiens größter Reiter für immer

 

Raimondo d` Inzeo und sein Bruder Piero schrieben die italienische Reitsportgeschichte, der zwei Jahre jüngere Raimondo war an Titeln dabei der erfolgreichere. Raimondo, Capitano der Carabinieri, gewann im Laufe seiner beeindruckenden Karriere alle denkbaren Titel und Trophäen. 1960 in Rom bei den Olympischen Spielen holte er auf Posilippo die Goldmedaille, 1956 in Aachen und 1960 in Venedig wurde er Weltmeister, an acht Olympischen Spielen nahm er teil, angefangen 1948 in London - in der Vielseitigkeit – bis 1976 in Montreal, sechs olympische Medaillen wurden um umgehängt, zwischen 1955 und 1966 war er bei allen Weltmeisterschaften auf einem der ersten drei Plätze, 40 Jahre dauerte seine Sattellaufbahn – es gibt keinen größeren Springreiter in der Geschichte. „Ich habe eben Glück gehabt in meinem Leben, nämlich den Beruf ausüben zu dürfen, der mir am meisten lag, nämlich mit Pferden zu arbeiten“, sagte er später mal.

Den heutigen Springsport hatte er ziemlich kritisch gesehen, natürlich auch aus einem anderen Blickwinkel heraus, „denn den meisten Reitern ist längs das Preisgeld wichtiger als das Pferd. Zu meiner aktiven Zeit ritten wir die jungen Pferde selbst an, wir verbrachten Stunden mit ihnen, um sie besser kennen zu lernen. Vielleicht bin ich nur ein Romantiker, aber eines weiß ich: Der Schlüssel zum Erfolg liegt ausschließlich in einem langjährigen Training mit viel Geduld. Es geht vor allem darum, zu lernen, wie man ein Pferd reitet und nicht einfach darum, ein Pferd einfach zu reiten“, so sein Bekenntnis. Das Geld hätte inzwischen auch den Sport verdorben.

Auf den schönsten Augenblick in seiner Karriere legte er sich nicht fest, „denn wenn ich sage, das war der Olympiasieg in Rom, dann würde ich beispielsweise die Weltmeistertitel niedriger einstufen. Das geht nicht.“ Nach wie vor erinnertee er sich noch genau an die Weltmeisterschaft 1956 in Aachen, wo Hans Günter Winkler wegen seiner bei den Olympischen Spielen in Stockholm zugezogenen Verletzung den Titel nicht verteidigen konnte, „da erhoben sich spontan über 40.000 Menschen im Stadion, um mich und Merano mit Beifall zu überschütten und als Weltmeister zu feiern, so etwas konnte ich nie vergessen“.

Raimondo d`Inzeo starb mit 88 Jahren am Freitag, 15. November 2013, in Rom. Das Nationale Olympische Komitee Italiens veranlasste unmittelbar nach Erhalt dieser Nachricht, dass bei allen Sportveranstaltungen am unmittelbar folgenden Wochenende in einer Schweigeminute an den größten Springreiter des Landes gedacht wurde...

 

 

 

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