Trevor Coyle - eine wahre Erfolgsgeschichte Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 03. September 2012 um 22:31

Gijon. In der Szene ist er bekannt, die breite Öffentlichkeit kennt ihn kaum, obwohl er zu den ganz Großen des Springsports gehört. Nicht zuletzt durch den wunderbaren Schimmelhengst Cruising, der ihm während der Europameisterschaft 1999 genommen wurde. Trevor Coyle ging nicht unter, das macht eben die wirklich Großen aus…

Angeblich hat jeder große Reiter in seinem Leben auch nur einmal ein ganz großes Pferd, mit dessen Namen er ein Leben lang verbunden ist, wie Hans Günter Winkler mit  Halla, Fritz Thiedemann mit Meteor, John Whitaker mit Milton,  Paul Schockemöhle mit Deister, Hartwig Steenken mit Simona oder Pierre Durand mit Jappeloup. Der Nordire Trevor Coyle war schon fast in diese Schubalde gesteckt worden, Trevor Coyle und Cruising, ein wunderbares Paar. Eine Einheit, für genau vier Jahre. Trevor Coyle verschwand zwar, aber er ging nicht unter.

Trevor Coyle (53) fand für den Schimmel Cruising den berühmten Dreh, um aus dem sensiblen Hengst auch ein Siegpferd zu formen. 1995 mit der Equipe in St. Gallen Bronzemedaillengewinner bei der Europameisterschaft, ein Jahr danach in Aachen, in Dublin, Modena und Calgary Mitglied der erfolgreichen Nationen-Preis-Mannschaften bei den entsprechenden Offiziellen Internationalen Springreiterturnieren (CSIO), 1996 Gewinner des Goldenen Käfers in Wolfsburg, 1998 Sieger im Grand Prix des CSIO der Schweiz in Luzern, 1998 Gewinner von zwei Weltcupprüfungen, 1999 im April Sieger im Großen Preis der Bundesrepublik in der Dortmunder Westfalenhalle, wenige Wochen vor der Europameisterschaft in Hickstead als zweiter Ire nach Eddie Macken Gewinner des Großen Preises von Aachen zum Abschluss des 84. CHIO von Deutschland – und dann das unglaublich abrupte, schon proletenhafte Ende der „Traumpaarung“ Coyle-Cruising wenige Tage später in Hickstead.

Als im Zeitspringen zum obligatorischen Auftakt der EM im südenglischen Hickstead gleich dreimal die Stangen aus den Auflagen fliegen, bläffte die in Rage geratene Cruising-Besitzerin noch vor dem Ausritt aus dem  Parcours Trevor Coyle entgegen: „Du wirst dieses Pferd nie mehr reiten…“ Sie zog Cruising vor dem Ende der Europameisterschaft aus dem Wettbewerb zurück, die Equipe war geschwächt, der Verband sperrte den Schimmel für weitere Einsätze in einer irischen Equipe – Trevor Coyle konnte sich einen neuen Job suchen.

Zunächst kam er bei Paul Schockemöhle in Mühlen unter, ein Jahr später zog er weiter nach Hessen zu Ernst-Albert Holzapfel, damals Fabrikant von Reitsportartikeln, Mitglied im Präsidium des deutschen Verbandes, Pferdebesitzer. Coyle wurde fürstlich entlohnt, mit einem monatlichen Gehalt in Höhe von 10.000 DM, er hatte freies Wohnen und keine Kosten für einen PKW, Holzapfel kaufte zusätzlich noch für 350.000 DM einen Transporter. Doch nach einem Jahr verließ er auch  wieder Frieda bei Kassel, er wollte zurück in den großen Sport. Er ließ sich danach von allen möglichen Pferdebesitzern engagieren, tauchte immer wieder mit verschiedenen Pferden auch auf Turnieren in Prüfungen vorne auf – einen Hengst wie Cruising hatte er nie mehr unter dem Sattel.

Doch er ist immer noch da. Nun gewann er in Gijon den Großen Preis zum Abschluss des 5-Sterne-CSIO von Spanien, und er hat schon ein weiteres Spitzenpferd unter dem Sattel. Der belgische Besitzer stellte ihm die Super-Stute Carlina in den Stall, auf der der Schweizer Pius Schwizer große Siege gefeiert hatte. Carlina steht zum Verkauf. Unter einem Trevor Coyle wird sie garantiert nicht an Wert und Preis verlieren – kaum auch zum Nachteil des nordirischen Meisterreiters…

 

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