Von einem, der auszog, die Welt als Parcoursbauer kennen zu lernen... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 24. September 2013 um 14:58

Christoph Johnen, Parcourschef im Vorfeld der  "kleinen" Sea Games in Jakarta mit dem Parcoursdienst

 

Mönchengladbach. Vor 15 Jahren regte sich der Beginn seiner wahren sportlichen Leidenschaft: Parcoursbauen. Oben ist er noch nicht angekommen, doch auf dem eigenen eingeschlagenen Weg wird er es sicher schaffen, sich irgendwann eines Tages dort in jener abgeschotteten Gesellschaft der Hindernisgestalter zu etablieren: Christoph Johnen (47) aus Mönchengladbach.

 

Christoph Johnen, verheiratet, 2 Kinder, Expansionsmanager bei einem großen deutschen Mobilfunkunternehmen, ritt vor über 20 Jahren bei Exweltmeister Norbert Koof in Willich. Er fiel nicht auf, weder durch kernige Sprüche, noch durch das besondere Pferdematerial oder viele Schleifengewinne. Er kannte seine Grenzen, aber er wusste auch, was er wollte. Sein Ziel war immer: Parcoursbau, nicht nur national.

 

Es fehlte ihm an Beziehungen, an einer Lobby, eben an allem, was einem den Weg nach oben erleichtert. Als er 1998 mit dem Parcoursbau anfing, gab es in jenem Jahr bei seinem rheinischen Landesverband  kein entsprechendes Seminar. Johnen meldete sich beim Weser-Ems-Verband in Vechta an und nahm an einem Lehrgang des bekannten Hindernisgestalters Hans Sattler teil, man setzte ihn danach im Rheinland auf die Liste der Parcourschefanwärterliste. Man wollte ihn eigentlich nicht, offiziell hieß es, es ginge bei ihm alles zu schnell. Die Tür zu höherer Berufung öffnete ihm schließlich 2004 Olaf Petersen, einer der wenigen deutschen Parcoursgestalter auf höchster Ebene („Level 4“). Der schrieb der rheinischen Föderation, er habe Christoph Johnen als zuverlässigen Assistenten und als Mitarbeiter bei den Turnieren in München und der Europameisterschaft 2003 in Donaueschingen kennengelernt. Er empfahl der Landeskommission Rheinland, Christoph Johnen für die Prüfung als S-Parcoursbauer zuzulassen.

 

 

Boxengasse der Anlage von Norman Marciano in Jakarta

 

Seit 2004 kann nach Erhalt des Diploms Christoph Johnen schwere Parcours` entwerfen und hinstellen lassen, sein Bruder Michael ist ebenfalls Parcours-Designer und zudem Gutachter. Über Olaf Petersen, 76, der bei Olympia und Weltmeisterschaften mit Neuheiten, Kreativität und mit Hindernissen aus der Geschichte oder Mythologie des jeweiligen Turnierlandes positiv auffiel, sagt Johnen: „Er hat mich zu den Top-Turnieren mitgenommen, zu Beginn nach München, dann sieben Jahre nach Donaueschingen.“

Er denke auch sehr gerne zurück an die Mitarbeit bei Hans Sattler („der arbeitet unglaublich genau“), Frank Rothenberger, Arno Gego, Werner Deeg und Christoph Bödecker („bei ihm lernte ich viel über Distanzen, harmonische Linien“). Im November 2011 legte er in Aachen bei Prof. Dr. Arno Gego die Prüfung als Parcoursbauer  der Kategorie „Level 2“ erfolgreich ab.

 

Um sich selbst weiterzubilden, trug er zwischen Januar 1999 in Alt-Marl bis Juli 2003 in Hachenburg nicht weniger als 21-mal die Kosten als Parcoursassistent selbst. „Ich wollte mich unbedingt weiterentwickeln“, sagt er. Sein Ziel: „Die Prüfung als Parcoursdesigner Level 3 abzulegen, mich im Ausland auch ein bisschen zu etablieren. Mein Ziel ist es nicht, bei 30 oder 40 Turnieren im Jahr die Hindernisgestaltung vorzugeben, das kann ich auch meiner Familie nicht antun, außerdem fehlt mir die Zeit als Expensionsmanager bei e-plus.“ Er will Freude haben an seinem „Nebenjob“, „die Qualität darf nicht leiden, und das werde sie, wenn man zu viele Turniere annimmt, wie mir mal Olaf Petersen sagte.“.

 

Letztes Jahr Florida – nun Jakarta


Springplatz in Jakarta

 

Im Vorjahr weilte Johnen in der letzten Woche als „Assi“ von Parcourschef Alan Wade beim bekannten „Winterfestival des Reitsports“ in Wellington/ Florida. Er kam beeindruckt zurück. Sein Fazit: „4000 Pferde, zwölf Sandplätze, zwölf Abreiteplätze, 26 Springen um Weltranglistenpunkte, ein CSIO dazu eingebettet Dressur der Mastersserie, 6,5 Millionen Dollar an Preisgeld, darunter der mit 500.000 ausgeschriebene Große Preis zum Schluss.“ Pro Woche standen 300 Prüfungen auf dem Programm, „so wurden insgesamt rund 3.600 Springen durchgeführt.“

 

Christoph Johnen mit den indonesischen Teilnehmern in Jakarta


Nun war er in Jakarta, wo er eine Qualifikation im Hinblick auf die Sea Games im Dezember in Burma für die indonesischen Springreiter ausrichtete, die Linienführung und die Hindernisse mit den entsprechenden Höhen und Abmessungen vorgegeben hatte. Geritten wurde auf der Anlage des indonesischen Geheimdienstchefs Norman Marciano. Die Pferde wurden gestellt und bei einem zweiten Umlauf getauscht. Die Pferde stammen meist aus Deutschland und der Niederlande und sind Eigentum des Militärs oder der oberen Schicht. Norman Marciano baut zur Zeit mit deutschen Hengsten und Stuten eine eigene Zucht auf. Rund um die Anlage stehen Fabriken, wo Puma, Adidas oder Nike produzieren lässt, fließendes Wasser hätten nur wenige Häuser, „aber die Menschen sind unglaublich herzlich, freundlich und hilfsbereit“, sagt er. „vor allem zufrieden.“

 

 

Manfred Schildt, genannt "Männe", er stellte den Kontakt zu Christoph Johnen her, der als 16-Jähriger von ihm Unterricht hatte

(alle Fotos: privat)

 

Den Kontakt zwischen den Sea Games und Christoph Johnen stellte Manfred („Männe“) Schildt her. Schildt hatte als Pfleger beim früheren Weltmeister Gerd Wiltfang begonnen und gehörte dann zur Equipe des in den 70er Jahren bekannten Turnierstalles Josef Kun in Duisburg-Homberg. Manfred Schildt ritt selbst erfolgreich auf dem Wallach Stanley, u.a. Sieg um den Berliner Bären in der Deutschlandhalle oder in Münster im Großen Preis. Er machte einen Turnierstall im Rheinland auf, dann ging die Ehe in die Brüche, über einen Bekannten erhielt Schildt vor drei Jahren ein Angebot nach Indonesien von Norman Marciano, um in Jakarta dessen Tochter Nadia und die angestellten Bereiter zu trainieren.

Kontakt:http://www.parcourschef.de/kontakt.htm
 

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