Laura und Holger Hetzel - das Erfolgs-Duo vom Niederrhein Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 14. Oktober 2015 um 15:31

Laura Hetzel mit Quanita im Anflug auf Bronze bei der deutschen Junioren-Meisterschaft

(Foto( HH/ Jan Reumann)

 

Goch. Nichts kommt von ungefähr, vor allem nicht zwei Medaillen in einer Disziplin und das auch noch in einem Jahr. Das konnte gefeiert werden in Goch auf der Anlage von Holger Hetzel…

 

 

Er brachte es ganz simpel auf den Punkt: „Was schön ist – ist gut.“ Dr. Reiner Klimke, Deutschlands erfolgreichster Dressur-Reiter aller Zeiten bei Olympia  sprach jenes Reiten an, von dem sich viele immer mehr entfernen, vom Präsentieren des Pferdes mit feiner Hand, von einer schier unsichtbaren Hilfengebung oder einer gewissen Leichtigkeit. Gutes Reiten stellt das Pferd in den Mittelpunkt und lässt Reiterin oder Reiter ziemlich nebensächlich erscheinen. Wer es nicht kann, wem das angeborene Talent fehlt, dem muss oder sollte geholfen werden von guten Ausbildern. Und die werden auch eher weniger als mehr.

 

Holger Hetzel (55), 32 mal für Deutschland in einem Preis der Nationen am Start, zählt sicher zu den sehr guten Lehrmeistern. Er besitzt dazu die offizielle Lizenz mit Diplom, um Lehrlinge ausbilden zu dürfen. Er legt vor allem großen Wert auf einen guten Sitz, nicht umsonst lässt auch er sich selbst immer wieder korrigieren von Reitmeister Johann Hinnemann, wohin er mit seinen Pferden fährt, um ebenfalls in der Dressur weiterzukommen. Er sagt: „Das echte Reiten beginnt doch dann erst, wenn einer richtig sitzen kann.“ Pferd und Reiter müssen in Balance sein. „Gute Ausbildung fängt für Reiter und Pferd mit der Dressur an“, sagt er. Bei seinen Lehrgängen auf dem Hof in Goch, wo nichts mehr ist, wie es noch vor einigen Jahren war, wird vor allem das richtige Reiten gelehrt.

 

Anfang mit zwei Pferden…

 

Mit zwei Pferden fing alles mal an auf dem Hof seines Onkels, dem Bruder seiner Mutter. Holger Hetzel ritt als Jugendlicher Springen, Vielseitigkeit, Dressur. Tierarzt wollte er werden, nach dem Abitur musste er zum Militär. Danach begann er eine Bereiterlehre in Dressur bei Paul Beck in Mönchengladbach-Wickrath. Nebenbei ritt er Springen bei Michael Fervers. Nach zwei Jahren und Ende der Lehrzeit bei Paul Beck studierte er in Mönchengladbach Betriebswirtschaft, er schloss das Studium mit Diplom ab, „denn die Eltern meinten, ich solle mal einen vernünftigen Beruf ergreifen“. Er wurde Springreiter, Ausbilder, das Studium der Betriebswirtschaft hat ihm in seinem Job wahrlich nicht geschadet. Und er hat nichts dem Zufall überlassen, was auch beim Aussuchen der jungen Spring-Talente für die alljährlichen Auktionen – die kommende ist auf den 2. Dezember angesetzt – durchschlägt.

 

Holger Hetzel war nie ein Hasardeur oder Glücksritter. Was mal ganz einfach begann, kleine Halle, kleiner Außenplatz, ein paar Boxen – alles längst Vergangenheit. Die neue Anlage ist ein Vorzeigestück ohne Übertreibung, 64 artgerechte Außenboxen, ein separater Stalltrakt für Lehrgangsteilnehmer oder Schüler, zwei Reithallen (30 mal 70 m und eine von den Maßen 25 mal 50 m), gute Böden, ein Allwetter-Außenplatz auf Sand (50 mal 80 m), ein Rasenplatz (80 mal 100 m), überdachte Führmaschine für sechs Pferde, Laufband, Weiden, Putz- und Waschplätze, Solarien, Parkplätze für Transporter und PKW`s, 15 fest Angestellte, darunter vier Bereiter. Besser geht`s kaum. Und es läuft auch was auf dem Hetzel-Hof. Peu a peu aufgebaut.

 

Die Lehrgänge häufen sich inzwischen, permanent kommen Schüler zur Weiterbildung, ausländische Springreiter vor allem aus Irland, Großbritannien oder Amerika beziehen während der Freiluftsaison in Goch gerne Quartier, um näher an den bekannten großen Turnierorten Europas zu sein, bei besten Trainingsmöglichkeiten als Voraussetzung.

 

Schüler müssen begleitet werden

 

Neben seiner Tochter Laura ist sicherlich die inzwischen international mehr als erfolgreiche Katrin Eckermann (25) seine bekannteste Schülerin. Sie war bei den Springreiterinnen 2013 Zweite der Deutschen Meisterschaft und gewann ein Jahr später in Hamburg im Rahmen der Derby-Tage auf Firth of Lorne den Großen Preis der „Global Champions Tour“. Für die Weselerin Vanessa Borgmann (20), die bereits in Paris im Grand Palais beim Hermes-Turnier startete, für die Russin Alena Babushkina (20) oder die Schweizerin Simone Buhofer (19) weiß er als Trainer und Coach immer Rat, „man darf Schüler nicht alleine lassen, sondern muss sie begleiten“, sagt er.

 

Am 21. Oktober beginnt auf der Anlage die zweite Auflage von Winterturnieren bei ausgezeichneten Bedingungen. Angeboten werden einmal im Monat Wettbewerbe von Springpferdeprüfungen von A** bis M** und Springkonkurrenzen der Klasse A** bis S*. Die Linienführungen gibt der früher als Springreiter bekannte und nun als Parcoursbauer geschätzte Peter Schumacher vor. Die Starterfelder werden bewusst klein gehalten, teilnehmen können Mitglieder der Reitsportgemeinschaft Niederrhein und Kadermitglieder aus dem Rheinland, dazu ergehen persönliche Einladungen. Die Winterserie endet mit einem Finale im März 2016.

 

Silber und Bronze 2015

 

Zu allem gesellte sich in diesem Jahr auch familienintern großer sportlicher Erfolg. Tochter Laura (15), Gymnasialschülerin mit den Hobbies Reiten und Klavierspielen, gewann in Zeiskam bei den Deutschen Meisterschaften für Nachwuchsreiter auf der zehnjährigen Stute Quanita von Quidam de Revel in schönem Stil und Bilderbuchritten auf Anhieb die Bronzemedaille bei den Junioren, Papa Holger, seit 13 Jahren auch Landestrainer im Verband Rheinland, kehrte aus Balve mit Silber vom nationalen Championat zurück, errungen nach Stechen auf dem von ihm selbst ausgebildeten Holsteiner Wallach Legioner (11), den er einer russischen Kundin abgekauft hatte. Laura, die als Bereiterin im väterlichen Turnierstall mitarbeitet,  war beim traditionellen HGW-Nachwuchs-Wettbewerb in Braunschweig Vierte mit den Wertnoten 9,0 und 9,5, sie gewann im belgischen Lanaken beim Turnier des Gestüts Zangersheide den Großen Preis für Reiter unter 25 Jahren und hatte u.a. schöne Platzierungen beim Drei-Sterne-CSI in Spangenberg.

 

Aber extra erwähnenswert in der deutschen Turniersport-Historie ist, weil bisher einmalig: Dass Vater und Tochter in einem Jahr bei einer Meisterschaft auf dem Podest mit einer Medaille standen, in derselben  Disziplin, wenn auch an verschiedenen Orten…

 

 

 

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