Reitmeister Jan Bemelmans wird 70 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 29. August 2019 um 16:34

Jean-Emile Charles Bemelmans ein 70er

(Foto: Kalle Frieler)

Krefeld. Der weltweit bekannte Dressur-Ausbilder Jan Bemelmans feiert am kommenden Dienstag, 3. September,  seinen 70. Geburtstag - mit engen Freunden auf Ibiza. Der gebürtige Belgier gehört zu den beiden Letzten, die sich den Titel „Reitmeister“ durch eine Prüfung in Springen und Dressur erwarben, 49 aus den Bereichen Voltigieren, Fahren, Dressur, Vielseitigkeit und Springen tragen in Deutschland diesen Ehrentitel...

Die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) als Mitglied im Weltverband (FEI) weist rund 700.000 registrierte aktive Mitglieder aus. Darunter befinden sich in den olympischen Disziplinen Springen – Dressur – Vielseitigkeit 32 Reitmeister, vier davon erlangten den Ehrentitel nicht durch Ernennung, sondern durch eine Diplomarbeit sowie Prüfungen in Dressur und Springen. Dazu gehört der gebürtige Belgier Jean-Emile Charles Bemelmans, Jan genannt. Sein schriftliches Examen hatte den Titel „Schulterherein“, die praktische Prüfung legte er am 8. Dezember 1989 in Warendorf ab. Er war gleichzeitig bisher – zusammen mit Kalli Streng – der Letzte, der sich einem solchen Test unterzog.

Jan Bemelmans ist ein in der ganzen Dressurwelt hochangesehener Coach. Sogar der große Meistermacher Dr. Uwe Schulten-Baumer, der Nicole Uphoff und Isabell Werth zu unzähligen Titeln und Medaillen führte, hatte ihn engagiert, „das war wie der Ritterschlag für mich“, sagte er danach.

Mit 17 stellte er sich vor seinen damaligen Schuldirektor, dem sagte er, er werde in Zukunft nur noch reiten. Der Lehrer verstand, und auch der Vater hatte nichts dagegen. So begann das andere Leben des Schülers aus Hasselt in Belgien, dessen Vater in seinem Laden Zigarren verkaufte und keine Pferde im Kopf hatte. Jan wiederum bekam ersten Kontakt zum Pferd über seinen Onkel, der einen Reitstall aufgemacht hatte. Dort erhielt der Junge von einem Franzosen die ersten Anleitungen.

Dass in Deutschland die Dressur ihre Heimat besaß, wusste Jan Bemelmans längst. Also wandte er sich schriftlich an die deutsche Verbandszentrale in Warendorf, von dort wurde er nach Wülfrath an die damalige Reit- und Fahrschule des Rheinlandes verwiesen. Doch weil er noch nicht gut genug Deutsch sprach, schickte man ihn  erst einmal wieder zurück nach Belgien. Bemelmans, der in seiner Heimat Dressuren und Springen bis zur mittelschweren Klasse ritt, ging dennoch wieder nach Deutschland und nahm einen Job als Pferdepfleger in Heiligenhaus unweit von Düsseldorf an. 

Das erste Turnier in Deutschland ritt Jan Bemelmans 1967 in Hilden, er wurde in dieser Prüfung aus Springen und Dressur auf L-Niveau gleich Kreismeister der Junioren, „das erfüllte mich mit mehr Stolz als später der Titel eines Deutschen Meisters der Reitlehrer in Balve“.

Nach einem Jahr Wehrdienst 1968 in Belgien vermittelte ihn sein früherer Arbeitgeber Benno Ehlert an Robert Schmidtke, einen knochenharten Ausbilder der früheren weltbekannten Kavallerieschule Hannover. Schmidtke mochte den Belgier nicht. Der knorrige Alte meinte, Ausländer würden den deutschen Druck in der Lehrzeit nicht durchhalten. Vater Bemelmans fuhr deshalb nach Hilden und unterbreitete das Angebot, den Sohn wenigstens zur Probe für ein halbes Jahr zu nehmen, „ohne etwas bezahlen zu müssen“. Der später auch zum Reitmeister ernannte Schmidtke, der wahrlich auch mit meist weiblichen Kunden alles andere als zimperlich umsprang („Sie lernen es nie, Sie blöde Kuh“), griff sich einen kleinen Becher mit seinem Lieblingsgetränk Zinn und nickte bejahend. Sechs Monate später erhielt Bemelmans einen Ausbildungsvertrag zum Bereiter über drei Jahre. Einige der damaligen Lehrlinge zerbrachen an der harten Ausbildungszeit, Jan nicht, er blieb sogar zwei Jahre länger, „Schmidtke gab mir im Monat 500 Mark, das war ein wahres Spitzengehalt.“

Auch Bereiter haben ihre Lieblingspferde, ohne Besitzer zu sein. Als Jan Bemelmans miterlebte, wie einer der Schmidtke-Kunden „sein Lieblingspferd“ im Training quälte, kündigte er seinen Job – und war arbeitslos. Aber er hatte rasch einen neuen Job, in einer Boutique, wo er Hosen verkaufte. 1974 holte ihn die Pferdefrau und Dressurrichterin Margarethe vom Endt nach Mettmann bei Düsseldorf. Sie hatte das Talent und auch das Können des Jan Bemelmans erkannt. Als er aber 1976 zum Reitlehrer-Lehrgang nach Warendorf ging, war sie beleidigt und sprach die Kündigung aus.

Bemelmans, seit dem 22. Februar 1984 deutscher Staatsbürger, resignierte nicht. Er fuhr gen Norden nach Grömitz an die Ostsee und nahm einen Job bei einem Bauunternehmer an. 1978 kehrte er ins Rheinland zurück, bald machte er sich  mit seiner damaligen Ehefrau Heidi selbständig, 1984 wurde er in Balve auf Angelino Deutscher Meister der Reitlehrer.

Jan Bemelmans kennt inzwischen die Dressurwelt, und sie kennt ihn. Bestes Beispiel die Spanier. Er brachte in 15 Jahren die Iberer ganz nach oben, zu Medaillen bei Championaten und Olympischen Spielen. Nun engagierten ihn vor drei Jahren die Franzosen. Die deutsche FN heuerte ihn zudem als Honorartrainer an, er gehört im weltbekannten Dressurstall Ulli Kasselmann zum Stammpersonal -  man mag ihn, weil er trotz aller Erfolge immer auch Mensch geblieben ist, getreu seines Mottos: „Wenn Du oben bist, vergiss nicht,  die unten zu grüßen, denn Du bist oft schneller wieder dort als Du denkst…“

 

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