Ludger Beerbaum zum vierten Mal "Springreiter des Jahres" Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 06. Dezember 2009 um 19:40

 

München. Ludger Beerbaum ist glanzvoll wieder da. Zum vierten Mal nach 2001 wurde der viermalige Olympiasieger „Springreiter des Jahres“. Er gewann zwar nicht zum Abschluss den Grand Prix in der Münchner Olympiahalle, aber der dritte Rang auf dem Schimmelhengst Coupe de Coeur reichte, um mit einem Zähler Vorsprung auf Marcus Ehning die achte „Riders Tour“ zu gewinnen. Den Sieg im Großen Preis holte sich der Schweizer Mannschafts-Europameister Pius Schwizer auf dem Wallach Ulysse nach zwei Umläufen. Die Dressur hätte man sich vielleicht ersparen können – sie fand bei den Aktiven nur geringes Interesse...

 

Seit 2001 läuft die „Riders Tour“, die mal in Deutschland ein bisschen werden sollte wie die „Formel 1 des Reitsports“, so jedenfalls wurde sie von Paul Schockemöhle als Miterfinder und seinen damaligen Mannen vor bald zehn Jahren vorgetragen. Doch, nachdem in Deutschland inzwischen mehr über Doping und Medikation in den Medien geschrieben und gesprochen wird, fallen auch Sponsoren über keinen Reiter oder Veranstalter mehr mit Offerten und Ideen her. Dazu komme, wie Lars Nieberg (Homberg/ Ohm) nun sagte, „im Ausland wird viel weniger alles in Schwarz gesehen, mit der ganzen Wirtschaftskrise wie bei uns, und dort wird auch nicht ständig über Doping diskutiert“. Man sei dort auch im Reitsport viel mutiger. Vielleicht lässt man sich dort auch weniger von TV-Anstalten diktieren.

 

Lars Nieberg braucht Hilfe...

 

Er, 46, der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger, sagte weiter, nachdem sich seine bisherige Gönnerin und Besitzerin des Gestüts Wäldershausen vor allem aus gesundheitlichen Gründen Ende des Jahres zurückzieht, wisse er noch nicht, wie es bei ihm weitergehen werde. Zunächst sah es so aus, als würde er als Pächter das Gestüt übernehmen, er wollte auch weiter reiten, „aber wenn ich das Gestüt übernehme, muss ich meine besten Pferde verkaufen – dann kann ich auch ganz mit dem Reiten aufhören“. Was der zurückhaltende Lars Nieberg braucht, „das wäre wenigstens ein Sponsor...“

 

Derlei Sorgen drücken Ludger Beerbaum (46) wahrlich nicht. Mehr als Madeleine Winter-Schulze geht nicht. Nun darf man gespannt sein, wie lange es nach seinem Gesamterfolg der Riders Tour dauern wird, um wieder in den Championatskader aufzurücken. Wegen wohl ziemlich ehrlicher Interviews war er in die B-Klasse zurückgestuft worden. Der achtmalige deutsche Rekordmeister ritt auf dem Schimmel das Finale der Riders Tour in München wie vom Computer vorgegeben, auf Platz drei, ohne Fehler, das brachte ihm neben einem schönen Ehrenpreis noch 12.000 Euro Preisgeld. Vorne landete fast wie erwartet der erfolgreichste Schweizer Springreiter des Jahres im Land der Eidgenossen: Meister, Cupsieger, Mannschafts-Europameister – und nun geht er noch in die Weihnachtsferien als Bronzemedaillen-Gewinner bei Olympia 2008 in Hongkong, nachdem die Schweiz wegen Disqualifikation der norwegischen Equipe auf Rang 3 vorrückte. Schwizer („Danke dem Veranstalter, dass man so nett zu Ausländern ist...“) kassierte als Preisgeld 25.000 Euro, an Ehning gingen 18.000, doch mit insgesamt 35.000 € im Sack fuhr der zweimalige Weltcupgewinner heim ins heimische Borken. Lars Nieberg als Sechster ließ sich dafür auf Levito 5.000 € auszahlen.

 

Bis vor zwei Jahren stand der Gesamtsieger der „Riders Tour“ noch mit einem Scheck in Höhe von 250.000 Euro – früher 500.000 DM – im Scheinwerferlicht, Carsten-Otto Nagel im Jahre 2008 war der Erste, der nicht mehr abschöpfen konnte, nun auch Ludger Beerbaum nicht mehr. Doch die besagte Summe nahm Beerbaum 2001, 2002 und 2003 mit, danach kamen seine Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum (2004, 2005 und 2007) und der Österreicher Thomas Frühmann, der sich als bisher einziger ausländischer Teilnehmer über diesen Packen Geld freuen durfte.

 

Dressur mit traurigem Nennungsergebnis...

 

Vom Meldeergebnis bzw. vom Interesse der Reiter her war die Dressur ein wahres Desaster. In einem Grand Prix starteten sieben, im anderen gar nur fünf Reiter. Den Startern ist kein Vorwurf zu machen, doch wo kein Interesse mehr unter den Aktiven selbst herrscht, aus welchen sicherlich auch nachvollziehbaren Gründen immer, kann keinem Veranstalter in Zukunft mehr ein Vorwurf gemacht werden, wenn er auf eine Dressur-Ausschreibung verzichtet. In der Niederlande wäre ein solches magere Aufgebot in dieser Disziplin unmöglich gewesen...

 

Sieger gab es dennoch: Grand Prix für den Grand Prix Special: Ludwig Zierer (Landshut) auf Weltino 69,021 Prozentpunkte, Siegerin Grand Prix Special: Ellen Schulten-Baumer (Rheinberg) auf River of Joy (69,667, Grand Prix für GP-Kür: Siegerin Dorothee Schneider (Framersheim) auf  Kaiserkult 68,043 und 72,95 in der Kür.

 

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