Doppel-Gold für Adelinde Cornelissen - das Wunder des Wunderpferdes Totilas blieb aus... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 21. August 2011 um 17:01

 

Rotterdam. Die Niederländer waren die Gewinner der 25. Dressur-Europameisterschaft – und die dortige Zucht dazu. Nach dem Grand Prix Special gewann Adelinde Cornelissen auch Gold in der Kür, beim „Wunderpferd Totilas“ blieb das Wunder aus...

 

 

Das Spiel ist aus. Gewonnen haben die Niederlande eindeutig. Die 32 Jahre alte Adelinde Cornelissen holte auf dem 14-Jährigen Wallach Parzival nach Mannchafts-Bronze Gold im Grand Prix Special und in der Kür. Sie war in Gegenwart von Königin Beatrix die Königin der Dressur. Mit 88,839 Prozentpunkten ritt sie der Konkurrenz in einem fast fehlerfreien Vortrag locker weg. Zweiter hinter der Titelverteidigerin und Weltcupgewinnerin wurde Mannschafts-Europameister Carl Hester auf Utophia (84,179), wobei der Hengst einen Trab zeigte, der in jedes Lehrbuch gehört, leicht, geschmeidig, gedehnt. Fünf der sieben Richter konnten zu Recht nicht anders, als jeweils die Höchstnote „10“ zu zücken.

 

Eine Überraschung hatte die Kür am Ende dennoch parat: Den Schweden Patrik Kittel. Der Skandinavier, der seit 2005 bei den dressurbegeisterten Tecklenborgs in Nottuln einen Stalltrakt gepachtet hat, holte auf dem Hengst Scandic Bronze (83,429). Dahinter Vizeweltmeisterin Laura Bechtolsheimer (Großbritannien) auf Mistral Hojris (83,018), dann erst das „Wunderpferd“ Totilas mit Matthias Rath (81,696). Während der ARD-Korrespondent noch in blumigen Worten schwadronierte und redete, als wäre der Rappe kein Tier, ein Mensch, leuchteten die Richter-Noten auf dem Bildschirm längst auf: 81,696 Prozentpunkte. Totilas und Rath (27) verhauten nicht nur die Wechsel, das Pferd hatte keine Dehnung, war zusammengezogen, so dass aus der Hinterhand heraus gar nichts kommen konnte. Von Losgelassenheit keine Spur. Mitbesitzer Paul Schockemöhle, der in jungen Jahren mal in der Mühlener Vereins-Mannschaft gar eine Kür auf A-Niveau ritt, ließ die Mundwinkel nach dem Ritt derart fallen, dass man eine Gesichtslähmung befürchten musste. Der ehemalige Springreiter hat den Wirbel um Totilas angeleiert, der im letzten Herbst begann mit der Vorstellung in seiner Reithalle wie im Zirkus. Nun ist zu hoffen, im Sinne von Matthias Rath, dass er die Geister, die er rief, wieder verscheucht...

 

Kein Forschritt der deutschen Dressur

 

Die deutsche Dressur steht dort, wo sie bereits vor zwei Jahren war, sie piaffiert auf der Stelle, was von einem gut trainierten Pferd gefordert wird, aber nicht von einem Verband. Von Aufbruch nichts zu spüren, keine Zielsetzung, keine Meinung, kein Ruck-Gefühl. Der Ausschuss letzten Endes ein interner Klüngel. Nationen, die mal vor Jahren voller Neid nach Deutschland schielten, sind vorbeigeritten, „und die früher hielten, reisen inzwischen weiter nach Holland zum Training und Pferdekauf“, wie Reitmeister Johann Hinnemann (Voerde) mal erklärte. Und auch die Spitzenpferde tragen seltener einen deutschen Brand. Auf den ersten drei Plätzen der Kür in Rotterdam standen Pferde holländischer Zucht, dann Mistral Hojris mit belgischem Abzeichen, Totilas ebenfalls holländisch gezeichnet, erst Isabell Werth (Rheinberg) als Siebte auf dem Rheinländer El Santo ritt ein deutsches Warmblut.

 

Keine Vorverträge auf Utophia oder Valegro

 

Zu nennen am Ende der EM ist auch der Spanier Juan Manuel Munoz Diaz. Er wurde auf dem andalusischen Schimmelhengst Fuego Sechster (80,982) und war damit einen Platz besser als die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth auf El Santo (80,536). Die Spanier, als Mannschafts-Fünfte der EM für London qualifiziert, rüsten weiter auf. Geld scheint vorhanden. Für ihre Tochter Morgan Barbancon (19) kauften zum Beispiel die steinreichen Eltern bei Anky Van Grunsven den Hengst Painted Black. Man spricht von 4 Millionen Euro. Ihnen haben es in Rotterdam, wo die Tochter mit Trainerin Anky Van Grunsven im Nachwuchs-Grand Prix Zweite wurde, Hesters Utophia und Valegro von Charlotte Dujardin, ebenfalls im Goldteam der Briten,  angetan. Einen Vorvertrag auf den Kauf beider Pferde nach Olympia in London gebe es nicht, sagt Spaniens Coach Jean Bemelmans, „aber man ist übereingekommen, sollten die beiden Pferde zum Verkauf stehen, erst mit den Barbancons zu sprechen...“

 

 

 

 

 

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