Deutsche Dressur-Zukunft scheint gesichert Drucken
Geschrieben von: FN-Pressestelle/ DL   
Sonntag, 02. September 2012 um 08:13

 

Warendorf (fn-press). Die neuen deutschen Dressur-Sterne Helen Langehanenberg und Kristina Sprehe traten beim Bundeschampionat in Warendorf den Beweis an, warum sie auch in naher Zukunft ganz oben reiten werden – sie haben vor allem die Pferde…

 

Das war ein glatter Durchmarsch: Schon in der Qualifikation hatte der Hannoveraner Fidertanz-Alabaster-Sohn Franziskus aus der Zucht von Elisabeth Albers (Löningen) mit einer Gesamtwertnote von 8,75 das Feld der vierjährigen Hengste beherrscht. Im Finale Teil A konnte sich der Beschäler der Station Holkenbrink (Münster-Albachten) mit seiner Reiterin Johanna Klippert nochmals steigern (Wertnote 8,83) und auch die beiden Fremdreiterinnen Anja Rietbrock (Sottrum) und Uta Gräf (Weisenheim am Sand) vergaben mit 19,5 Punkten die höchste Bewertung.

 

72,5 Punkte lautete das Endergebnis für den dunkelbraunen Franziskus, der damit die Konkurrenz deutlich auf die Plätze verwies. „Ein Pferd, das auch den Namen ‚Herzensdieb’ verdient hätte“, sagte Dr. Dietrich Plewa in seiner Kommentierung. „Der Hengst lässt in Punkto Modernität keine Wünsche offen“. Für den Trab, der „aus dem Seitenbild beurteilt kaum besser sein könnte“, gab es von den Richtern Peter Mannheims, Johann Speth und Jürgen Uthoff die Wertnote 9,5. Gleich dreimal (für Gebäude, Galopp und Gesamteindruck) gesellte sich eine 9,0 hinzu.

 

Neuer Vize-Champion ist der in Diensten des Warendorfer NRW-Landgestüts stehende Oldenburger Sir Heinrich OLD von Sir Donnerhall I-Fürst Heinrich aus der renommierten Zuchtstätte von Paul Wendeln in Garrel. Der Fuchs wurde von der Gestüterin Anja Wilimzig gut in Szene gesetzt. Schon in der Qualifikation hatte das Paar Platz zwei belegt (Wertnote 8,58), im Finale Teil A erhielt der „sehr noble und moderne Hengst“ in allen Beurteilungskriterien die Wertnote 8,5. 19,0 Punkte der beiden Testreiterinnen kamen hinzu, das hieß am Ende 70,0 Punkte.

 

Bronze sicherte sich der Hannoveraner Fuchshengst Quasar de Charry. Der Sohn der beiden ehemaligen Bundeschampions Quaterback (2006) und Wolkentanz I (1994) kam in der Endabrechnung auf 68,0 Punkte. Der Hannoveraner Prämienhengst aus der Zucht von Erika Lütjen (Grasberg) ist auf der Hengststation Pape (Hemmor) aufgestellt und wurde von Susan Pape präsentiert. Sowohl in der Qualifikation als auch im Finale Teil A war er mit der Wertnote 8,42 Dritter. Die beiden Fremdreiterinnen vergaben 17,5 Punkte. Das war zwar das schlechteste Ergebnis in dieser Runde, aber alle drei Kandidaten im Finale Teil B hatten gelegentlich „Nerven“ gezeigt und es den Testreiterinnen nicht immer einfach gemacht.

 

Damon Hill setzt seine Erfolgsstory fort

 

Die Fremdreiterinnen waren bei den vierjährigen Reitpferde – Stuten und Wallache - das Zünglein an der Waage. Mit den 19,0 Punkten von Uta Gräf  und Anja Rietbrock konnte der Westfale Damon’s Satellite an der bis dahin führenden Oldenburger Stute De la Beaute OLD vorbeiziehen.

Damon’s Satellite von Damon Hill-Rubin Royal wurde – man möchte fast sagen natürlich – von Helen Langehanenberg vorgestellt. Die Pferdewirtschaftsmeisterin aus Havixbeck gewann mit dem Donnerhall-Nachkommen Damon Hill NRW Mannschaftssilber bei den Olympischen Spielen in London, ritt die Vollschwester von Damon’s Satellite, Damon’s Divene, zum zweifachen Sieg bei den Bundeschampionaten und hat mit der weiteren Vollschwester Damon’s Delorange im Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde 2012 (Platz eins in der Qualifikation) ein weiteres, ganz heißes Eisen im Feuer. Alle drei stammen aus der Zuchtstätte von Christian Becks in Senden.

 

Zunächst hatte es noch nicht nach einem Sieg für Damon’s Satellite ausgesehen. In der Vorrunde hatte der Fuchs, der vor kurzem erst den Nachwuchspreis „Optimum“ beim Turnier der Sieger in Münster gewonnen hatte, mit der Wertnote 8,33 auf dem dritten Platz gelegen. Im Finale Teil A war es mit einer Durchschnittswertnote von 8,42 dann schon der zweite Rang. Dabei konnte der neue Champion hier besonders im Galopp gefallen – Wertnote 9,0, eine ganze Note mehr als noch in der Qualifikation. Ein gutes Gefühl hatten die beiden Testreiterinnen, 19 Punkte addierten sich zu den 53 Punkten der Richter Peter Mannheims, Johann Speth und Jürgen Uthoff. Das hieß Platz eins in dieser Konkurrenz.

 

Das Nachsehen hatte die Oldenburger Stute De la Beaute OLD von Don Romantic-Depardieu aus der Zucht und dem Besitz von Bernd Lampe in Emstek. Sie konnte mit Andrea Müller-Kerstan (Vechta) im Sattel sowohl in der Vorrunde (Wertnote 8,67) als auch im Finale Teil A (Wertnote 8,92) die Richter überzeugen, kam aber bei den beiden Fremdreiterinnen nicht „so gut an“. Mit 17,5 Punkten blieb sie deutlich unter dem Ergebnis der beiden Konkurrenten. 71,0 Punkte lautete das Gesamtergebnis der Braunen, die bei der Oldenburger Elitestutenschau im Brillantring lief und Kandidatin der Oldenburger Eliteauktion ist.

 

Bronze ging an den Hannoveraner Dance in Black von Don Frederico-Lauries Crusador xx. Der Rappe erblickte bei Adolf Bachmann in Wesenberg das Licht der Welt, gehört Eckard Witthake aus Ibbenbüren und wurde von Ann-Christin Wienkamp (Ibbenbüren) vorgestellt. Auch er konnte sich im Verlauf des Championats steigern (Vorrunde Wertnote 8,17 / Finale Teil A Wertnote 8,42) und erhielt von den beiden Fremdreiterinnen 19,0 Punkte (Gesamtergebnis 69,5 Punkte).

 

Einen rabenschwarzen Tag erwischte dagegen der Zweitplatzierte der Vorrunde, Fashion Designer OLD. Der Oldenburger Landeschampion von Faustinus-De Niro aus der Zucht und dem Besitz von Heike Kind (Bremen) wurde von Veronika Steinhoff (Bremen) vorgestellt und kam mit seiner dritten Position in der Abteilung offensichtlich gar nicht zurecht. Zu keiner Zeit fand der Braune zu der gewünschten Gelassenheit, was von der Jury konsequent mit den Wertnote 6,0 für die Ausbildung und das Temperament geahndet wurde. Die Gangart Schritt war gar nicht zur erkennen, den Richtern blieb daher nichts anderes übrig, als eine 4,0 zu geben. Kommentator Dr. Dietrich Plewa versuchte zu trösten: „Das kann bei einem jungen ehrgeizigen Pferd passieren, wenn es nicht an der Tete gehen kann“.

 

Fürstlicher Triumph auf dem Dressurviereck

 

Was für eine schöne Vorstellung! Kristina Sprehe und der elegante Hengst Fürst Fugger gewannen souverän mit der Wertnote 9,5 das Bundeschampionat des sechsjährigen Dressurpferdes. Für den Trab des lackschwarzen Oldenburgers spendierten die Richter sogar die Traumnote 10.

 

„Das war vom allerallerallerallerfeinsten!“ Christoph Hess, Kommentator des Finales der sechsjährigen Dressurpferde, konnte und wollte seine Begeisterung nicht mehr zügeln, als Kristina Sprehe und Fürst Fugger ihre Prüfung beendet hatten. Der Oldenburger v. Fürst Heinrich-Weltmeyer im Besitz des familieneigenen Gestüts Sprehe in Löningen und aus der Zucht von Renate Renschen (Cloppenburg) brillierte mit herausragendem, durch den ganzen Körper schwingenden Trab, den die Richter zu recht mit der Höchstnote 10 bewerteten. Die 10 gab es auch für den harmonischen Gesamteindruck, dazu zweimal 9,5 für Galopp und Durchlässigkeit. Allein der Schritt war vom Optimum etwas entfernt: Hier reichte es „nur“ für eine 8,5.

 

Fürst Fugger hat wie Kristinas Olympiapferd Desperados eine Box in Hagen a.T.W. bezogen, wo Jürgen Koschel Kristina Sprehe trainiert. So kam Christoph Hess’ Kompliment an den Trainer aus vollem Herzen: „Jürgen, das habt ihr gut gemacht.“ Fürst Fugger schmückt sich nun mit seinem zweiten Titel „Bundeschampion“. Vor zwei Jahren in der Alterklasse der vierjährigen Hengste hatte er schon einmal gewonnen, damals mit Gestütsbereiter Lukas Fischer im Sattel.

 

Gäbe es bei den Bundeschampionaten einen Sympathiepreis, hätte diesen auch die bayerische Stute Novia verdient. Die Stedinger-Alabaster-Tochter, die bei Erich Neukirchinger in Tiefenbach zur Welt kam, bestach durch ihre natürliche Elastizität und Balance (Wertnote 8,6). „Die lässt sich bestimmt klasse reiten“, schwärmte ein Zuschauer und erntete allgemeines Kopfnicken aus dem Umfeld. Reiterin Victoria Michalke kann sich freuen, mit der Braunen, die ihrer Mutter gehört, ein erstklassiges Nachwuchspferd unter dem Sattel zu haben.

 

Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt freute sich über die Bronzemedaille. Sunday NRW, ein Sohn des Sandro Hit aus einer Donnerhall-Mutter (Züchter: Heinrich Wulhorst, Waltrop), wurde bestens von Anja Wilimzig in Szene gesetzt (Wertnote 8,5). Für seine Perspektive als Dressurpferd und den Gesamteindruck erhielt der dunkelbraune Hengst die Note 9,0. Einen Monat zuvor hatte Sunday übrigens die westfälischen Farben bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde in Verden vertreten.

 

So großartig die Ritte an der Spitze waren, so enttäuschend verlief das Finale für einige der hochfavorisierten Pferde. Besonders Superstar Fürstenball war, salopp gesprochen, völlig von der Rolle. Nach gutem Auftakt im Trab und Schritt erschrak sich der als Deckhengst stark gefragte ehemalige Siegerhengst, HLP-Gewinner und Bundeschampion des Vorjahres. Danach wollte nichts mehr gelingen. Die fliegenden Wechsel waren kaputt, im Galopp hüpfte er ohne Takt und Rhythmus. Christoph Hess’ Bemerkung „so ein Pech“ war nicht viel hinzuzufügen. Trotz der 9,5 für seinen außerordentlich guten Schritt verpasste der Oldenburger die Platzierung. Die 6,5 für Galopp und die 6,0 für Durchlässigkeit wogen zu schwer.

 

Wenig zufrieden dürfte auch Holga Finken das Viereck verlassen haben. Mit der Sandro Hit-Fidermark-Tochter Sissy v.d. Heide belegte er den vorletzten Platz (Wertnote 7,2). Die Dunkelbraune stand sichtlich unter Stress, hatte bereits kurz nach Beginn der Vorstellung kein trockenes Haar mehr am Körper, zeigte kaum Schritt und bewegte sich ausgesprochen unausbalanciert. Die Schrittnote von 5,5 war den Zuschauern aber dann doch zu hart und wurde mit einem Pfeifkonzert quittiert. Christoph Hess: „Die Körpersprache der Stute signalisiert, dass ihr die mentale Gelassenheit fehlt.“ Umso gelassener reagierte Finken und demonstrierte Richtern und Publikum, dass es zwar heute mit dem Reiten nicht geklappt hat, aber die Stute auf dem besten Wege ist, Piaffe und Passage zu lernen.

 

Ergebnisse: www.dkb-bundeschampionate.de

 

 

 

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