Dritter Weltcupsieg für Marcus Ehning Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 18. April 2010 um 17:58

Marcus Ehning: Sieger auf Plot Blue im Championat von Dortmund wenige Wochen vor seinem dritten Erfolg im Weltcup-Finale auf diesem Hengst

(Foto: Offz/ Signal Iduna Cup in Dortmund)

 

Genf. Dreimal hatten bisher Reiter den Springreiter-Weltcup gewonnen – nun sind sie ein Quartett. In Genf ritt sich Marcus Ehning in diesen Kreis hinein. Mit einem Punkt Vorsprung sicherte sich der Borkener nach drei Wertungsprüfungen den ersten Rang vor den beiden gleichplatzierten Ludger Beerbaum und dem Weltranglisten-Ersten Pius Schwizer aus der Schweiz, die beide am Ende mit sieben Strafpunkten auf der Liste standen. Doch über dem Finale bleibt auch ein Schatten – er hat sogar einen Namen: McLain Ward.

 

Am Morgen vor dem Finale schwärmte er noch: „So ein Pferd, unglaublich.“ Doch dann nahm der Hengst Plot Blue aus Schweizer Zucht, vor weniger als zwei Jahren durch Vermittlung des früheren Bundestrainers Kurt Gravemeier in seinen Stall gekommen, im ersten Umlauf des Finals das letzte Hindernis mit. Doch Marcus Ehning ließ sich dadurch nicht beirren. Der erfolgreichste deutsche Springreiter auch im Medaillensammeln, wohl der größte Stilist im Augenblick im Parcours, hatte im letzten Umlauf dann die richtigen Hosen an. Einen Tag vor seinem 36. Geburtstag und 10.000 Zuschauern im ausverkauften „Palexpo“holte er sich den Weltcup, insgesamt an Preisgeld 89.025 Euro, Ehrenpreise und eine Nachbildung der Stele aus Bergkristall, wovon er bereits zwei zuhause stehen hat. Denn schon 2003 und 2006 war er der Beste in diesen inoffiziellen Hallenweltmeisterschaft. Der Mannschafts-Olympiasieger von Sydney 2000 steht nun in einer Reihe mit Hugo Simon (Österreich), Rodrigo Pessoa (Brasilien) und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen). Sie hatte auf ihr automatisches Startrecht als Cupvertedigerin verzichtet, da sie sich kurz nach der Geburt ihrer Tochter nicht fit genug fühlte für einen solchen Wettbewerb.

 

Keine schlechte Kasse auch für Ludger Beerbaum: Er kassierte rund 78.217 €, wobei er am ersten Tag gar nichts abbekam...

 

Ludger Beerbaum verlor den Cup am ersten Tag

 

Was schon sein früherer Chef Paul Schockemöhle sagte, musste nun auch wieder Ludger Beerbaum erleben. Wer zum Auftakt nicht „bei den Leuten ist“ (Schockemöhle), kann am Ende nicht vorne sein. Ludger Beerbaum, Deutschlands erfolgreichster Springreiter, Rekord-Nationenpreis-Reiter mit 105 – Mal für Deutschland im Sattel, 1993 auf Ratina Z erster deutscher Weltpokal-Gewinner, wurde wegen eines in Strafpunkte umgerechneten Abwurfs auf der großartigen Stute Gotha (9) im Wettbewerb gegen die Uhr lediglich 17. Zwei „Nuller“ im Finale mit Hürden bis zu einer Höhe von 1,60 m brachten den 46 Jahre alten viermaligen Olympiasieger und achtmaligen deutschen Titelträger in den beiden Umläufen weit nach vorne, aber nicht mehr auf den ersten Platz. Der eine Strafpunkt war eben zu viel, um ein Stechen gegen Ehning zu erreichen. Ähnlich erging es dem Schweizer Weltranglisten-Ersten Pius Schwizer (43) auf der Holsteiner Stute Carlina, auch er konnte nicht mehr an Marcus Ehning vorbeireiten.

 

Ehning freute sich schon über zweiten Patz...

 

Marcus Ehning meinte hinterher, er hätte nach dem Abwurf in der vorletzten Runde nicht mehr mit einem Erfolg gerechnet, zumal ja Mario Deslauriers ohne Fehler gegangen wäre, „da habe ich bereits angefangen, mich über den zweiten Platz zu freuen...“

 

Ludger Beerbaum sagte, er sei happy, wie sich das junge Pferd entwickelt habe, „ich habe die Stute ganz roh im Alter von vier Jahren von der Züchterin erworben. Als sie sechs war, erkannte ich erst das vorhandene Potential.“ Gekauft habe er Gotha vor allem auch wegen des Vaters, des Hengstes Goldfever, der unter ihm zu einem Ausnahmepferd wurde.

 

Fast unbemerkt von vielen hätte die für Portugal startende Brasilianerin Luciana Diniz auf dem belgischen Hengst Winningmood den Cup geholt, doch ein Patzer in der letzten Runde und die damit registrierten vier Strafpunkte summierten sich auf insgesamt neun Zähler, so wurde sie Vierte.

 

Einbruch von Mario Deslauriers am Ende

 

Favorit war am Schluss der für die USA reitende Kanadier Mario Deslauriers, 45, 1984 in Göteburg auf Aramis jüngster Cupsieger des siet 1979 organisierten Finals. Sein Erfolg in Genf hätte an den Wettschaltern kaum etwas gebracht, denn er hatte vor dem letzten Umlauf mit nur drei Strafpunkten die Hand zum zweiten Mal an der Trophäe. Ein Abwurf auf dem holländischen Wallach Urico hätten ihm immer noch nicht auf die Finger geklopft, doch mit nicht weniger als 13 Fehlerpunktenn kehrte er zur Lichtschranke zurück – dafür blieb am Ende nur der sechste Platz, ein Rang hinter dem früheren irischen Weltmeister Dermott Lennon auf Hallmark Elite (10).

 

Wie schon in den Jahren zuvor blieb der Pokal wieder auf dem alten Kontinent. Nur Deslauriers hatte sich in diesen geschlossenen Kreis reiten können. Von den beiden anderen Deutschen im Finale ist zu sagen: Der deutsche Meister Philipp Weishaupt aus dem Stall Ludger Beerbaum belegte den 18.Platz mit 22 Punkten, sein Kollege Marco Kutscher aus der gleichen Turniergemeinschaft hatte auf Cash für die letzte Runde nach acht Fehlerpunkten im ersten Durchgang des Finals zurückgezogen und wurde am Ende auf Position 21 (14 Strafpunkte) geführt.

Gegen Ward untersucht nun auch die FEI

 

Bekanntlich wurde die belgische Stute Sapphire des US-Amerikaners McLain Ward (34). Das Pferd zeigte bei der Untersuchung von verschiedenen unabhängigen Tierärzten nach der zweiten Wertungsprüfung eine hochgradige Überempfindlichkeit an den Vorderbeinen und wurde zum eigenen Schutz, so die Jury, aus dem weiteren Wettbewerb genommen. Damit war der zunächst führende Mannschafts-Olympiasieger aus der Konkurrenz, was die versammelte US-Delegation in Rage brachte. Auf der Tribüne enthüllten gar amerikanische Zuschauer ein Spruchband mit der Aufschrift, der Weltverband habe McLain Ward den Pokal gestohlen. Ward, wahrlich kein Unbekannter in der Szene, wenn die Sprache auf Tricksereien oder Tierquälereien kommt, ging sogar Ludger Beerbaum heftig an, als der die Forderung der amerikanischen Mannschaft ablehnte, wegen der Disqualifikation von Sapphire das Finale zu boykottieren. Beerbaum, zweiter Vorsitzender des Internationalen Springreiter-Clubs hinter Rodrigo Pessoa, lehnte ab. Gegen Ward untersucht inzwischen auch die entsprechende Kommission des Weltverbandes (FEI), deren Präsidentein Prinzessin Haya sich klar auf die Seite der Jury stellte: „Hier hatte ein Pferd ganz offensichtlich Schmerzen – deshalb musste es geschützt werden.“

 

Wie man seine Aversion zeigen kann, drückte das Schweizer Publikum auf eigene Art aus. McLain Ward ging den außerhalb der Weltcupspringen ausgeschrieben Großen Preis auf  dem holländischen Wallach Rothchild an, tippte dann nach drei fehlerfreien Sprüngen am Samstagabend an seinen Helm zum Zeichen der Aufgabe. Die 10.000 Besucher registrierten den Vorgang mit kaltem Schweigen... von Nennung des Starternamens bis hin zum Ausritt.

 

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