Hauke Schmidt zum 80. Geburtstag Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 01. April 2018 um 12:39

Hauke Schmidt auf Duc de Normandie 1976 in Paris beim Versuch, den Hochsprung-Weltrekord zu brechen. Zum Rekordversuch war er vom Veranstalter überredet worden, nachdem er im Mächtigkeitsspringen als einziger über 2,35 fehlerlos geblieben war. Doch der Wallach Duc de Normandie riss die oberste Stange des eigens rasch zusammengebastelten Hochsprunggestells. Der absolute Hochsprung-Weltrekord eines Reiterpaares steht auf 2,47 m, aufgestellt am 5. Februar 1949 in Santiago de Chile durch den chilenischen Rittmeister Alberto Larraguibel Morales im Sattel des eigens darauf trainierten Vollblüters Huaso

(Foto: Georg Reiner).

 

Glems. Die Erfolge als Springreiter sind längst Geschichte, doch seine Erfindungen werden alles überdauern. Die Rede ist von Hauke Schmidt, dem Holsteiner aus dem Schwäbischen, der an diesem 1. April 80 Jahre alt wurde.

 


Ehe er eine einmalige Karriere als Parcoursbauer und Erfinder begann, war er Springreiter. 25 Nationen-Preise ritt er für Deutschland, 200 Siege errang er in schweren Springen und war Teilnehmer der Europameisterschaft 1967. Von 1973 bis 1979 arbeitete er als Bundestrainer am Deutschen Olympiadekomitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf. Ab 1979 war er internationaler Parcourschef und Berater u.a. bei Weltcupfinals in Göteborg, dann tätig in Calgary, in Montreal, Melbourne, New York, Teheran, Palm Beach, Moskau, Sao Paulo, Johannesburg, Kalkutta, Sofia, Frankfurt/ Main, Wolfsburg, Leipzig, Mailand – vor allem aber in Stuttgart: Bei den Schwaben baute er das inzwischen großartige Turnier mit auf. Und dafür flog er in der ganzen Welt herum, um die Besten zuerst für ein neues außergewöhnliches Turnier in Deutschland zu ködern – und um sie später leichter in die Schleyerhalle zu locken. Und die er wollte, hatte er immer im Parcours. Dass er heute nicht mehr zum großen Organisationsstab gehört, schmerzt ihn zurecht, er hätte anderes verdient gehabt.

 

Auftakt als internationaler Parcoursbauer war 1982 in Wolfsburg. Der Musterschüler des unvergessenen Sattelästheten und ideenreichen Parcoursarchitekten Hans-Heinrich Brinckmann stellte den „Jungen Springreitern“ die Aufgaben, um Europameister werden zu können. Den Titel holte übrigens der später auch international bei den ganz Großen erfolgreiche Niederländer Eric Van Der Vleuten. Schmidt,  den man später auch den „Colani des Parcours“ nannte, brachte damals aus Wolfsburg auch seine Erfindung mit, den transportablen Wassergraben aus Kunststoff. Und er erdachte zudem auch die inzwischen in der ganzen Welt praktizierte Siegerrunde, zusammen mit dem Amerikaner Isaac Arguetty, der mal während des Winterfestivals in Wellington/ Florida sagte: „Wir waren der Zeit voraus…“

 

Die Siegerrunde war und ist einzig und allein speziell für die TV-Medien erfunden, denn dadurch wird das Ende einer Prüfung kalkulierbar, die Garantie für eine Live-Übertragung einer Fernsehanstalt. Und auf die Mattscheibe drängt jeder großer Veranstalter, und der wiederum kann nur überleben, wenn er mit einer TV-Ausstrahung zu Markte ziehen kann. Inzwischen werden  nach der Schmidt-Regel im großen Sport fast alle vom TV abhängigen Konkurrenzen bestritten. Meist zehn Reiter aus einem Normalparcours gehen in den entscheidenden zweiten Umlauf einer Konkurrenz, alle beginnen bei null Fehlerpunkten, egal, mit welchen Strafpunkten sie diesen letzten Kurs erreichten, Sieger ist der Beste dieser Finalrunde, so wird Spannung aufgebaut und erhalten bis zum Schluss.

 

An eine Begebenheit in der VW-Stadt erinnert sich Hauke Schmidt auch noch zusätzlich. Vor der Weltmeisterschaft 1986 in Aachen ritt die Kanadierin Gail Greenough auf Mister T. beim CSI in Wolfsburg. Schmidt: „Sie holzte alles ab, was da an Hürden stand…“ Wenige Tage später holte sie in der Soers als erste und bisher einzige Reiterin in der 1953 begonnenen Geschichte den Titel.

 

Verheiratet seit 53 Jahren ist Hauke Schmidt mit Marile, die hatte er während des Pfingstturniers 1962 in Wiesbaden kennengelernt. In fröhlicher Runde vor dem Großen Preis am nächsten Tag sagte er zur ihr: „Den gewinne ich…“ Er gewann ihn und auch Marile aus dem Schwäbischen.

 

Zum 80. trafen sich nur die engeren Familienmitglieder, „den 70. hatte ich ja groß gefeiert“, sagt er. Anrufe und Post erhielt er auch von einigen früheren Reitkollegen wie Alwin Schockemöhle, besonders gefreut hat er sich über den Anruf des Weltcupsiegers und zweimaligen deutschen Meisters Daniel Deußer…

 

 

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