Reiten um das "Goldene Kalb" in Rio de Janeiro... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 25. August 2010 um 19:41

 

Rio de Janeiro. Der „Ritt ums Goldene Kalb“ beginnt an diesem Donnerstag und endet am Samstag in Rio de Janeiro, mit den besten Springreitern der Welt und solchen, die sich zum CSI dank eines gut gefüllten Portefeuilles selbst einladen konnten, zu den speziellen Prüfungen. Der Gesamtgewinner der Global Champions Tour kassiert neben seinen Prämien beim CSI extra 500.000 Euro.

 

Der Springreiter-Zirkus lebt längst in seiner eigenen Welt, dort, wo Geld alles ist. Und so sagte vor wenigen Tagen auch der deutsche zweifache Olympiasieger von Atlanta, Ulli Kirchhoff: „Es geht nur noch um Zaster.“  Die oben sind, haben längst jeden Kontakt zu jenen verloren, die noch täglich eine Box ausmisten, sich um das eigene Pferd kümmern, trainieren – und dazu auch „nebenbei“ einem ordentlichen Beruf nachgehen. Der moderne Reitsport ist nur noch mit Sponsoren zu bezahlen,. Eigenes Können reicht nicht mehr.

 

Die Kluft wird immer größer. Zwischen denen da ganz oben und denen da ganz unten. Gejubelt wird oben, unten selten. Eher herrscht dort Neid, Missgunst, Zoff untereinander, kein wirklicher Unterricht. Überschätzung des eigenen Könnens. Doch jeder träumt weiter, auch unten. Die eine, wie Isabell Werth mal zu reiten, der andere, einmal den Großen Preis von Aachen  zu gewinnen. Dennoch: Der Reitsport wird sich in Kürze aufsplitten in jene, die zu Turnieren wollen  und jenen, die einfach nur ausreiten. Glück zu wünschen jedem Pferd, einen Reiter zu haben, der sich selbst richtig einzuschätzen weiß.

 

Jan Tops: Macher und Strippenzieher

 

Wenn`s ums Geld geht, sind Niederländer nicht zu schlagen. So sagte auch mal vor Jahren Frank Kemperman, Vorstandsvorsitzender des Aachen Laurensberger-Rennvereins (ALRV): „Wenn Dich ein Holländer nicht beschissen hat – dann hat er es vergessen...“ Kemperman ist Holländer, Jan Tops (49) auch. Der Mannschafts-Olympiasieger von 1992 in Barcelona hat vor einigen Jahren über eine Weltliga nachgedacht. Wie vor ihm viele andere auch. Nur er setzte die Idee auch um. Er holte Sponsoren und sorgte für eine festgelegte TV-Übertragung durch „eurosport“ von den entsprechenden Großen Preisen der von ihm erfundenen „Global Champions Tour“. Der Titel ist griffig, das Geld stimmt. Jeder Grand Prix ist mit mindestens 300.000 Euro ausgestattet, davon gehen an den Sieger entweder 95.000 oder 100.000 €. Und er hat sich arrangiert auch mit dem Weltverband, FEI, der mal skeptisch dem Unternehmen gegenüber stand. Doch die FEI kassiert mit und gab ihren Segen.

 

Tops schuf außerdem eine zusätzliche „Nebenliga“, nämlich auf spezieller Einladungsbasis, für zahlungskräftige Reiter aus den arabischen Staaten beispielsweise. Aber auch für andere „Amateure“, die sich einkaufen können mit Reiten und einem obligatorischen kostspieligen VIP-Tisch.

 

Jan Tops, der als der größte Pferdehändler der Welt gilt und von dem mal einer behauptete, er kontrolliere den kompletten Handel zu den Reichen nach Südamerika und verkaufe kein Pferd unter 800.000 Euro, er hat inzwischen seinen ersten Wohnsitz nicht mehr in Valkenswaard, längst im steuergünstigen Monaco. Dort veranstaltet er auch ein Turnier, an dem auch eine Tochter von Prinzessin Caroline starten darf.

 

 

Nirgendwo mehr Geld als bei der „GCT“

 

Die Global Tour ist die höchstdotierte Serie der Welt. Den Spitzenreitern kommt das Unternehmen entgegen. Die besten 30 der Weltrangliste haben automatisch Startrecht bei jedem Turnier, sie wohnen für lau – und können auch noch verdienen. Eine gefährliche Spirale, die sich da dreht und möglicherweise zu Tode dreht. Wenn „kleinere“ Veranstalter mal das Handtuch werfen, fehlt der Unterbau. Doch ohne jene da unten, fehlt der Nachschub für jene an der Sonne. Die Topliga der höchsten Nationen-Preis-Serie versucht mitzuhalten, im nächsten Jahr werden die Großen Preise auf 300.000 Euro festgelegt. Aber auf Dauer ist das Gieren nach noch mehr Geld nicht durchzuhalten. Zumal die TV-Quoten nicht gerade Jubelstürme in den Sendeanstalten auslösten. Beim letzten CHIO in Aachen schwankten die Einschaltquoten zwischen 2,2 und 8,9 Prozent im Sportbereich, während sich den Abschied der Nationen wenigstens 14,0 Prozent nicht entgehen ließen. Die 10-Prozent.Quote ist der Schnittpunkt, um bei den Öffentlich-Rechtlichen Anstalten (ARD/ ZDF) nicht zu den Dritten Programmen abgeschoben zu werden.

Den meisten Veranstaltern ist immer noch nicht bewusst, dass Reiten in Deutschland – erfolgreichste olympische Sportart – fast nur noch am Rande von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Deutschland hat keine „Heros“ mehr.

 

500.000 Euro für den Gesamtsieger der Tour

 

Im letzten Jahr gewann der Franzose Michel Robert (61) in  Doha auf der Stute Kellemoi de Pepita das Finale und kassierte 300.000 Euro. Diesmal ist einiges wieder anders. Gezählt werden alle Turniere der gesamten Serie und die entsprechenden Platzierungen. Wer als Bester unter dem Zuckerhut steht, erhält 500.000 Euro. In Frage auf den „Jackpott“ kommen fast nur Marco Kutscher aus Riesenbeck und Marcus Ehning aus Borken. Kutscher hat bisher 215 Punkte, Ehning vier weniger. Mit 193 Punkten ist Belgiens Weltmeister Jos Lansink als Dritter auch noch von der Partie.

 

Prämien werden auch ausgeschüttet, so erhält der erfolgreichste Reiter des CSI zusätzlich 27.000 €, 3.000 € sollen an den besten Pferdepfleger gehen.

Insgesamt ist die 5-Sterne-Veranstaltung in der Olympiastadt von 2016  mit 1.620.000 Euro dotiert. Schirmherrin ist Milliardärin Athina Onassis de Miranda.

 

Die für den CSI in Rio de Janeiro gemeldeten Reiter (alphabetisch aufgelistet nach Ländern):

 

1 − José Larocca ARG
2 − Edwina Alexander AUS
3 − Judy Ann Melchior BEL
4 − Jos Lansink BEL
5 − Álvaro Miranda BRA
6 − Rodrigo Pessoa BRA
7 − Bernardo Alves BRA
8 − Felipe Azevedo Filho BRA
9 − Rafael Amaral Rodrigues BRA
10 − Pedro Veniss BRA
11 − Carlos Motta Ribas BRA
12 − Rodrigo Marinho BRA
13 − Joana Valente BRA
14 − Fabio Leivas da Costa BRA
15 −  Lucas de Araujo Costa BRA
16 − Romeu Ferreira Leite BRA
17 − Karina Johannpeter BRA
18 − Luiz Francisco Azevedo BRA
19 − Francisco Musa BRA
20 − Bartolomeu de Miranda BRA
21 − José Roberto Fernandes BRA
22 − Andrea Guzzo BRA
23 − Fábio Sarti BRA
24 − Caio Sergio de Carvalho BRA
25 − Luiz Felipe de Azevedo BRA
26 − Michael Forsten FIN
27 − Kevin Staut FRA
28 − Simon Delestre FRA
29 − Roger Yves Bost FRA
30 − Philippe Rozier FRA
31 − Edouard De Rothschild FRA
32 − Ben Maher GBR
33 −  Ellen Whitaker GBR

34 −  Marcus Ehning GER
35 − Ludger Beerbaum  GER
36 − Marco Kutcher GER
37 − Daniel Deusser GER
38 − Meredith M. Beerbaum GER
39 -Christian Ahlmann GER
40 − Philipp Weishaupt GER
41 − Lars Nieberg GER

42 − Denis Linch IRL
43 -Cameron Hanley IRL
44 − Billy Twomey IRL
45 − Juan Carlos Garcia ITA
46 − Kamal Bahamdan KSA
47 − Harrie Smolders NED
48 − Eric Van Der Vleuten NED
49 − Gerco Schroder NED
50 − Leopold Van Asten NED
51 − Luciana Diniz POR
52 − Sheik Ali Al Thani QAT
53 − Ali Al Rumaihi QAT
54 − Rolf Goran Bengtsson SWE
55 − Lauren Hough USA
56 − Loisse Garcia Padron VEN
57 − Pablo Barrios VEN
58 − Charlotte Casiraghi FRA
59 − Flaminia Straumann SUI



 

 

 

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