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Das Millionen-Unternehmen "Global Champions Tour" PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 22. Dezember 2011 um 17:11

 

Jan Tops nach der Trauung mit der Australierin Edwina Alexander im September 2011 in Monaco

(Foto: GCT)

Valkenswaard. Seit 2006 versammelt die vom Niederländer Jan Tops erfundene „Global Champions Tour“ die besten Springreiter der Welt um sich. Sie kommen alle. Es geht um Geld, und das ist nach wie vor der Köder in dieser Branche. Doch inzwischen regen sich auch Stimmen dagegen.

 

 

Alles begann 2006. Da ließ der Niederländer Jan Tops die Global Champions Tour von der Leine. Der Erfolg war sofort durchschlagend. Im kommenden Jahr läuft die Serie über 13 Stationen, nur während Olympia in London wird eine Pause eingelegt, doch davon haben die Pferde wenig. Die müssen zusätzlich ran. So wird, wahrscheinlich auch die Global Champions Tour irgendwann zwangsweise dann enden, wenn die Pferdebeine nicht mehr können. Entsprechender Ersatz auf diesem Level des Springsports ist nicht garantiert.

 

Die Ideengeber der Tour

 

1991 hockten der dreimalige Europameister Paul Schockemöhle, inzwischen 66 Jahre alt, und der ehemalige Diamantenhändler Isaac Arguetty zusammen und diskutierten über eine Weltliga der Springreiter. Zwei Jahre danach wurde die „Professional Showjumping Association“ (PJA) gegründet. Der US-Amerikaner Arguetty und der mexikanische Milliardär, Turnierveranstalter und Springreiter Alfonso Garza Romo hinterlegten bei einer Schweizer Bank für die Serie nach heutiger Währung rund fünf Millionen Euro. In Donaueschingen wurde während des Turniers am 17. September 1993 das Modell vorgestellt. Als Präsidenten des Unternehmens saßen Isaac Arguetty und Alfonso Romo vorne am Tisch im Verkündigungszelt, dazu gehörten zum Präsidium als Direktor Prof. Dr. Arno Gego und die ebenfalls schon beinahe angeheuerten Parcoursbauer Hauke Schmidt und Olaf Petersen sowie Bo Helander (Schweden), damals Generalsekretär des Weltverbandes (FEI). Bis ins winzigste Detail war alles geplant und logisch aufgebaut. Von den Statuten bis hin zu Mitgliederzahl und Turnierveranstaltungen. Alles generalstabsmäßig durchdacht und aufgezeichnet.

 

Nach Qualifikationen in der ganzen Welt sollte das erste Masters-Finale 1994 in Frankfurt/ Main ausgetragen werden mit einem Preisgeld für den Sieger von heute umgerechnet einer Million Euro. Am viertägigen Endturnier sollten 48 Reiter teilnehmen, 28 hätten das Halbfinale erreicht, 16 das Finale und daraus wiederum acht die Siegerrunde, die der frühere Springreiter und Parcoursbauer Hauke Schmidt erfand, „dass nämlich jeder der Qualifikanten ohne Fehlerpunkt belastet in den alles entscheidenden Umlauf geht, das erhöht die Spannung und wäre auch gerechter als alles andere bei Turnieren“ (Schmidt) und „gibt jedem die Chance, doch noch Sieger zu werden“ (Arguetty). Fernsehgerecht natürlich, zeitlich passend, das Finale bis zum Sieger. Arno Gego, viele Jahre  Parcourschef beim CHIO von Deutschland und Erfinder der „Aachen School of Course Design“: „Die Qualität sollte erhöht werden, nicht die Quantität.“ Und er sagte: „Mehr Geld – aber weniger Turniere.“ Bereits zwei Jahre später hätte der PJA-Sieger 1,5 Millionen erhalten.

 

FEI schwante ein Gegenunternehmen

 

Doch der Weltverband (FEI) vermutete die Gründung einer konkurrierenden Föderation und drohte, wer sich der PJA zuwende, habe das Recht auf Teilnahme an Olympischen Spielen, Championaten und Nationen-Preisen verwirkt. Die Reiter knickten ein, keiner löste eine Lizenz, auch nicht, als „PJA“ in „Pro Show Jumping Alliance“ umbenannt wurde. Es blieb bei Gedankenspielen, wobei Arguetty nicht ganz so falsch lag mit seiner Auffassung: „Im Vergleich zu Tennis, Golf und in England gar zum Dartspiel kommt  Springreiten im Fernsehen beim unbedarften Zuschauer wenig an, Reiten ist zu langweilig, weil nämlich für den ganz normalen sportinteressierten Zuschauer am Fernsehschirm praktisch nichts passiert. Der Zuschauer möchte mitleiden, er will ergriffen werden von großen Augenblicken, sie körperlich miterleben, Reiten erreicht den Zuschauer nicht oder kaum.“ Das wollte die PJA ändern.

 

Paul Schockemöhle hatte als einziger den Gedanken einer Serie im Springreiten nicht  verscheucht. Der All-Zweck-Unternehmer überredete sechs gleichgesinnte zur Gründung der „Riders Tour“, darunter Hans-Werner Aufrecht, den Erfinder der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM), Ann Kathrin Linsenhoff, ehemalige Mannschafts-Olympiasiegerin und inzwischen Mitbesitzerin des Dressur-Hengstes Totilas, und Ulli Kasselmann, einen der bekanntesten internationalen Pferdehändler. Jeder zahlte eine Million Mark ein, Sieger Ludger Beerbaum erhielt beim Auftakt der Turnier-Reihe 2001 500.000 Mark. Die Tour machte im ersten Jahr ein Minus von 2,5 Millionen Mark, letztmals, nach Einführung des Euro, kassierte Ludger Beerbaum 2007 Bares in Höhe von 250.000 €. Inzwischen gibt es „nur“ noch zum Titel „Reiter des Jahres“ zusätzliche stattliche Ehrenpreise.

 

Jan Tops entdeckte neue Pfründe

 

Die Momente der schwächelnden „Riders Tour“ nutzte der Niederländer Johannes, Augustinus, Petrus Tops (50), kurz: Jan Tops. Niederländer, Pferdehändler mit Macht, Team-Olympiasieger 1992 in Barcelona, mit  Wohnsitz im steuergünstigen Monaco. Er setzte den PJA-Gedanken komplett um. Tops, mit dem angeborenen Instinkt der Holländer für Geschäfte, Turnierstall in Valkenswaard, erfand die „Global Champions Tour“ und staffierte sie mit dem bisher höchsten Preisgeld aus. Kein Wunder, dass sich auf der Tour die gesamte Weltelite gerne tummelt. Tournee-Beginn war 2006.

 

Im nächsten Jahr umfasst die Global Champions Tour 13 Austragungsorte, neu dazu kommen Wiesbaden am Pfingstwochenende (25./ 26. Mai), Lausanne (14. bis 16. September), Wien (21. bis 23.09.) und Shanghai (4. bis 6. Oktober).  Der Global-Zirkus wird 2013 auch in London-Kensington einen Halt einlegen, wahrscheinlich auch in den USA. Und in naher Zukunft gesellt sich wohl auch Moskau dazu, mit dem Roten Platz, wo 2008 bereits die Springreiter ihre Visitenkarte abgeben wollten, was sich dann aber zerschlug.

 

Inzwischen jedoch regt sich auch Widerstand, vornehmlich im Europäischen Verband, dessen Präsident Dr. Hanfried Haring (Sassenberg) sagt, es könne ja nicht sein, dass die besten Springreiter zur Turnieren der Global-Tour reisen, die einzelnen Verbände aber nicht mehr wüssten, wo und wie sie eine Equipe für die Nationen-Preise der Topliga herzaubern sollten. Und er sagt, Jan Tops wolle absolute freie Hand haben in seinem Imperium. Der sportliche Wert wird inzwischen in Frage gestellt aus dem Blickwinkel für den gesamten Springsport heraus. Mittlerweile laufen ebenfalls bereits hitzige Diskussionen über den Vergabeschlüssel der Punkte auf den Turnieren der nächsten Serie. Aus dem Internationalen Club der Springreiter kommt zum Beispiel der Vorschlag, nur noch eine bestimmte Anzahl von Resultaten in die Punktewertung aufzunehmen.

 

Preisgeld 2012: 7 Millionen Euro

 

Die Serie  schmeißt Millionen Euro unters Reitervolk, 5,5 Millionen waren es in diesem Jahr, über sieben Millionen werden es 2012. Nirgendwo gibt es mehr, kein Wunder also, dass die Besten der Weltrangliste, alle Titelträger und Olympiasieger an den exklusiven Austragungsorten wie Cannes, Monte Carlo, Hamburg, Estoril, Doha oder Abu Dhabi auf den Startlisten stehen.

Jan Tops aus dem niederländischen Valkenswaard wuselte zunächst überall herum, er antichambrierte gekonnt, öffnete die entscheidenden Türen, ob bei Funktionsträgern oder Sponsoren. Der Weltverband, FEI, nickte das Vorhaben freundlich ab, zumal er und auch die einzelnen nationalen Föderationen deftig mitkassieren.

 

Der gewiefte Holländer hat fünf Titelsponsoren aus der ganzen Welt, dazu einen Vertrag mit dem privaten TV-Sender „eurosport“, der sämtliche Großen Preise direkt oder ziemlich zeitnah überträgt. Festgeschrieben ist auch, „dass die Global Champions Tour nicht mit dem Weltcup, Championaten wie Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen kollidiert, bisher haben wir uns auch  ausschließlich für Freilandturniere  entschieden, aber das muss ja nicht für immer so bleiben“, so Tops. Bei 13 Turnieren in der Freiluftsaison muss zwangsweise irgendwann auch in die Halle gegangen werden, denn alle zwei Wochen ein CSI der Global-Tour würde dem Sport auf dieser Ebene rasch auch ein Ende bereiten – im Kampf mit den CSIO-Organisatoren, die ja alle bis auf die Nordamerikaner unter freiem Himmel die Reiter versammeln.

 

13 Millionen Euro an Reiter-Spesen

 

Jan Tops: „Unser Sport ist so teuer, da musste doch irgendjemand mal die Chance bieten, auch auf Turnieren ein ordentliches Preisgeld zu ergattern.“ Und weiter meint er: „Die Tour kommt zusätzlich den Spitzenpferden entgegen, sie müssen weniger gehen, vermögen aber mehr zu gewinnen.“ Als Beispiel nennt er die Irin Jessica Kürten, die sei vor einigen Jahren 44 Wochen unterwegs gewesen und habe rund 600.000 Euro eingesprungen, auf der Global-Tour gebe es Prämien in Höhe von über sechs Millionen bereits in 13 Wochen.

 

Die auf der Weltrangliste zwischen 1 und 30 postierten Reiter haben als automatisch eingeladene Teilnehmer auf allen Turnieren alles frei, von Anreise bis Verköstigung und Logis in Fünf-Sterne-Hotels, auch die Pferde mit den Pflegern werden – außerhalb Europas - gratis geflogen. Kosten für das Unternehmen: 13 Millionen Euro.

 

Gewertet wurde zuletzt nach folgendem System: Der Sieger erhält 40 Punkte, der Zweite 37, der Dritte 35 usw., jeweils zwei Zähler weniger für die Nächstplatzierten bis zum  18. Die Punkte werden nach der Platzierung im Grand Prix vergeben. Jeder dieser Fünf-Sterne-Springen mit zwei Umläufen – 18 Beste in der zweiten Runde -  und möglichem Stechen ist mit 300.000 Euro dotiert, davon gehen bis auf wenige Ausnahmen 100.000 an den Gewinner. Am Ende der Tournee erfolgt kein Bonuszuschlag wie beim Start 2006, dafür erhält jedoch der Gesamtsieger 300.000 Euro extra. Edwina Tops-Alexander, Ehefrau des Tour-Präsidenten Jan Tops, kam als Siegerin der diesjährigen Serie auf  ein Gesamtpreisgeld von 786.326 Euro.

 

Tina Onassis stieg als Sponsorin aus

 

Einen kleinen Erfolgsknick hatte Jan Tops aber auch schon einzustecken. Athina Onassis de Miranda (26), langjährige Schirmherrin der Tour und vor allem gönnerhafte Geldspenderin für den CSI in Rio de Janeiro („Athina Onassis Horse Show“),  und ihr brasilianischer Ehemann Alvaro Alfonso de Miranda Neto (38), Medaillengewinner bei Olympia, haben sich dem Vernehmen nach mit dem Holländer überworfen. Für 2012 ist die Olympiastadt des Jahres 2014 wohl deshalb aus der Serie zunächst einmal ausgestiegen.

 

Man kann sich einkaufen in die Tour, zum Beispiel für die extra ausgeschriebenen Gäste-Springen. Dort wimmelt es von Nachkommen der Ölscheichs sowie dazu Gestandenen aus dem Geld- und echten Adel. Dafür erwartet der Organisator natürlich auch ein gewisses Entgegenkommen. Ein Vip-Tisch auf seiner Hauseinlage in Valkenswaard kostete beispielsweise der italienischen Springreiterin Jonella Ligresti, eine der mächtigsten Frauen Italiens im Wirtschaftsleben, Arbeitgeberin des deutschen Springreiter-Olympiasiegers Ulli Kirchhoff, im letzten Jahr mit Entourage 25.000 Euro. Einer müsse ja schließlich die Party bezahlen, wie jemand aus dem Top-Umkreis meinte. Doch auch gegen die immer stärker um sich greifende „Paycard-Seuche“ stemmen sich inzwischen immer mehr, auch Hanfried Haring (70), der gerade mit dem „Bundesverdienstkreuz am Bande“ ausgezeichnet wurde. Er will gegen die Einkaufsmentalität vorgehen, „am liebsten die Paycards ganz verbieten“, es könne doch nicht sein, dass ein schwächerer Reiter aufgrund seiner Geldveranlagung irgendwo an einem Turnier teilnehmen könne -  ein anderer   aber zusehen müsse, nicht, weil er kein Talent habe, sondern weil ihm schlicht das Geld fehle, einen VIP-Tisch zu kaufen…

 

Aber die FEI und auch die nationalen Föderationen halten bei der Global-Tour ebenfalls die Hände auf, alle wollen mitkassieren. Die Gesamtkosten einer Tournee liegen im Jahr bei etwa 50 Millionen Euro.

 

Veranstalter wollen dabei sein…

 

Jan Tops muss wenig unternehmen, um Gefolgsleute zu finden. Man spricht ihn an. Dann wird eine Liste aufgelegt, und die einzelnen Punkte werden durchgegangen, um bei der Tour Aufnahme zu finden. Stimmen muss: Unterbringung der Pferde, Boden des Springplatzes, Interesse der Medien, Ausstrahlung als Turnier auf eine Stadt oder die Region, politisches und wirtschaftliches Entgegenkommen. Tops bringt auch selbst Sponsoren mit, und er investiert, von Anfang an müsse alles topp sein, sonst fange man gar nicht erst an, sagt er.

 

Verträge mit Veranstaltern werden nicht unter drei Jahren geschlossen, eher über fünf. Durch viele TV-Stationen werde jeder Fernsehapparat von der Global Champions Tour auf dem ganzen Erdball erreicht, in Westeuropa, in Russland, in China, Japan, Afrika, Nord- und Südamerika, Australien oder in den arabischen Ländern, heißt es. Über Zuschauerquoten sagt man nichts.

 

Übrigens: Als bisher einzige Serie im Springreiten außerhalb von Nationen-Preisen überdauerte der Weltcup – Start 1978 - alles und alle. Inzwischen werden in jedem Winkel der Erde Qualifikationen ausgetragen.

 


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