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Der große Dressur-Trainer Georg Wahl 92 Jahre alt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 20. Februar 2012 um 19:26

 

Georg Wahl - immer ein bisschen skeptisch, immer auf der Hut

(Foto: Werner Ernst)


Kirchberg/ Schweiz. Er war der Zeit ziemlich voraus. Er hatte andere Ideen, ohne das klassische Reiten zu verleugnen, doch er wollte immer vor allem eines: Den Sieg. Nicht mit unfairen Mitteln dem Tier gegenüber. Um die zweibeinige Konkurrenz auszubremsen, da hatte er keine Hemmungen. Und er kannte wirklich alle Tricks. Er, Georg Wahl, auf einer Erfolgsstufe wie Dr. Uwe Schulten-Baumer, ein Pferdemann wie er, an diesem Dienstag wird er 92 Jahre alt, geistig frisch wie eh und je.

 

Georg Wahl kam am 21. Februar 1920 auf dem schlesischen Gestüt Kosel auf die Welt, wo sein Vater arbeitete. Umgeben von Pferden begann der junge Wahl logischerweise zu reiten, und zwar meist ohne Sattel. 1939 wurde er zu den Berittenen der damaligen deutschen Wehrmacht eingezogen, sein Kommandeur war der später weltweit als Pferdemann anerkannte Hans-Joachim Köhler aus Verden/ Aller. Köhler, so wurde später berichtet, veranstaltete 20 km hinter der Front ein Dressurturnier, Wahl war der Beste, was als Beobachter der österreichische Olympiadritte von 1936, Alois Podhajsky, ebenfalls bemerkte. Podhajski, damals Oberst und ab 1938 Chef der Spanischen Hofreitschule, holte 1940 den zwanzigjährigen Wachtmeister an das Institut. Bis 1951 blieb der Beamte Wahl in Wien, mit der Spanischen ritt er in der ganzen Welt, in der Schweiz lernte er den berühmten Zirkusdirektor Fredy Knie kennen, er war fasziniert, wie der Eidgenosse auf die Psyche eines Pferdes eingehen konnte. Zwei Jahre blieb er beim Zirkus Knie, mit dem Zirkus-Chef ritt Georg Wahl einen viel beachteten Pas de Deux. 1955 übernahm Wahl die städtische Reitschule in Bern, dort lernte er Christine Stückelberger kennen, „die hatte Dressur im Blut“, wie er später mal erzählte. Er kümmerte sich um ihre reiterliche Ausbildung und um anderes auch. Die 27 Jahre jüngere Christine Stückelberger und er wurden ein Paar ohne Eheringe – und sind es bis heute.

 

 

1967 ließ sich Wahl erneut von der Spanischen Hofreitschule verpflichten, machte sich dann aber vier Jahre später selbständig in Salzburg. „Diese Zeit“, so erinnert er sich, „war für mich und Christine entscheidend, ich konnte die späteren Erfolge von ihr vorbereiten.“ Und natürlich die von Granat, einem Holsteiner Wallach, der auf Gut Ising am Chiemsee der Schrecken aller war. Später hörte die blonde Besitzerin, die 1981 als erste Frau ins Schweizer Nationale Olympische Komitee gewählt worden ist, „dass man froh war, so Dumme wie uns gefunden zu haben, denn Granat galt als unreitbar.“

 

Olympiasiegerin auf halb blindem Pferd

 

Christine Stückelberger entdeckte Granat 1969 und kaufte ihn für 13.000 Mark, gab ihn wieder ab, weil er angeblich ein reines Männerpferd war, holte ihn dann aber 1971 zurück. Granat war auf dem rechten Auge blind, deshalb besonders schreckhaft. Georg Wahl erkannte die besonderen Fähigkeiten des Consul-Nachkommen, der zunächst Cognac hieß, aber auf Granat umgetauft wurde, weil Wahls Pferde immer Namen von Edelsteinen trugen. Granat war intelligent und sehr sensibel, eben eine echte Persönlichkeit. Er lernte rasch, „wir drei wurden ein echtes Team“, sagt Georg Wahl. Mit Ruhe und Geduld wurde Granat aufgebaut. Vor Prüfungen führte der Coach den Wallach an einem Führstrick spazieren, zeigte ihm alles, redete mit ihm, gab ihm Vertrauen. Andere wie Wahl, sicher einer der besten Ausbilder der Welt, wären an einem solchen Pferd verzweifelt. Vor allem auch deshalb, weil er immer die höchste Aufmerksamkeit verlangte. Wahl: „Man muss Pferde loben, das verstehen sie, und sie brauchen immer die kurze, knappe und direkte Ansprache.“

 

Mit Granat wurde Christine Stückelberger 1975 und 1977 Europameisterin, sie gewann Olympisches Gold 1976 in Bromont vor den Toren Montreals, sie verließ Goodwood 1978 als Weltmeisterin und als Siegerin beim „Ersatz-Olympia“ 1980 - ebenfalls - in Goodwood. Und dabei hatte ein deutsches Magazin noch einige Jahre zuvor geschrieben: „Granat schreit nach der Deichsel der Kutsche...“

 

Nach Gold erst einmal ein Anpfiff...

 

Als Trainer war Georg Wahl, der mit 80 Jahren noch ritt, auch gegenüber Christine Stückelberger unerbittlich. Nach ihrem Olympiasieg 1976 holte sie sich nach der Prüfung zum Beispiel erst einmal eine ordentliche Abreibung ab, Wahl maulte doch tatsächlich im Augenblick des Triumphes, recht deftig. Aber der Schlesier war auch gewitzt, er beherrschte die sportpolitische Diplomatie wie kein anderer. 1975 beim deutschen CHIO in Aachen, warf er so nebenbei am Tag vor dem Grand Prix hin, er habe gehört, Granat werde ganz besonders streng bewertet. Als Christine Stückelberger und Granat mit Bestnoten das Viereck verließen, sagte der gerissene  Wahl: „Welche Noten muss Granat erst erhalten, wenn er wirklich sehr gut geht...“

 

Er roch die Taschenspielertricks der deutschen Konkurrenz wie eine Gams das nahende Gewitter. So zum Beispiel 1975 in Kiew. Granat mochte keine Ponys. Das wussten die Deutschen. Also ließen sie klammheimlich irgendwo und in gewisser Nähe von Granat mit Christine Stückelberger beim Training oder beim Abreiten fast wie zufällig harmlos ein Pony  grasen – doch da ging Georg Wahl fuchsteufelswild dazwischen. Das Pony graste nie mehr in der Nähe von Granat – Christine Stückelberger wurde Europameisterin vor den Deutschen  Harry Boldt und Karin Schlüter…

 

Mit Richtern clever diskutiert

 

Wahl suchte immer die Diskussion mit den Richtern, und er verstand es glänzend, ihnen Granat als Dressurpferd mit den besten Grundgangarten, mit den besten Piaffen und Pirouetten sowie eindrucksvoller Passage zu vermitteln. Etwas bleibt dabei immer hängen, das wusste Georg Wahl längst, heute könnten bei ihm noch viele in die Lehre gehen. Damals lobte auch Dr. Reiner Klimke, später Deutschlands erfolgreichster Olympiareiter: „So einer wie Georg Wahl hat uns in Deutschland gefehlt.“ Sieger werden nach wie vor auch außerhalb des Vierecks gemacht.

 


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