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Der frühere FEI-Generalsekretär Fritz Widmer 90 PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 27. Mai 2012 um 15:00

Der frühere Generalsekretär Fritz O.Widmer

(Foto: Werner Ernst)

 

Bolligen bei Bern. Einer der wahrlich großen Funktionsträger des Reiter-Weltverbandes (FEI) wird an diesem Pfingstmontag 90 Jahre alt: Fritz O. Widmer. Er war noch ein wahrer Richtungsgeber in der FEI, wo bis zuletzt die Menschen wie Figuren hin- und hergeschoben – oder gar geschlagen wurden wie beim Schach. Tiefe Freude, ein solches Alter erreicht zu haben, hat Fritz Widmer nicht. Am 15. April verlor er seine geliebte Ehefrau Lotti, fast 65 Jahre waren sie verheiratet…

 

Wie ein alpiner Skiabfahrer kannte er immer nur die sogenannte Direttissima, die direkte Falllinie zum Ziel. Ohne Umwege, ohne Schmiermittel, ohne Doping. Fritz Widmer war immer ein Diplomat mit Rückgrat.

 

1989 ging seine Amtszeit zu Ende, 1995 sagte er beispielsweise Folgendes: „Der Sport muss das Pferd in den Mittelpunkt rücken, die Öffentlichkeitsarbeit muss endlich intensiviert werden, der Kommerz hat zurückzutreten.“ Weiter schlug er wie ein Martin Luther des Turniersports weitere Thesen an eine Wand: „Die Europäer, die Kanadier und US-Amerikaner müssen im Weltverband mit ihren Stimmen mehr Gewicht erhalten“, und er sagte: „Der Reitsport braucht Leuchtfiguren.“ Über zwölf Jahren liegen diese gesprochenen Gedanken zurück, sie haben immer noch Gültigkeit. Umgesetzt wurden sie nicht.

 

Wahrer Erfinder der Weltreiterspiele

 

Fritz Widmer darf zurecht  als Erfinder der Weltreiterspiele betitelt werden. Für den  früheren Major der Schweizer Armee, der Springen, Dressur und Vielseitigkeit ritt, sollte diese Idee zunächst für 1990 in Stockholm „ein einmaliges Ereignis ohne Fortsetzung bleiben“. Die Veranstaltung in der schwedischen Hauptstadt galt als Erinnerung an die Reiterspiele von 1956, die wegen der strengen Quarantänebestimmungen für Pferde vom eigentlichen Olympia in Melbourne nach Schweden ausgelagert wurden. Die Skandinavier waren an Fritz Widmer herangetreten, er hat sie dem damaligen FEI-Präsidenten Prinz Philip angetragen, der war einverstanden.

 

Inzwischen sind die Weltreiterspiele ein fester Bestandteil vor allem zum Geldeinnehmen der FEI. Die bisherigen Weltmeisterschaften – bis auf Aachen - endeten in bitteren Miesen für die Gastgeber, in Stockholm beglich der Staat aus Steuermitteln das Defizit in Höhe von umgerechnet fünf Millionen Euro, 1994 meldete das Organisationskomitee in Den Haag Konkurs an, die Schulden bezifferten sich auf 3,5 Millionen €, in Rom 1998 sprang ein Sponsor ein, von Jerez de la Frontera war vier Jahre später wenig zu vernehmen, ein Plus hätte man sicher hinausposaunt, die WM in Kentucky 2010 endete mit einem Defizit, nur Aachen 2006 machte nach eigenen Angaben eine „schwarze Null“, genaue Zahlen wurden nie ausgelegt.

 

Vorbild FIFA – aber nicht FIFA werden…

 

Der Schweizer mit dem aufrechten Gang und durchgedrücktem Kreuz, stets jeder Situation angemessen gewandet, hatte die FEI zu einer der größten Sportverbände der Welt nach oben gewuchtet, ohne unfaire Methoden. Vorbild war für ihn immer der Weltfußball-Verband, FIFA, gewesen, „doch ich wollte aus der FEI nie eine FIFA machen“.

 

Seine Vorstellung im Weltverband war immer „eine gute Teamarbeit zwischen dem Präsidenten oder der Präsidentin und den nationalen Föderationen, dafür aber müssen der Generalsekretär und auch die Verbandsspitze eng zusammen arbeiten“. Er setzte dabei immer voraus „Kenntnis einer modernen Sportführung und Kommerzialisierung, Wissen um die Sportpolitik und die Eigenheiten unseres komplexen Sports mit seinen verschiedenen Disziplinen, in deren Mittelpunkt aber immer das Pferd steht“. Die FEI, so sagte er oft, brauche Manager und Sponsoren. Die Manager sollten aus dem Sport selbst kommen, Geld müsste der Kommerz herbeischaffen. Er wetterte dagegen, dass Mehrausgaben der FEI über Beitragserhöhungen beglichen wurden.

 

Hauptsponsoren für  Nationen-Preis-Liga

 

Fritz Widmer predigte nicht nur, er handelte auch. Für den damaligen Präsidenten-Cup der Nationen-Preise, heute vergleichbar mit der Top-Liga, gewann er zunächst das italienische Unternehmen Gucci, danach den koreanischen Weltkonzern Samsung als Titel-Sponsor.

 

Fritz Widmer, der sich mit Prinz Philip gut verstand, weniger mit dessen Nachfolgerin Prinzessin Ann auf dem Thron des Weltverbandes, steht für Kultur wie kein anderer in der FEI. Er hat die Weltreiterspiele ersonnen und ist auch Teil der Erfindung des Springreiter-Weltpokals, bei dessen Schaffung aber Widmer-Landsmann Max Ammann keine Götter neben sich gelten ließ. In Ammans Erzählungen oder Erinnerungen kommt der Name Fritz Widmer nicht vor.

 

Eines darf festgehalten werden: Mit einem Fritz Widmer hätte eine Prinzessin Haya als FEI-Chefin trotz ihrer finanziellen Möglichkeiten nie so umspringen können wie mit anderen auf dem Stuhl eines Generalsekretärs. Doch in einem Verband, wo neben jedem Schreibtisch im FEI-Wohnsitz Lausanne auf einem zusätzlichen Stuhl auch die Angst vor fristloser Entlassung hockt, wäre für eine Persönlichkeit, wie sie Fritz Widmer Zeit seines Lebens verkörperte, kein Platz mehr…

 


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