Sie befinden sich hier: Home Magazin Lyon - das feine Turnier besonderer Möglichkeiten

Wer ist Online

Wir haben 1091 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Lyon - das feine Turnier besonderer Möglichkeiten PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 19. November 2012 um 18:18

 

Lyon. Kein anderes Hallenturnier in Europa, vielleicht sogar weltweit, hat diese Möglichkeiten wie Lyon. In der Millionenstadt, wo 2014 die Weltcupfinals in Springen und Dressur ausgetragen werden, stimmt einfach alles. Ein Turnier mit Stil.

 

Der deutsche Ausnahmespringreiter Ludger Beerbaum hatte immer Lyon auf seiner Agenda, nicht München zum gleichen Zeitpunkt, wo die deutsche Serie „Riders Tour“ endete. „Lyon“, sagt der viermalige Olympiasieger, „das ist schon eine Hausnummer.“

 

Sylvie Robert - Turnierchefin in Lyon

 

Lyon bietet excellente Bedingungen, am Boden kann nicht herumgemault werden, die Abreitemöglichkeiten sind super, die Unterbringung ist gut organisiert, auch die der Pferde, und gegen Ausschreibung und Dotierung kann auch nicht gemäkelt werden. Um soweit zu kommen, hat Lyon die Hausaufgaben gemacht. Ehe die Stadt den Zuschlag für die Finals um die beiden Weltcups erhielt, hatte man sich fünfmal schon beworben.

 

Frankreich organisiert als einziges Land der Welt nicht weniger als sieben Fünf-Sterne-Veranstaltungen, dazu gehört neben Cannes, Bordeaux, „Gucci“ und „Hermes“ in Paris sowie La Baule mit dem CSIO eben auch Lyon. In Deutschland können sich die Turniere in Hamburg, Aachen, Stuttgart, Leipzig und Wiesbaden mit fünf Sternen schmücken. Zur „Equita“ in Lyon kamen 115.000 Besucher an fünf Tagen, Lyon bietet - auf sechs Hallen verteilt –  Sport und Messe, auf insgesamt 110.000 qm Ausstellungsfläche. Mehr offeriert keine andere Messe in Europa für solche Zwecke, es wurde gekauft und verkauft. 2.000 Pferde waren zu sehen, 800 Aussteller hatten ihre Stände aufgeschlagen, geschmackvoll gestaltet, die Gehflächen mit Teppichboden ausgelegt, wenig Plunder. Parcoursbauer Frank Rothenberger (Bünde), Weltreisender im Auftrag Hindernisgestaltung auf höchstem Niveau,  konnte Steilsprünge und Oxer auf einer Arena von 45 mal 80 m verteilen, „das gibt es sonst nirgendwo in einer Halle auf der Welt“, sagt er. Rothenberger, der auch in Aachen beim CSIO den Springreitern die Richtung vorgibt, kennt alle Parcoursplätze der Welt, er weiß, worüber er spricht. 400 Freiwillige opferten ihre Freizeit, darunter 120 Jugendliche. Sie strahlten Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aus.

 

Sophie Bienaime vom "Musee Vivant" in Chantilly

 

Das „Erlebnis Pferd“ mit Namen „Equita“ 2012 in der 1,5 Millionen-Einwohnerstadt am Zusammenfluss von Rhone und Saone hatte auf der bunten Palette alles zu bieten, was das Herz eines Pferdefreundes höher schlagen lässt. Aber auch anderes bot die „Equita“, Auktionen, ein Forum über die Bewertung bei Kür-Dressuren, Seminare mit Veterinären, die beispielsweise in den Vordergrund stellten, wie gehe ich mit ins Alter gekommenen ehemaligen Sportpferden um, was brauchen sie, beispielsweise die gleichen Impfungen wie vorher. Sophie Bienaime, die Chefin  vom weltbekannten „Musee Vivant“ in Chantilly, nahm in einer Show mit anderen Künstlern die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die Steppen Asiens, zum zusätzlichen Programm gehörten auch verschiedene nationale Finals vorausgegangener regionaler Wettbewerbe, Parareiter zeigten ihre Möglichkeiten, und wer Freude haben wollte bei den Western, kam dort voll auf seine Kosten. In Lyon findet nämlich jenseits des Atlantiks die einzige  von neun Grand Slam-Veranstaltungen  im Cutting mit 2.000 Rindern statt, ein sogenanntes Masters Turnier um insgesamt 65.000 US-Dollar.

 

Über Geld spricht man nicht

 

Lyon ist anders als beispielsweise ein Turnierort in den USA oder Kanada, wo man gerne mit Zahlen klotzt. Spruce Meadows unweit der ehemaligen Olympiastadt Calgary nennt alle Gelder im Vorfeld, das gehört zum Image, und niemand nimmt daran Anstoß. Nicht so in Frankreich. Man gibt sich zwar gerne nobel, aber Zahlen sind ein bisschen ordinär. Im Grand Palais von Paris, unweit der Champs Elysees, will der ehemalige Sattler und Polsterer Hermes  als Geldgeber den Parcours genau unter der Glaskuppel haben, obwohl ganz andere Möglichkeiten beständen, doch über Geld wird dort auch nicht parliert, man hat es eben. Man fragt, was man noch brauche, erzählte ein Insider.

 

Wer löhnt, bestimmt. Hermes gibt, ansonsten werden keine Zahlen genannt. Das ist in Lyon inzwischen nicht anders. Vor vier Jahren belief sich der Gesamtetat für das Turnier auf 3,8 Millionen Euro. Nun verweigert man die Auskunft. Geringer dürfte die Summe nicht sein. Die großen Springprüfungen waren mit 513.000 Euro dotiert, in der Dressur beliefen sich im Weltcup die Prämien auf 160.000 €, davon gingen 110.290 in die Kür. Insgesamt lag das Preisgeld bei 634.000 €. 120 VIP-Tische wurden platziert, mit jeweils zehn Stühlen, pro Veranstaltungsabschnitt: 3.000 Euro. Alle gebucht.

 

Adelinde Cornelissen kam – obwohl sie nicht musste

 

Um Weltcuppunkte ritten die Dressurreiter. Die in London mit Goldmedaillen behangenen Briten fehlten wie auch in Stuttgart, dafür war Adelinde Cornelissen (33) da, Olympia-Zweite der Spiele in der britischen Metropole hinter Charlotte Dujardin auf Valegro, Weltcupverteidigerin, Doppel-Europameisterin. An ihr führte kein Weg vorbei. Auf dem in Holland gezogenen 15 Jahre alten Wallach Parzival. Die fünf Richter – Dr. Wojtek Markowski (Polen), Leif Törnblad (Dänemark), Isabelle Judet (Frankreich), Katrina Wüst (München) und Ghislain Fouarge (Niederlande) – setzten das Paar  auf Platz 1 mit 82,766 Punkten im Grand Prix und danach in der Weltcupzähler gebenden Kür trotz manchmal offener Maulspalte mit 89,375 ebenfalls einhellig auf den ersten Rang.

 

Nach dem achten Platz im Grand Prix war die Team-Olympiazweite Kristina Sprehe (Dinklage) mit dem Hannoveraner Hengst Desperados in der Kür wesentlich forscher. Sie wurde mit 82,250 Punkten Dritte. Desperados, gerade sechs Wochen im Deckeinsatz, war nicht immer voll konzentriert, ließ sich auch von den so manchmal heftig gestikulierenden Gästen an den Tischen am Kopf des Abreiteplatzes ablenken, dort wurde Entenleber serviert oder Wein das Glas für akzeptable 3 Euro.

 

Adelinde Cornelissen meinte, ihr Wallach hätte einfach Spaß an Turnieren, sie werde auch die nächsten Weltcupveranstaltungen in Stockholm, Amsterdam und s`Hertogenbosch bestreiten. Was sie gar nicht müsste. Als Pokalverteidigerin ist sie für das Finale in Göteborg (24. bis 28. April 2013) automatisch gesetzt, sie musste sich lediglich davor auf zwei Turnieren zeigen, das hat sie bereits, nämlich in Odense und Lyon.

 

Dass die Dressur nach Lyon kam, ist letzten Endes Georg Fincke (53) zu verdanken. Der Diplom-Trainer, der in Rheinberg lebt, bei Reitmeister Günther Festerling nach dem Abitur in München-Riem ritt, aus der Vielseitigkeit und vom Springen („100 S-Platzierungen“) kommt, ehe er durch Harry Boldt und Siegfried Peilicke zur Dressur „bekehrt“ wurde, stieß 2008 zum Turnierteam in Lyon. Er fand in Sylvie Robert „eine knallharte, aber auch überaus verständnisvolle Zuhörerin“ (Fincke). Sylvie Robert ist die Präsidentin für die Reitwettbewerbe in der Messe, sie war Springreiterin.

 

Frankreich (rd. 700.000 registrierte Reiter) gilt wahrlich nicht gerade als Heimatland der Dressur. Margit Otto Crepin ritt zwar zu Silber bei Olympia 1988 in Seoul auf dem Holsteiner Wallach Corlandus, sie war Europameisterin, aber sie blieb trotz des französischen Passes eben letzten Endes eine Deutsche,  eine Saarbrückerin. Die Franzosen lieben den Springsport, und auch in der Vielseitigkeit waren sie immer wer, Dressur blieb eine Randerscheinung, weil, so meint Georg Fincke, Pferde und Reiter da wären, „aber die einzelnen Reitlehrer schmoren lieber im eigenen Saft, es gibt gute Reiter und gute Pferde, aber es wird zu wenig getan“, sagt Georg Fincke, der in Frankreich viel zu tun hat. Unmittelbar nach Lyon fuhr er weiter nach Paris, um einen Lehrgang abzuhalten.

 

Training unter Wettbewerbsbedingungen


 

Diplom-Trainer Georg Fincke brachte die Dressur nach Lyon

(Fotos: Pascal Renauldon)

Georg Fincke kennt sich natürlich aus in dieser Welt der Eitelkeiten. Für das erste große Dressurturnier 2008 ging er gleich an die richtigen ran, trotz Olympiajahr und ohne 5 Sterne in Lyon, er wandte sich an Isabell Werth und Anky Van Grunsven. Sie wurden auch ganz geschickt eingebunden in das Konzept, um den Boden für die Zukunft zu bereiten.

 

Georg Fincke rückte den Reiter und den Sport in den Vordergrund. Lyon bietet seitdem ein Abreitezelt mit den Maßen 20 mal 60 m, ein Paddock (30 mal 50), die Pfleger werden bis 1 Uhr bestens bewirtet. Der Boden ist perfekt, die Ausschreibung wird allen frühzeitig zugeschickt, man geht miteinander vor allem freundlich um. Und alle können unter Wettbewerbsbedingungen trainieren, vor allem ihre Küren.

 

Das Weltcupspringen zum Abschluss sicherte sich auf Verdi der Schweizer Pius Schwizer, der auch schlimme Stunden hinter sich hat. Der belgische ehemalige Diamanten- und Devisenhändler Francois Leiser als Besitzer hatte ihm nämlich die großartige Stute Carlina nach Olympia weggenommen. Der frühere Weltranglisten-Erste hatte sich „erdreistet“, nämlich ohne Medaille aus London zurückzukommen. Leiser, der nach eigenen Worten für Carlina vor Beginn des Olympiajahres ein Angebot von 5 Millionen Euro hatte, stellte die Holsteiner Stute zum Weiterverkauf  zum Iren Trevor Coyle. Carlina, so sagte er in einem Interview mit dem Schweizer Journalisten Peter Wyrsch, habe er aus Dankbarkeit zur Schweiz nicht verkauft, denn die Eidgenossen hätten ihn als Judenflüchtling während des Zweiten Weltkriegs aufgenommen…

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>