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Der Traum eines kleinen Mädchens...(184) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Dienstag, 29. Oktober 2013 um 09:36

Blut in den Maulwinkeln...

 

 

Polly steigerte das Training wieder. Immer mit dem Ziel vor Augen, in der nächsten Turniersaison entweder einen Sieg in einer A-Dressur oder sogar vielleicht einen Start in einer L-Prüfung zu erreichen. Dafür wollte sie alles unterordnen.

 

Ihre Tinker-Stute Beauty arbeitete so gut mit, wie die Pferde ihre Freundinnen auch. Nur eben, dass sie nicht die Bewegungsvoraussetzungen eines Warmblut-Turnierpferdes aufweisen konnte. Rein aus ihrem Körperbau heraus. Ursprünglich wurde diese Rasse in Irland als Arbeitspferde gezüchtet. Hauptsächlich vom Fahrenden Volk – Kesselflicker (=Tinker) – als Zugpferde eingesetzt.

 

Das war Polly natürlich voll bewusst. Aber sie stand auf dem Standpunkt, dass auch ein solches Pferd Dressurlektionen lernen konnte und auch sollte. Vor allem aber – sie konnte auf einem Tinker ebenso gut reiten lernen wie auf jedem anderen Pferd auch. Und das tat sie.

 

Sie hatte auch immer sehr genau hingehört, wenn Erwachsene oder gute Reiter etwas zu erzählen hatten. Einen Spruch von ihrem alten Reitlehrer, der immer noch den Schulbetrieb leitete, Herr van Hopps, vergaß sie nicht. Der nämlich sagte einmal zu ihr, nur wenn es dem Pferd gut geht, kann man von ihm auch eine Hochleistung abfordern. Er brachte das Beispiel: „Wenn es Dir nicht gut geht, hast Du auch keine Lust, Dich anzustrengen.“ Das war einleuchtend.

 

Nach den letzten Reitstunden merkte Polly, dass Beauty rechts und links in den Falten der Maulwinkeln wund war. Da kam ihr die gute Idee, wie sie am besten dagegen vorgehen könnte. Sie kaufte eine große Flasche Baby-Oel, mit dem sie sowieso immer das Maul und die Nüstern einrieb. Das machte die Haut so schön geschmeidig. Außerdem sah das Glänzen so gut aus, fand sie. Nun aber nahm sie etwas Watte und tränkte diese voll mit dem Baby-Oel. Das drückte sie fest auf die wunden Stellen an Beautys Maul. Sicherlich würde das dem Pferd gut tun.

 

Aber jedes Mal nach dem Reiten musste sie feststellen, dass die Wunden wieder aufgerieben und sogar noch ein bisschen größer waren. Polly überlegte, was sie noch tun könnte. Natürlich wäre es das Leichteste gewesen, den Tierarzt zu konsultieren. Aber die Predigt ihrer Mutter über die hohen Kosten für so eine Kleinigkeit konnte sie sich auch vorstellen.

 

Am folgenden Tag achtete sie ganz besonders darauf, ihrem Pferd nur ganz feine Paraden zu geben. Sie vermied jede ruckartige Bewegung mit den Händen, damit die Zügel nicht zu plötzlich am Gebiss zogen. Noch nie hatte sie sich so viel Mühe gegeben, nur die feinsten kleinsten Paraden zu reiten. Allerdings reagierte ihre Beauty auch kaum. Das Pferd war gröbere Hilfen der jungen Reiterin gewohnt.

 

Beim Abpflegen nach der Reitstunde schaute Polly als erstes auf Beautys Maulwinkel. Jetzt kam sogar etwas Blut heraus. Alles noch schlimmer! Was nur lief hier falsch. Vorsichtig behandelte sie die wunden Stellen mit dem Baby-Oel.

 

In der Schule am darauf folgenden Tag kam ihr wieder eine gute Idee, wie sie meinte. Nachmittags besorgte sie sich von der jungen Nachbarin, die ihr erstes Baby bekommen hatte, eine kleine Menge sehr fettige Baby-Creme. Das Baby bekam diese Creme auf sein kleines Popöchen, das wund würde durch nasse Windeln. Hier half die Creme hervorragend.

 

Polly schmierte in der folgenden Trainerstunde schon vorher Beautys gesamtes Maul mit dieser wirklich sehr fettigen Creme ein. Da konnte nun wirklich nichts mehr schiefgehen. Polly ritt ganz normal. Nicht besonders vorsichtig, nicht besonders ruppig. Sie konzentrierte sich einfach auf die Lektionen, die der Reitlehrer verlangte.

 

Polly stiegen die Tränen der Wut und Enttäuschung in die Augen, als sie die Bescherung sah: Beauty war mehr wund als je zuvor. An einer Stelle lief sogar ein Blutstropfen über Beautys Kinn nach unten und fiel auf die Stallgasse. Dort war er nun groß und rot zu sehen. Was nur sollte sie nun machen?

 

Ausgerechnet an diesem Abend würde Anja nicht von ihrem Tierarzt-Vater abgeholt werden. Ihn extra anzurufen, wagte Polly nicht. Sie würde wohl doch ihre Eltern um Erlaubnis fragen, den Tierarzt morgen um seine Hilfe zu bitten. Ihr stand ein harter Kampf bevor.

 

Es gab nur noch einen Ausweg: Sie musste Aggi fragen. Die Tochter des Reitlehrers war die Einzige, die so viel Erfahrung besaß, dass sie eine Lösung für Pollys Problem wissen könnte.

 

Polly sagte, dass die Wunden bei Beauty nach dem Reiten deutlich schlimmer wären als vorher. Aggi stellte fest, dass die Wunden also eindeutig mit dem Reiten zusammenhängen müssten. Das war schon einmal klar. Also, da sich die Wunden auf beiden Seiten des Maules befinden, würde ein Problem mit dem Sattel zum Beispiel ausscheiden. Die Bandagen hätten damit auch nichts zu tun. Pollys Sporen reichten auch nicht bis Beautys Maul. Aggi platzte auf einmal vor Lachen. Sie hatte Spaß gemacht. Ernsthaft, sie wollte analytisch vorgehen bei dem Problem. Es war eindeutig: es musste irgendetwas mit der Trense zu tun haben. Sie schlug Polly vor, die Trense zu verschnallen. Es könnte nämlich sein, dass Beauty etwas zugelegt hätte, vielleicht war ihr Kopf umfangreicher geworden. Pollly solle einmal versuchen, ob es mit einer größeren Trense nicht besser werden würde.

 

Überglücklich über diesen guten Ratschlag lief sie sofort in die Sattelkammer und holte die Trense. Nun schon zum zweiten Mal zog sie Beauty heute die Trense über den Kopf. An beiden Backenstücken und auch am Nasenriemen schnallte sie das Leder ein Loch weiter. Es schien zu passen. Das Gebiss hing wohl ein wenig (vielleicht musste das ja so sein?) zu tief in Beautys Maul, fand Polly. So bereit, hing sie die Trense für den nächsten Tag weg.

 

Aber auch das hatte nichts geholfen. Die Wunden waren wieder auf. Beauty blutete auf beiden Seiten an den Maulwinkeln. So fand Aggi Polly in der Sattelkammer hilflos auf einem Strohballen sitzend und weinend. Sie war von tiefstem Herzen unglücklich. Auf der einen Seite wollte sie alles für das Wohlergehen ihres Pferdes tun auf der anderen Seite sah sie sich mit den Vorträgen ihrer Mutter über die Kosten einer Behandlung ausgesetzt. Taschengeld-Kürzung, kein Mars für die große Pause in der Schule, keine Telefongespräche mit Monika am Abend. Alles, weil nur der Tierarzt Geld kosten würde, wenn er Beauty behandelte.

 

„Es gibt noch eine Möglichkeit, die die Wunden verursacht“, sagte Aggi nachdenklich. „Zeig mir mal das Gebiss“, bat sie Polly. Aggi schaute erst den einen Ring, dann den anderen Ring des Wassergebisses genau an. Dann fuhr sie mit dem Zeigefinger über beide Gebiss-Hälften und den Löchern, durch die die Ringe liefen. Dann reichte sie Polly das Trensengebiss und forderte sie auf, ebenfalls über diese Stellen mit dem Zeigefinger zu fühlen. Plötzlich ging Polly ein Licht auf: Es gab scharfe Kanten. Die Löcher, durch die die Ringe verliefen, hatten scharfe Kanten. Polly schaute genauer hin: die Löcher waren  nicht mehr rund, sie waren ausgeleiert. Die ständige Bewegung der Ringe, an denen die Zügel befestigt waren, hatten ihre Spuren in dem Metall hinterlassen. Das Gebiss musste ausgewechselt werden. Aggi lief gleich los, um Polly eines von sich zu holen. Die Reiterinnen passten das geliehene Gebiss gleich in die Trense von Beauty ein und überprüften auch gleich an dem Pferd, ob es die richtige Größe hatte. An diesem Abend behandelte Polly Beautys Wunden vorsichtshalber gleich noch einmal mit der Baby-Creme.

 

Aggi hatte die Lösung gefunden. Nach der folgenden Reitstunden am nächsten Tag, waren die Wunden rechts und links an Beautys Maul unverändert. Nicht verschwunden, aber auch nicht größer oder auch nur blutend. Das ausgeliehene Gebiss tat dem Pferd nicht mehr weh. Pollys Eltern mussten jetzt nur noch zustimmen, dass Beauty ein neues Gebiss bekam, dann konnten die viel höheren Tierarztkosten für diese Behandlung eingespart werden. Polly war froh, dass sie nun etwas unternehmen konnte, damit es ihrer Beauty wieder voll gut ging. Die Erfahrung der älteren Reitkollegin kam ihr zugute. Sie war mit sich selbst sehr zufrieden, dass sie Aggi um ihren Rat gefragt hatte. Alleine wäre sie niemals darauf gekommen.

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 


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