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Herbert Meyer 75 Jahre alt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 12. Februar 2014 um 18:17

 

Herbert Meyer wird 75

(Foto: Kalle Frieler)

Lilienthal. Herbert Meyer, Reitmeister, einer der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten weltweit, wurde an diesem 14. Februar 2014 75 Jahre alt. Was ihn in Erinnerung an vergangene Zeiten schmerzt, „dass der Reitsport heute fast aus der Öffentlichkeit und somit aus den Medien verschwunden ist.“

 

Er hat inzwischen Abstand, zu allem. Er erlebt den geliebten Springsport zwar noch mit ganzem Herzen, aber doch bewusst aus einer gewollten Ferne. Er, Herbert Meyer, hat für diesen Sport gelebt, Ehefrau Gretel musste nicht manchmal, eher oft darunter leiden, er quälte sich, wurde teilweise angefeindet, hatte zu schlichten, alles immer im Bewusstsein: „Niederlagen werden mir angelastet.“ Seine Zeit, das war die Zeit der deutschen Überstärke im Springparcours, war nicht leicht, weil alle Welt auch reinredete. Der Springsport war in Deutschland eine Größe, stand in den Schlagzeilen, der Sport wurde geliebt. Zeiten, die manchem die Tränen in die Augen treiben. Reiten ist inzwischen eine Randsportart. Warum?  Und Aachen verabschiedete sich dazu auch noch ohne jeden Zwang aus der Serie um die hochdotierte Nationen-Preis-Trophy, so, als würde plötzlich der FC Bayerrn München sagen, wir verzichten auf die Fußball-Champions League und kicken lieber in einer Tresen-Liga. Darüber sollte der Verband mal eine Untersuchung anstellen, immerhin arbeiten in der Verbandszentrale Warendorf nicht weniger als 115 bezahlte Angestellte.

 

Nun wird Herbert Meyer am kommenden Freitag 75, er ist an diesem Tag zuhause in seinem behaglichen Heim in Lilienthal bei Bremen, mit Ehefrau Gretel, mit anderen aus der engeren Familie und einigen Freunden. Früher war er mit Gretel weggefahren, nach Namibia zum Beispiel zu Gun Schridde, der Ehefrau seines Trainer-Vorgängers Hermann Schridde. Inzwischen ist er lieber auch an einem solchen Tag daheim. Einen Lehrling hat er noch, fünf Pferde auch, „alles halte ich ganz klein, ein bisschen Zucht.“ Herbert Meyer ist gelassen geworden.

 

Aufhören wollte er als Bundestrainer bereits nach den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, dann aber beknieten ihn die Reiter, er blieb und verlängerte den Kontrakt bis 2000, bis Olympia in Sydney. Er hat nicht nur schöne Zeiten hinter sich, auch ganz schwierige.

 

1985 übernahm Herbert Meyer den nicht unbedingt dankbaren Job als Bundestrainer der deutschen Springreiter unmittelbar nach dem tödlichen Flugzeugabsturz Hermann Schriddes. Springreiten war in Deutschlands immer auch mit dem Gewinn von Goldmedaillen verbunden, erfolgsorientiert, egal wo. Es war die Zeit, als Paul Schockemöhle noch im Sport zwischen Oxer und Planke "regierte", der Ludger Beerbaum, den heutigen Bundestrainer Otto Becker und Franke Sloothaak auf seiner Gehaltsliste stehen hatte. Und Schockemöhle ritt damals auch noch selbst mit. Es war die Zeit, als auch keiner in Warendorf wagte, gegen die "Bastion Mühlen" eine Attacke zu reiten. Doch Herbert Meyer biss sich durch. Er wusste, seine Stunde würde kommen. Die Zeit und die Erfolge gaben ihm recht.

 

Herz schlägt für Werner Bremen

 

Herbert Meyer wuchs als Sohn eines Landwirts mit Pferden auf. Leistungen, nicht Sprüche, machten auf ihn aufmerksam. Am 1. Februar 1958 holte man ihn an die Reitakademie nach München-Riem, 1960 rief ihn das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) nach Warendorf. Dort waren bereits die erfolgreichen Reiter Fritz Ligges, Hermann Schridde und Lutz Merkel, als Trainer fungierte der knochenharte Hans Günter Winkler, vor dem sie alle fast niederzuknien hatten.

 

Meyer, dessen Herz für den Fußball-Verein SV Werder Bremen schlägt - kein Wunder, lebt er doch auf Hautnähe zu Werder in Lilienthal - war auch der Entdecker der großartigen Stute Simona, die als Auktionspferd in Verden (Aller) unter dem Namen Weinglück an den Kaffee-Röster Jacobs  verkauft wurde. Dem Besitzer des Vollblutgestüts Fährhof, der die Stute als Jagdpferd gekauft hatte, luchste Meyer mit einem Freund die Hannoveranerin ab. Sie wurde in Simona umgetauft, ging erfolgreich unter Herbert Meyer auch in Nationenpreisen und wurde, als Meyer sich 1968 für die Trainerlaufbahn entschied, an Alwin Schockemöhle verkauft. Der spätere Olympiasieger von 1976 in Montreal erwischte jedoch einen wohl für die Ankaufsuntersuchung nicht gerade kompetenten Tierarzt. Der Vetrinär bescheinigte Simona im Hinblick auf Hochleistung eine gewisse Untauglichkeit, nämlich aufgrund der früheren allgegenwärtigen Berufskrankheit der Springpferde: Hufrollenentzündung, und mit dem Herzen war anscheinend auch einiges nicht in Ordnung. Meyer musste Simona zurücknehmen, doch Hartwig Steenken erwarb sie - und wurde 1974 in Hickstead mit ihr Weltmeister.

 

Wollte immer nur Manager sein…

 

Seine Aufgabe sah Herbert Meyer vor allem im Management. "Ich konnte doch einem Ludger Beerbaum oder Franke Sloothaak nicht sagen, wie sie zu reiten hätten. Ich musste für den Erfolg die Voraussetzungen schaffen." So durften natürlich Erfolge wahrlich nicht daran scheitern, "dass man mir vielleicht Vorwürfe an den Kopf geworfen hätte, ein schlechtes Abschneiden wäre damit begrpündet worden, die Voraussetzungen hätten nicht gestimmt.“ Auf den Titel Bundestrainer hätte er gerne verzichtet, was jedoch nicht möglich war, denn Bundestrainer werden vom Bundesinnenministerium entlohnt – stehen also nicht auf der Gehaltsliste des Verbandes. Meyer musste vor allem koordinieren. Jeder Veranstalter wollte, wie heute auch noch, nur einen Olympiasieger verpflichten, einen Weltmeister oder sonstigen Titelträger auch mit dessen Championatspferd. Da war Überredungskunst und Fingerspitzengefühl gefragt, den anderen von etwas anderem zu überzeugen, "und das war wahrlich nicht immer lecht."

 

Jedes Wochenende werden Spitzenleistungen - auch zu Spitzenpreisgeldern - verlangt. Reiter sind inzwischen alle auch Unternehmer. Ludger Beerbaum veranschlagt seinen Stall mit monatlichen Fixkosten von weit über 120.000 Euro. Meyer: "Da muss sich schon etwas bewegen im Parcours. Und Geld gibt's bekanntlich ja immer nur vorne." Der Bundestrainer sah seine Aufgabe aber auch darin, "Sponsoren, Mäzene und Pferdebesitzer noch mehr zu hegen und zu pflegen, denn ohne sie gibt es auch keinen Reitsport." Die Tür zur Mäzenin Madeleine Winter-Schulze öffnete für Ludger Beerbaum ein Herbert Meyer, und auch für Lars Nieberg war er mehr als ein Sesam-Öffne-Dich im Gestüt Wäldershausen.

 

Tief getroffen von der Barr-Affaire 1990

 

Am meisten mitgenommen hat ihn "das Theater 1990 um Paul Schockemöhle", die Barr-Affaire, die größte Freude "habe ich empfunden nach dem Gewinn der Mannschafts-Goldmedaille in Seoul 1988 und dann in Atlanta 1996". Über die für die deutsche Mannschaft doch recht unglückliche Europameisterschaft 1995 in St. Gallen, als die Equipe wegen der schlechten Bodenverhältnisse abreiste, wie zuletzt 2013 beim CSIO der Schweiz in St.Gallen,  kam er lange Zeit nicht hinweg. Für diese faire Geste gegenüber dem Partner Pferd erhielt er zusammen mit der Equipe den »Fairness-Preis« des Verbandes der Deutschen Sportjournalisten.

 

Beim „Turnier der Sieger“ im August 1998 in Münster wurde er mit dem „Friedensreiterpreis“ als Persönlichkeit des Reitsports geehrt. Auf der Jahreshauptversammlung Ende April 1999 in Saarbrücken wurde dem Reitmeister das Goldene Reiterkreuz angeheftet, eine der höchsten Auszeichnungen, die die nationale Föderation zu vergeben hat. Er erhielt am 14.Juli 1999 nach dem Preis der Nationen des CHIO in Aachen zusammen mit dem langjährigen Equipechef Gustav Pfordte den geschätzten „Goldenen Ring“ des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) als besondere Ehrung für einen Großen des Reitsports. Und die Familie Southern, die alljährlich zum berühmten CSIO von Kanada in Sichtweite der Millionenstadt Calgary einlädt, nahm ihn in die eigene „Ruhmeshalle des Reitsports“ 2001 auf. Er genießt weltweit Anerkennung.

 

Herbert Meyers größte Erfolge als Bundestrainer:

1988   Seoul: Mannschafts-Gold und Einzel-Bronze

1990   Weltreiterspiele Stockholm: Mannschafts-Silber

1992   Olympische Spiele Barcelona: Einzel-Gold

1994   Weltreiterspiele Den Haag: Mannschafts-Gold, Einzel-

Gold und Einzel-Bronze

1996   Olympische Spiele Atlanta: Mannschafts- und Einzel-Gold

1997   EM Mannheim: Mannschafts- und Einzel-Gold

1998   Weltreiterspiele Rom: Mannschafts-Gold und Einzelbronze

1999   EM in Hickstead: Mannschafts-Gold

2000   Olympische Spiele in Sydney: Mannschafts-Gold

 

 


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