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Christian Ahlmann: "Nochmals gut sein bei Olympia..." PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 17. April 2014 um 09:59

 

Christian Ahlmann

(Foto: Kalle Frieler)

Marl. An diesem Osterwochenende wird in Lyon das 36. Finale um den Springreiter-Weltcup seit 1979 ausgetragen. Zu den deutschen Startern gehört auch Christian Ahlmann. Den Weltpokal gewann er bereits, er möchte jedoch nach dem nicht gerade geglückten Auftritt in London noch einmal gut sein bei Olympischen Spielen...

 

 

Christian Ahlmann ist zuhause in Marl, in der Frontroper Straße. Marl liegt am Rande des Ruhrgebiets, ländliche Idylle. Sein Bruder Philipp (18) räkelt sich an diesem Besuchstag gerade noch auf der Couch. Philipp ist der jüngste Sohn von Hildegard und Georg Ahlmann (67), der überall Schorsch gerufen wird. Schorsch ist vom alten Schlag, er war selbst nie ein ganz Großer, aber von Pferden hat er wahrlich eine Ahnung. Mit Alwin Schockemöhle zusammen mischte er vor einigen Jahren die deutsche Traberszene böse auf. Er hat drei Nationen-Preise geritten. Und wenn er, als sich während des Dortmunder Turniers vor den Kassenschaltern noch Schlangen bildeten, mit seinem gewaltigen Wallach Almhirt zur mitternächtlicher Stunde zum Mächtigkeitsspringen in die Westfalenhalle einritt, war Feuer unter dem Dach mit 12.000 Zuschauern.

 

Philipp Ahlmann hat gerade auf der Stute Quirina de Toulouse seine erste S-Platzierung geholt. Vor zwei Jahren erst begann er mit dem Springreiten, die Stute fand er per Internet in einem Stall bei Borken. Sie kostete 6.000 Euro. Für ein Jahr geht er nun nach dem Abitur in die USA, danach studiert er Wirtschaftswissenschaften. Schorsch Ahlmann: „Dass der Philipp mal reiten würde, das hätte ich nicht gedacht. Er stand ja immer im Schatten von Christian.“ Er hat übrigens sehr bekannte Paten, nämlich Marion Jauss, Schwester von Madeleine Winter-Schulze, die große Förderin von Isabell Werth und Ludger Beerbaum, und Alwin Schockemöhle, wahrscheinlich Deutschland größter  Pferdemann.

 

Christian Ahlmann (39) legt derweil Holzscheite im gemütlichen Reiter-Stübchen nach. An der Wand an einem Haken hängt ein Wollschal mit dem Aufdruck Real Madrid und CF Barcelona. Seltsam, denn die Ahlmanns sind Fans des FC Schalke 04, beim deutschen Fußball-Bundesligaclub haben sie auch Dauerkarten über die ganze Saison. Ein Bild von Zeno, einem seiner ersten Erfolgspferde, prangt an der Wand, gemalt und geschenkt von einem früheren Klassenlehrer. Überall vor allem Fotos von Cöster, dem Wallach, der Ahlmann die ersten ganz großen Erfolge bescherte. Draußen gibt es auch einen Cöster-Platz. Der 1993 geborene  Capitol I-Nachkomme gehörte der Familie Köster, die wiederum mit dem deutschen Olympiareiter und Derbysieger Peter Luther aus Holstein eng befreundet ist und auch handelt. Ehefrau Ulla Luther erwarb ohne Wissen ihres Mannes den damals eineinhalbjährigen Holsteiner Hengst, Peter Luther bildete den Schimmel weiter aus, sie tauften ihn zu Ehren ihres später an Leukämie gestorbenen Freundes Johannes Köster auf den Namen „Cöster“, somit blieb das „C“ im Namen  des Capitol-Nachkommen erhalten – und auch die Erinnerung an ihren Freund. Peter Luther verkaufte Cöster später an Marion Jauss, und die gab ihn in Beritt von Christian Ahlmann.

 

Europameister im Hocken auf Tribüne…

 

Zwei erinnern sich noch mehr als gut an jenen Sonntag im Jahre 2003, an den 24. August. Finale um die Springreiter-Europameisterschaft im Schlosspark von Donaueschingen. Der eine ist Georg Ahlmann, der andere Ludo Philippaerts aus Belgien. Schorsch Ahlmann: „Christian war ja vor dem letzten Durchgang Neunter der Gesamtwertung, er saß schon auf der Tribüne und konnte sich den Rest in Ruhe anschauen, er war ja meilenweit entfernt von einer vorderen Platzierung. An eine Medaille in der Einzelwertung nach Gold mit der Equipe zu denken, das wäre ja hirnverbrannt gewesen.“ Doch dann rückte Sohn Christian Ahlmann im Hocken auf dem Holzbrett der Teilnehmertribüne immer weiter nach vorne. Einer nach dem anderen der bisher besser postierten Reiter im Finaldurchgang patzte. Gold war bereits für Ludo Philippaerts reserviert, lag wie auf einem Tablett. Doch dann nahm Parco mit Philippaerts am Oxer als letztem Sprung eine Stange mit und auch die Uhr blieb nicht stehen, die Zeitüberschreitung kombiniert mit dem Abwurf drückten Philippaerts aus den Medaillenrängen - Europameister wurde Christian Ahlmann.

 

Cöster, der wunderbare Holsteiner Schimmel, inzwischen 21 Jahre alt, genießt bei Christian Ahlmann sein Rentnerdasein. Zusammen mit dem Shetty Kessy, „die beiden sind unzertrennlich“, sagt Christian Ahlmann.

 

Christian Ahlmann ritt bisher 40 mal für Deutschland, er war als 15-jähriger lange Zeit jüngster Inhaber des Goldenen Reiterabzeichens der deutschen Föderation für zehn Siege in schweren Springen, er war Europameister Einzel und mit der Mannschaft 2003, er gewann den Großen Preis von Rom als siebter Deutscher beim CSIO von Italien auf Cöster, siegte um den Weltcup in Leipzig auf Taloubet Z 2011, wurde am 5. Dezember 2012 Weltranglisten-Erster, war mit der Equipe 2006 auf Cöster Weltmeisterschafts-Dritter in Aachen und 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen für ein paar Wochen zusammen mit Marco Kutscher, Ludger Beerbaum und Otto Becker sogar Team-Olympiasieger. Doch weil Beerbaums Hengst Goldfever bei der Kontrolle wegen einer cortisonhaltigen Salbe aufgefallen war, „verwandelte“ sich das Gold auf Beschluss des Weltverbandes in Bronze...

 

„Wie ein Dieb in der Nacht…“

 

Die schlimmsten und auch schmerzlichsten Momente als Reiter und Mensch durchlitt er in Hongkong und danach zuhause bei der Rückkehr. Während der von Peking in die ehemalige englische Kronkolonie ausgelagerten Olympischen Reiterspiele war bei Cöster das die Durchblutung fördernde Mittel Capsaicin entdeckt worden, vom Weltverband (FEI) kurz vor Olympia ganz plötzlich  als Medikation eingestuft, nicht als Doping. Ahlmann, der eine frei erwerbliche Paste mit Capsaicin gegen Verspannungen bei Pferden unbeanstandet anwandte: „Zwölfmal kam ich in Kontrollen, niemals wurden meine Pferde auffällig, obwohl ich das Mittel angewandt habe.“ Die deutsche Teamleitung schickte ihn von Hongkong aus sofort nach Hause.

 

Und dort begann das wahre Spießrutenlaufen. Bereits bei der Ankunft am Flughafen lauerten Kameras und Reporter, „am schlimmsten wurde es dann vor Ort.“ Im heimatlichen Marl waren Übertragungswagen aufgefahren, überall stand jemand mit Mikrofon oder gezücktem Kuli und Notizblock. Christian Ahlmann: „Wie ein Dieb habe ich mich in der Dunkelheit über den Springplatz ins Wohnhaus geschlichen, ich sagte mir nur noch: Jetzt bist Du am Ende.“

 

Die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) schloss den Reiter für zwei Jahre von internationalen Turnieren aus, während der Weltverband (FEI) ihn – zunächst - nur für vier Monate sperrte. Dagegen gingen die Verbandsoberen in Warendorf an. Auf Drängen der deutschen Föderation, der Christian Ahlmann bisher nie in irgendeiner Weise unterstützte, wurde Capsaicin zum Doping hochgestuft. Ahlmann stand somit nach FN-Wunsch als Doper da.  Der Beschuldigte wehrte sich mit allen verfügbaren rechtlichen Mitteln, ging bis zum höchsten internationalen Sportgericht, CAS. Doch auch dort unterlag er. Obgleich auch der International Court of Arbitration for Sport, kurz CAS, keinen Beleg von  Doping oder zum Beispiel Blistern, eine künstlich herbeigeführte Überempfindlichkeit der Haut durch Einreiben mit Capsaicin, nachweisen konnte. Aber die von Warendorf aufgebotenen Juristen drechselten die Angelegenheit dahingehend, Capsaicin böte letzten Endes jedoch  die Möglichkeit, bei entsprechender Anwendung  Pferde zu quälen. Die gesamten Prozess- und Anwaltskosten beliefen sich auf rund 250.000 Euro. Vier weitere Springreiter, deren Pferde in Hongkong ebenfalls durch Capsaicin aufgefallen waren, akzeptierten widerspruchslos die Sperre von vier Monaten und waren rasch wieder im Geschäft.

 

Noch einmal gut sein bei Olympia

 

Ahlmann, wie sein Vater auch mit einer Lizenz zum Trabrennfahren ausgerüstet, inzwischen ebenfalls Besitzer eines gar nicht so erfolglosen Galoppers, ist liiert mit der Chefin und Springreiterin Judy-Ann Melchior (27) vom Gestüt Zangersheide in Lanaken (Belgien), 150 km von Marl entfernt. Einmal in der Woche fährt er hin, dort stehen 120 Pferde, darunter 20 Deckhengste. Auf der Anlage in Marl – 20 ha, eine große Halle, moderne Boxen, schöne Außenplätze -  soll der Bestand heruntergefahren werden „auf etwa zehn Pferde“. Vom Gewinngeld bei Turnieren, das sagt er auch, „kann ein Reiter nicht existieren, nur vom Handel dazu.“ Eine echte Chance, seinen Lebensunterhalt als Reiter zu finanzieren, „hat nur der, der auch einen guten Unterricht anbieten kann.“

 

An ihn selbst waren nach der Hongkong-Affaire auch andere ausländische Unternehmer und Turnierstallbesitzer herangetreten, darunter der Ukrainer Alexander Onischenko. Christian Ahlmann ging auf keine Offerte ein. Eine sportliche Emigration, auch nicht nach Belgien zu seiner Lebenspartnerin, kam  in Erwägung. „Ich will mich hier in Deutschland beweisen, ich bin ja schließlich auch Deutscher.“ Im Hinblick auf die Weltreiterspiele Ende August in der Normandie meint er, wenn seine beiden Spitzenpferde Codex One und Taloubet Z in Form wären, dann könnte er schon dabei sein. Was er aber vor allen Dingen möchte, das ist: „Einmal noch eine anständige Leistung bei Olympischen Spielen abliefern…“

 


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