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Distanzreiten schafft sich wohl selbst ab... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 02. September 2014 um 09:00

Chaotisch wie teilweise die gesamte Veranstaltung der 7. Weltreiterspiele lief auch die Medaillenvergabe nach dem Distanzreiten in Caen ab. Zugegen aus dem spanischen Sieger-Team war nur Jordi Arboix Santacreu (Foto Mitte), die beiden anderen waren irgendwo in der Stadt in einem Stau hängengeblieben, als Ersatz schickte die Mannschaftsleitung zwei Funktionäre aufs Podium...

(Foto: Kalle Frieler)

 

Wassenberg. Das Distanzreiten hat eine echte Chance, als Missverständnis  der 7. Weltreiterspiele in der Normandie haften zu bleiben. Ein totes Pferd, von 33 Teams kamen drei in die Wertung, 172 Starter – nur 38 im Ziel…

 

 

Wann Distanzreiten in den Stand von Sport erhoben wurde, darüber gibt es keine genauen Anhaltspunkte. Wahrscheinlich in Europa Ende des 19. Jahrhunderts. Distanzreiten wurde vor allem von den Militärs geübt und ausgetestet, zum Leid der Tiere. Das längste bekannte Rennen war 1892 der Ritt von Wien nach Berlin und wieder zurück, über 572 km, praktisch ohne Pause. Insgesamt gingen während und auch noch nach Ende des Rennens nicht weniger als 25 Pferde ein. Mit der „Maschinisierung“ der verschiedenen Heere erlahmte  das Interesse am Pferd und an solchen Gewaltritten.

 

Distanzreiten wäre wahrscheinlich heute nichts anderes als Hobbyreiten in der Natur, mal über kürzere Strecken, mal je nach Gusto und Kondition weiter. Doch irgendwann entdeckten die Wüstensöhne diese Fortbewegung zu Pferde über längere Strecken, so als eine Art Freizeitunterhaltung. Dank der Petrodollars versorgte sich vor allem die Maktoum-Dynastie der Vereinigten Arabischen Emirate mit dem entsprechenden Untersatz, insbesondere mit Pferden mit hohem Blutanteil der genügsamen leichten arabischen Pferde. Distanzreiten stieß in ganz andere Dimensionen vor.  Dem Vernehmen nach sollen in den Stallungen des Premierministers Mohammed Ibn Rashid Al Maktoum (65) inzwischen nicht weniger als 700 Distanzpferde stehen. Die reinen Galopper mögen für Araber einen Wert darstellen, Distanzpferde kaum, warum auch, sind doch auch Frauen nach wie vor nicht gleichberechtigt, wie soll dann erst der Respekt vor Tieren aussehen…

 

Erste offizielle Weltmeisterin wurde 1986 in Rom die Amerikanerin Cassandra Schuler, danach 1988 und 1990 sowie auch 1992 Becky Hart, eine knochige, dürre Amerikanerin. Unvergessen für viele Beobachter ihre letzten 100 m auf wankenden Beinen bei den ersten Weltreiterspielen 1990 in Stockholm, als im Fußball-Stadion niemand so genau wusste, wer stützt wen, der arabische Wallach Grand Sulton die Reiterin neben sich zu Fuß, oder umgekehrt. Ein wahres Bild voller Leid. Kein tolles Bild einer Weltmeisterin.

 

Bei den Weltreiterspielen 2002 in Jerez de la Frontera in Andalusien griffen die Scheichs erstmals voll an. Weltmeister wurde Jung-Scheich Ahmed Bin Mohammed Al Maktoum. Als er später gefragt wurde, was er denn zu seinem Pferd sagen könne, kam er ins Stammeln und gestand, er habe erstmals beim Wettbewerb auf Bowman gesessen… Scheichs bilden eben nicht selbst aus, dafür hat man ja gut bezahlte Angestellte. 2010 in Kentucky belegte der Hausherr mit seinen Söhnen den ersten Platz bei den letzten Weltreiterspielen, zum Medaillenempfang schickte der Herrscher von Dubai Mohammed Ibn Rashid Al Maktoum einige aus der Entourage…

Die Medaillengewinner beim Distanzreiten von links Marijke Visser (Niederlande) Silber, Weltmeister Scheich Hamdan bin Mohammed Al Maktoum (Dubai) und der Katari Abdulrahman Saad Al Sulaiteen. Der Maktoum-Spross kam nicht zur obligatorischen Pressekonferenz, weil er angeblich geschäftlich verhindert war...

(Foto: Kalle Frieler)

 

Es waren bisher nicht Extravaganzen aus dem Hause Maktoum, die auffielen und zu Verärgerungen führten, es sind einfach Dopingfälle, von anderen Vorkommnissen erfährt die Welt da draußen außerhalb des Imperiums sowieso nichts oder wenig. Positive Dopingfälle werden nur nach offiziellen Wettbewerben aufgrund der Untersuchungen publiziert. Mit denen auch der Premierminister selbst auffiel. Doch er, der immer die Startnummer 7 erhält, die nun in der Normandie gar nicht vergeben wurde, sperrte sich dann selbst und strich einen aus dem Stall vom Gehaltszettel. Zur Zeit sind nicht weniger als 15 Verfahren anhängig beim Weltverband wegen Medikation oder Doping von Distanzreitern, allein zwölf aus dem arabischen Raum.

 

Es ist nicht nur Missbrauch der Pferde wegen Medikation oder Doping, was Distanzreiten in Verruf brachte, es häufen sich andere miese Fälle durch Teilnehmer an solchen Veranstaltungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar oder Bahrein. Laut angeprangert werden Doping, Korruption, Betrug, Pferde, die nach Beinbrüchen aufgrund von Ermüdungen eingeschläfert werden mussten.

 

Prinzessin Haya (40), die vor zehn Jahren die Zweitfrau von Mohammed Ibn Rashid Al Maktoum wurde, hatte Gegenmaßnahmen versprochen, geschehen ist nichts. Die Tochter des jordanischen Königs, ehemals Springreiterin und bei den Olympischen Spielen in Sydney am Start, saß bisher alles aus. Im Dezember wird ihr Nachfolger gewählt. Und bis dahin wird sie sicher sattelfest bleiben – und nichts unternehmen.

 

Die Chance, das schlechte Image vom Distanzreiten aufzupolieren, wurde auch bei den Weltreiterspielen in der Normandie vertan, leichtfertig. Die lauten Proteste gegen die nach tagelangem Regen aufgeweichte 160 km lange gefährliche Strecke verhallten ohne Echo. Der Wallach Dorado der Costaricanerin Claudia Romero Dorado lief entkräftet wenige Meter vor dem ersten Veterinär-Check bei der 40 km-Marke voll gegen einen Baum und brach wohl das Genick. Der Veranstalter verhängte eine Nachrichtensperre. Von insgesamt 172 Startern erreichten nur 38 das Ziel mit Blick auf den berühmten Klosterberg Mont Saint Michel, gerade mal drei Mannschaften kamen in die Wertung.

 

Wenn nichts Zwingendes in den nächsten Monaten passiert, findet bald das Distanzreiten nur noch als inoffizieller Wettbewerb irgendwo im Wüstensand statt. Nach dem 14. Dezember als Tag der Abdankung der Präsidentin dürfte sich möglicherweise etwas bewegen, denn dann können alle in der FEI wieder befreit aufatmen, ein neuer Geist müsste Einzug halten im Haus des Weltverbandes in der Schweiz. Prinzessin Haya hatte nämlich bei jedem Angestellten permanent Jobangst verbreitet, von allen zudem absolute Unterwürfigkeit eingefordert. Wie sagte mal einer: „Wer die Zentrale in Lausanne betritt, der spürt förmlich den Luftzug der Furcht aus jeder Ecke eines Raums…“

 


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