Sie befinden sich hier: Home Magazin ...die leeren Augen der Pferde müssen zur Umkehr zwingen

Wer ist Online

Wir haben 1010 Gäste und 1 Mitglied online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



...die leeren Augen der Pferde müssen zur Umkehr zwingen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"   
Mittwoch, 01. Oktober 2014 um 09:26

Ludwigshafen. Die 7. Weltreiterspiele in der Normandie bleiben nicht nur als Beispiel für Dilettantismus an Organisation in Erinnerung, sind tragen auch Schuld an weiterem Imageschaden des gesamten Reitsports.

 

Acht Disziplinen umfassten die Weltreiterspiele in Nordfrankreich vor gut drei Wochen, und eine davon ist auf dem schlechtesten Weg, sich selbst abzuschaffen. Nein, die Rede ist (noch) nicht von der Vielseitigkeit, wenngleich der Geländeritt in der Normandie leider wieder einmal das ebenfalls angeschlagene Image dieser Sportart befeuerte. Eine angesichts des dort nicht unerwartet lausigen Wetters zu kräftezehrende Strecke auf  tiefem und unebenen Geläuf bestätigte manches Negativurteil über  die Buschreiterei. Gerade in Deutschland wird durch  Entschärfungen der Geländeprüfung am Image gearbeitet, in Frankreich scherte man sich wenig um die Außenwirkung. Viele Pferde waren völlig erschöpft, eines starb gar nach der Prüfung. Nach RHEINPFALZ-Informationen hatte Ingrid Klimke während ihres Ritts mit Escada sogar erwogen, zum Schutz ihres noch nicht allzu erfahrenen Pferdes abzubrechen – sie brachte die junge Stute aber kontrolliert und sicher ins Ziel, um das Gold der deutschen Mannschaft nicht zu gefährden.

 

Ganz schlimm aber war das, was im Vorfeld der WM als malerischer Ritt vor grandioser Kulisse entlang der Atlantikküste verkauft worden war: das  Distanzreiten. Eine Sportart, die durch  pervertierte Professionalisierung mit allem schändlichen Drum und Dran (Stichwort Doping) seitens potenter Geldgeber und Reithasardeure aus dem golfarabischen Raum ohnehin schon  in Verruf geraten ist. 160 (!) Kilometer auf  seifigem und tiefem Boden, durch tiefes Wasser, auf steinig-steilem Untergrund. Eine Streckenbegutachtung war den Teilnehmern vorab untersagt worden. Nur 23 Prozent der gestarteten Pferde (38 von 166!) erreichten – zum Teil völlig entkräftet, einige lahm, andere ernsthaft verletzt – das Ziel. Ein Tier starb noch auf der Strecke, nachdem es in einem Wald frontal gegen einen Baum gerannt war.

 

Jan Tönjes, Chefredakteur des in Tierschutzfragen  engagierten Fachmagazins „St. Georg“, war in doppeltem Sinn Augenzeuge der Tortur und brachte die Bilder, die ihn quälen und die er nicht mehr aus dem Kopf bekommt, in einem herausragenden Editorial zu Papier. „Das schlimmste sind die Augen der Distanzpferde am dritten Vet-Gate, der tierärztlichen Überprüfungen vor weiteren 53,5 Kilometern“, schreibt er: „Jeder kennt die großen schwarzen Augen Arabischer Vollblüter. Deren Energie, Adel und Stolz. (…) Die Augen dieser Distanzpferde waren anders. Leer. Tot. Mit kurzen, steifen Schritten schlichen sie ihren Pflegern hinterher, ahnend, dass die Strapaze noch kein Ende haben würde. (…) Eine Kreatur, die am Ende ist, sich selbst aufgegeben hat. ,Macht mit mir, was ihr wollt, es ist mir egal!’ Augen ohne Zukunft.“

 

Jedem Reiter oder Pferdebesitzer müssen bei dieser Schilderung  die Tränen in die eigenen Augen schießen. Körperhaltung, Schweif, Ohrenspiel – alles Indikatoren für das (Wohl-)Befinden unserer Pferde. Doch vor allem die Augen.

Sicher: Es gibt Dressurpferde, die nur den Himmel überm Reitplatz kennen und ansonsten 23 Stunden in der  Stallbox stehen. Springpferde, auf dem Vorbereitungsplatz aggressiv abgeritten, mit blutigen Flanken durch    Sporeneinsatz. Galopppferde oder Traber, die bereits im „Kinderalter“  dem Rennstress ausgesetzt und später, wenn ausgemustert, kaum reitbar sind. Aber die  absehbare Tierquälerei des Distanzritts von Frankreich war beispiellos. Es spricht für die fünf deutschen WM-Teilnehmer, dass sie früh ausstiegen. Ihre Pferde reisten gesund und heil nach Hause.

 

Es gibt Menschen, die zu Empathie Tieren gegenüber nicht in der Lage sind – das kann man ihnen nicht vorwerfen. Mischen sie aber im Reitsport mit, gar an maßgeblicher Stelle, wird’s gefährlich. Jan Tönjes fragt in seinem Editorial in Richtung Weltverband FEI (eher rhetorisch): „Warum konnte es unter der Bezeichnung Sport so weit kommen?“ Die FEI wird – noch - geführt von Prinzessin Haya,  Frau des Herrschers von Dubai. Dessen Sohn Hamdan  Al Maktoum wurde  der neue Weltmeister im Distanzreiten. Noch Fragen?

 

Ja. Wann zwingen die leeren Augen der Pferde endlich zur Umkehr?

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>