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Zum Tode von Dr. Uwe Schulten-Baumer PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 28. Oktober 2014 um 19:37

So sah er sich am liebsten - zusammen mit Pferden...

(Foto: Raimund Hesse)

Rheinberg. Am Morgen des 28. Oktober starb in einem Krankenhaus in Rheinberg Reitmeister Dr. Uwe Schulten-Baumer im Alter von 88 Jahren. Er wird für immer einer der größten Pferdeausbilder und Lehrmeister bleiben.

 


Er war der Mann, der die Champions machte, er, Dr. Uwe Schulten-Baumer, der den Erfolg anbetete, ihn aber auch fast fanatisch, streng anstrebte. Für ihn war vor allem die Dressur immer in erster Linie auch Passion, er war der Magier, der aus manchmal nicht gerade Schönlingen wahre Schönheiten modellierte. Er wirkte wie ein Bodybuilder an der Muskulatur der Pferde.

Er war immer anders als andere, aber er wird für immer ein fester Begriff in der Dressur bleiben, eine wahre Größe. Der große Pferdemann und frühere Landstallmeister Dr. Gerd Lehmann schrieb ihm mal in einem Brief  unter anderem, er habe sich verschiedener  unterschiedlicher Pferde angenommen, „denen andere nicht gewachsen waren“. Und weiter schrieb er: „Mit Nicole Uphoff und Rembrandt haben Sie Maßstäbe gesetzt.“ Er habe einer anderen Reitweise zum Durchbruch verholfen und Neugier auf diese Sportart geweckt. Dr. Uwe Schulten-Baumer hat nunmal in einem Satz die Dressur revolutioniert.

 

Grüne Ampeln – alles wird gut...

 

Abergläubisch war er immer. Und wenn er früher zum Turnier fuhr und die Ampeln standen jeweils auf „rot“, dann wäre er am liebsten umgekehrt. Doch an jenem 23. Mai 1987 in Lausanne hatte er ständig freie Fahrt bis zum Turnierplatz, „da konnte nichts mehr schief gehen“, sagte er danach. Es war der Tag, dass Nicole Uphoff erstmals und auch endgültig mit dem sensiblen Wallach Rembrandt die Dressurwelt erstaunte und verblüffte. So dass die Schweizer Olympiasiegerin und frühere Weltmeisterin Christine Stückelberger geradezu ungläubig fragte. „Wer ist die denn?“ Lausanne, Nicole Uphoff, Rembrandt – Dr. Uwe Schulten-Baumer war endgültig dort angekommen, wo er sich selbst auch sah. Es war der Beginn der internationalen Anerkennung.

 

Rembrandt musste sich erstmals strecken

 

Er gilt als Erfinder der sogenannten „Rollkur“ in Zusammenhang mit der Ausbildung des königlichen Wallachs Rembrandt. Er sagte später: „Ich habe Rembrandt die Angst genommen, ihn zum Schwingen gebracht. Der Wallach musste sich erst einmal strecken lernen, er hatte ja zunächst immer nur den Kopf ganz oben.“ Auf Rembrandt hatten sich vorher auch die Reitmeister Fritz Tempelmann und Klaus Balkenhol versucht.

 

Uwe Schulten-Baumer, 2009 während des CHIO von Deutschland in Aachen mit dem "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" geehrt,  hatte sich alles selbst erarbeitet. Landwirtssohn aus Mülheim, gelernter Kaufmann, Abitur nachgeholt, Volkswirtschaft studiert und promoviert mit der Arbeit „Verlauf der Kostenkurve der Zementindustrie“, später im geschäftsführenden Vorstand des Roheisenverbandes, ganz oben zum Schluss. Und auch im Sport hatte er alles erreicht, mit Fleiß, Hirn, dass der zweimalige Springreiter-Olympiasieger und Horseman Alwin Schockemöhle (77)  über ihn sagt: „Uwe Schulten-Baumer, der spielte immer in seiner eigenen Liga. Ich kenne keinen, der ihm das Wasser reichen konnte.“

 

Blanko-Scheck abgelehnt...

 

Der Doktor, wie ihn alle Welt nannte,  war nicht unbedingt ein geselliger Typ, er mochte keine Menschenmengen, hasste Enge. Echte Freundschaft war für ihn ziemlich unumstößlich, doch wirkliche Freunde hatte er nur wenige. Zunächst legte er keinen großen Wert darauf, im Alter hatte er Angst, alleine zu sein. Er liebte helle Farben, zuhause bei ihm in Rheinberg wurde alles weiß getüncht, die Stallungen, das Haus, die Mauern. Er betete die Selbständigkeit an. Vor vielen Jahren fragte ihn ein mehr als wohlhabender Unternehmer, ob er nicht seinen Sohn trainieren wolle und schob einen Blankoscheck nach mit der Bemerkung, er solle einen Betrag nach seinem Gusto eintragen. Schulten-Baumer lehnte ab.

 

Der Reitmeister, zweimal „Trainer des Jahres“, sah Pferde anders als andere, er blickte in sie hinein, erkannte meist früh das anstehende Potential, natürlich hat er sich auch mal vertan. Als Beispiel für sein Gespür für Champions stehen neben vielen Gigolo und Satchmo. Gigolo, das erfolgreichste Dressurpferd der Welt, kaufte er seinem Sohn Uwe ab, Satchmo erwarb er 1996 zweieinhalbjährig auf dem Hengstmark in Verden für 85.000 Mark. Bei einem solchen Preis für ein derart junges Pferd  gehört mehr als Mut und Hasardspiel dazu, oder ganz simpel: Überzeugung. Auf Gigolo wurde Isabell Werth die Dressurkönigin, Satchmo festigte den Thron von Isabell Werth mit zwei Titeln bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen und nochmals Team-Gold bei Olympia 2008 in Hongkong. Isabell Werth und er, das war wie eine Ehe. Als die Zusammenarbeit zerbrach, litt er fürchterlich.

 

Nicht nach Abstimmung – nicht nach Farbe

 

Der Doktor ging nie nach Abstammung und nie nach Farbe, er versuchte, das Pferd immer als Ganzes zu sehen. Und er kaufte vorwiegend auf Auktionen, „weil dort die Pferde so vorgestellt werden, alles zu zeigen, was in ihnen steckt.“ Losgelassenheit, Zufriedenheit, Aufmerksamkeit und Freude – das seien die Geheimnisse zum Erfolg, meinte er, und er sagte: „Man muss immer mit – nie gegen das Pferd arbeiten." Oder: "Das Pferd muss über den Rücken schwingen.“ Und er sagte, Pferde seien wie Menschen genauso stressanfällig, „daher müssen sie auch seelisch locker werden.“ Das Pferd müsse kapieren, „was der Reiter will, erst dadurch wird eine Verständigung ermöglicht.“

 

Keiner hat mehr Pferde in den großen Sport gebracht als er, der in den Neuanfängen des CHIO von Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg als Springreiter in den Parcours in der Aachener Soers einritt, „und dabei flogen manchmal auch die Stangen ganz schön durch die Gegend“, wie sich Inge Theodorescu, Mutter von Olympiasiegerin Monica, erinnerte,  „meist war es so: Entweder das Holz brach – oder Uwe gewann auf  seiner Stute Senta.“

 

„Blick und Gefühl für Potenzial“

 

Als Coach brachte er seine Tochter Alexa heraus, seinen Sohn Uwe, Chefarzt im niederbayerischen Eggenfelden, der deutscher Meister, Vizeweltmeister, Europameister war, er unterrichtete die französische Olympia-Zweite Margit Otto Crepin („niemand machte sich so viele Gedanken über die Ausbildung wie er“), Nicole Uphoff und danach Isabell Werth aus der Nachbarschaft. Die spätere Juristin vollendete sein Lebenswerk 1996 in Atlanta, als sie auf dem wahrlich nicht gerade als Beau auffallenden  Fuchs Gigolo nach Teamgold auch noch den Olympiasieg in der Einzelwertung errang.

 

Sohn Uwe Schulten-Baumer, dem 1978 in Goodwood und zwei Jahre später ebenfalls vor Schloss Goodwood House in England jeweils auf Slibowitz um einen einzigen Punkt erst die Weltmeisterschaft und danach der Erfolg beim Ersatz-Olympia für Moskau 1980 versagt blieb, sagt über seinen Vater: „Er hatte das Gefühl für das Potenzial eines Pferdes, den entscheidenden Blick, und er konnte jedes Pferd entsprechend seiner Begabung einstellen und trainieren. Vor allem soll festgehalten werden: Reiten war nicht sein Beruf, sondern Leidenschaft. Er musste sich also nicht für Kunden verbiegen.“

 

Passgänger – ungeeignet für Dressur

 

Dr. Uwe Schulten-Baumer, der zuletzt kaum noch Turniere besuchte („weil ich auch keinen mehr treffe, mit dem ich mich unterhalten kann“), gesundheitlich auch nicht mehr besonders fit war, sagte oft: „Pferde, die im Schritt Pass gehen, sind für Dressurwettbewerbe nicht geeignet.“ Oder: „Das Spitzenpferd einer Auktion ist sicherlich nicht für jeden Reiter und jeden Zweck auch das ideale Pferd.“

 

Beruf war der Gelderwerb, Pferde blieben sein Leben. Er ärgerte sich über den inzwischen fast von jedermann so leicht zitierten Begriff der Klassischen Reitlehre,  „denn keiner kann mir genau erklären, was es mit der absoluten klassischen Reitkunst auf sich hat. Was vor 50 Jahren als klassisch galt, hat heute keinen Bestand mehr. Wie überall im Leben hat sich auch das Reiten weiterentwickelt.“ Und er sagte: „Wissen in diesem Sport genügt nicht, es gehört auch blinde Passion dazu...“

 

 


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