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Hollands Erfolgs-Trainer Rob Ehrens - den Job zunächst gar nicht gewollt... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 28. Oktober 2015 um 20:43



Rob Ehrens - Hollands Medaillengarant

(Foto: Kalle Frieler)

Harmont-Achel. Der niederländische Erfolgstrainer Rob Ehrens wohnt in Belgien, um ihn herum steht kein Stall und grast kein Pferd. Er war immer irgendwo angestellt, wie nun auch beim Verband. Bei seinem Sohn Robbert wird das anders sein.

 


Er weiß nicht mehr, wer ihn vom Verband angerufen hat vor elf Jahren, „da müsste ich mich nochmals schlau machen“, sagt er. Doch er erinnert sich noch genau, „dass ich zuerst nein gesagt habe. Es war mir alles noch zu früh und zu plötzlich.“ Rob Ehrens übernahm den Job des Bondscoaches  vor nunmehr zehn Jahren, die Springreiter aus dem Königreich in den Orange-Jacken sind seither erfolgreich wie nie zuvor.

„Oh, ein Auto…“

Achel ist ein kleiner Ort im Norden Belgiens fast auf der Grenze zur Niederlande, wo Flandern aufhört und Limburg beginnt. Heidelandschaft, ziemlich einsam, friedlich. Achel und Hamont schlossen sich 1977 zur Kleinstadt mit rund 14.000 Einwohnern zusammengeschlossen. Bekannt machte den Ort das sogenannte Achel-Bier, das Trappisten-Mönchen seit 1850 brauen durften. Nicht weit vom Trappisten-Kloster beginnt der „Kluizerdijk“, eine Dorfstraße mit einem Haus hier, dann wieder eines, keine Klettenbauten. Die Nummer 155 steht nicht auf der Mauer des Hauses oder sonst wo. Kein Tor, kein Zaun. Und die fast winzige Klingel ist ebenfalls namenlos. Doch hier ist Robbertus, Marius, Martinus, kurz Rob Rob Ehrens, mit seiner Frau Vilja seit vier Jahren zuhause. Er sagt, hier sei alles so ruhig, „dass man manchmal am Abend aufspringt, wenn man ein Motorengeräusch hört, und ruft: Oh, ein Auto…“ Im rietgedeckten Bungalow, bis auf ein Fremdenzimmer und das Büro des Nationaltrainers, alles ebenerdig, die Tapeten cremfarben, nirgendwo etwas Schnörkeliges, da also erholt sich der Coach des niederländischen Erfolges, eine Oase zum Überlegen und Nachdenken.

 

Draußen kein Pferd, kein Stall, keine Halle. „Ich hatte nie einen eigenen Stall, ich war stets angestellt“, sagt er. 200 m hinter einer Wiese beginnt die Niederlande. Pferde hängen nur an der Wand als Gemälde. Aber unübersehbar, groß, in schönen hellen Farben. Frau Vilja sagt: „Zuhause erholt sich Rob am besten, wenn er von Turnieren zurückkommt, oder von Trainingslehrgängen im Ausland. Daheim kann er  am besten  abschalten.“ Seit 1984 sind sie verheiratet.

 

Rob Ehrens kam gerade aus Brasilien zurück, in Sao Paulo gab er einen Lehrgang. In Rio de Janeiro war er nicht, dass sie in der kommenden Olympiastadt bisher Schwierigkeiten haben mit den geltenden Quarantänebestimmungen, bereitet ihm bisher keine Sorgen, „es gibt immer Wege zu Lösungen.“

 

2007 schon „Trainer des Jahres“

 

Rob Ehrens, am 30 Oktober 2015 58 Jahre alt, stammt aus Echt, wenige Meter von der Grenze des westlichsten Teils von Deutschland. Nach dem Abitur studierte er Landwirtschaft, ritt hobbymäßig. Und wahrlich nicht schlecht, sonst hätte ihm Piet van Lin kein Angebot unterbreitet als Bereiter. Trainiert wurde er in Echt von Henk Nooren, einem unverkennbaren Stilisten, der sich als Schüler vom erfolgreichsten deutschen Olympia-Springreiter quälen ließ, Hans Günter Winkler in Warendorf. Piet van Lin, selbst Springreiter, gab ihm die wunderbaren Pferde Koh-i-Noor in Beritt, Oscar Drum und Pasha. Mit Koh-i-Noor nahm er an den Olympischen Ersatzspielen 1980 in Rotterdam teil und bei Olympia 1988 in Seoul, mit Oscar Drum an den Weltmeisterschaften 1982 in Dublin und 1986 in Aachen, viermal gehörte er zum niederländischen Team bei einer Europameisterschaft, 1981 in München war er mit dem Rappen Koh-i-Noor Teil der Bronze-Equipe, 1983 und 1988 wurde er Meister der Niederlande.

 

2002 erhielt er den Trainerposten für Junioren und Junge Reiter, 2004 auch für die Ponyreiter seines Landes, Cheftrainer als Nachfolger von Bert Romp ist er seit zehn Jahren. Mit ihm wurden die Niederländer 2006 in Aachen Weltmeister, 2007 in Mannheim Europameister, 2012 in London kam Mannschafts-Silber bei Olympia hinter Großbritannien dazu, neben Silber im Einzelspringen für Gerco Schröder auf London hinter dem Schweizer Steve Guerdat auf Nino des Buissonetts, im letzten Jahr holte das Oranje-Team bei den Weltreiterspielen in der Normandie Gold mit der Equipe und Jeroen Dubbeldam wurde dazu Einzelchampion, in diesem Jahr in Aachen verlängerten die Niederländer die fast schon unendliche Erfolgsserie und gewannen bei den Europameisterschaften den Mannschaftstitel, und Dubbeldam stand am Ende der Reitertage in Aachen mit nochmals Gold am Hals ganz oben als Einzelchampion auf dem Podest. Was Dubbeldam als Olympiasieger von Sydney 2000 noch fehlt, das ist der Gewinn des Weltcups. Rob Ehrens wurde bereits 2007 in seinem Land als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Sohn Robbert (29) ist Profi und hat sich auf die Ausbildung und den Verkauf junger Springpferde spezialisiert. Er wird in Kürze einen eigenen Reitstall bei Weert haben, mit Unterstützung des Vaters.

 

Team-Spirit die Erfolgs-Grundlage

 

Der harte Kern der Spitzengruppe des teilweise unterhalb des Meeresspiegels liegenden kleinen Landes umfasst acht Reiter, „doch was unsere besondere Stärke ausmacht, das ist der Team-Spirit“, sagt Ehrens, „wir gehen zusammen essen, hängen auch sonst zusammen, telefonieren viel miteinander.“ Den Kader im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Rio de Janeiro bilden Jeroen Dubbeldam, Maikel van der Vleuten, Jur Vrieling, Gerco Schröder, Harrie Smolders, Leopold van Asten, Willem Greve und Henk van de Pol. Der Weltcup steht nicht im Blickpunkt, schon gar nicht bei Dubbeldam, „denn sein Wallach Zenith mag Hallenturniere nicht“, sagt Rob Ehrens. Für die Nominierung sei entscheidend, „wer in Form ist“. Auf sein Wort hört auch Jeroen Dubbeldam.

 

Die niederländischen Springreiter machen sich eher rar auf den geldschwangeren Turnieren, Rob Ehrens sagt: „Wir sind die Springreiter-Nation mit den wenigstens Sprüngen in einer Saison. Und auch auf dem Abreiteplatz sind wir eher sparsam beim Springen.“ Alles läuft im Turniersport gezielt ab, alles mit Augenmaß. Rob Ehrens hat das Recht, einem Reiter zu empfehlen, „mal Pause zu machen. Jeder Sportler, ob Mensch oder Tier, braucht mal Ruhe, man kann nicht ständig Höchstleistungen bringen. Zu viel stumpft ab.“

 

Die Planung für Olympia („absoluter Höhepunkt für uns“) beginnt ab April. Vor dem Abflug werde kein Trainingslager abhalten, „wir kommen eineinhalb Tage vorher zusammen, unterhalten uns in netter Runde, tauschen uns aus, die Pferde werden nochmals genau durchgecheckt – und dann ab nach Brasilien.“

 

Die Aufgaben des Coachs

 

Seine Aufgabe als Bondscoach sieht Rob Ehrens vor allem als Manager, „am Turnierplan der einzelnen mitzuarbeiten. Ich bespreche mit jedem einzelnen Kaderreiter die ins Auge gefassten Turniere, auch was den Einsatz der Pferde betrifft, ob es passt oder vielleicht nicht. Ich habe natürlich im nächsten Jahr Turniere im Auge, die auf Sand geritten werden – wie in Rio bei Olympia eben.“ Und er sagt: „Ich bestimme, was gemacht wird. Dieses Recht wurde mir zugestanden, mir als einzigem.“ Und er erzählt auch, wie er sein Team in einem Nationen-Preis heiß macht: „Ich sage ihnen immer: Denkt an die Deutschen, die kämpfen, auch wenn sie den Kopf bereits unter dem Arm tragen…“ Aber er lässt auch die Reiter immer wissen, „dass man nach schönen Erfolgen rasch wieder unten sein kann. Und ich predige deshalb stets: Im Moment des Sieges dennoch bescheiden bleiben, zum Sport gehört nämlich auch, ein guter Verlierer zu sein.“ Und er steht für die Maxime: „Reiten für die Niederlande, darauf muss man als Reiter stolz sein.“

 

Global-Tour als Unbehagen

 

Ein gewisses Unbehagen empfindet er über die Global Champions Tour. Ehrens: „Ich verstehe ja, dass die Reiter dorthin drängen, denn da ist Geld zu holen, der Reitsport ist ein teurer Sport. Aber jetzt mit der Einführung der Mannschaftsspringen auf der Tour wird es natürlich für alle Bundestrainer oder Equipechefs immer schwieriger, für die anstehenden Nationen-Preise der großen Internationalen Offiziellen Turniere die Teams die besten Reiter zur Verfügung zu haben. Ich fürchte, dass die Balance verloren geht.“ Er habe nichts gegen die von Jan Tops entwickelte Tour, „leben und leben lassen“, aber inzwischen sei er nicht mehr so überzeugt davon, „dass sich für alles ein Weg finden lässt, um sich wie eine Schlange zum Ziel durchzuschlängeln…“

 

Absolut dagegen spricht er sich aus, „dass der Sport sich immer stärker dem Zeitdruck und damit dem Diktat der Fernsehanstalten zu ergeben hat. Was früher mal gut war, kann doch plötzlich nicht überholt sein – wenn es viele Jahre prima lief…“ Und wenn, wie beim Nationen-Preis-Finale in Barcelona, die  Teamwettbewerbe vielleicht nur mit einem Umlauf geritten werden, und bei Olympia bald nur noch mit drei Reitern pro Equipe, „dann ist der Sport der Verlierer, dann wird dem Zufall das Tor sperrangelweit geöffnet.“

 

Als Beispiel führt er das vergangene Finale in der katalanischen Metropole an, wo Vorjahresgewinner und auch in diesem Jahr  Favorit Niederlande „nur“ Dritter wurde. Ehrens: „Zenith mit Jeroen Dubbeldam hat sich beim Abreiten plötzlich erschreckt, verweigerte an einem Sprung, ging in die Knie und sprang den Parcours völlig verspannt. Das Resultat: Zwölf Fehlerpunkte. Und da nur ein Umlauf ausgeschrieben war, konnte nichts mehr in einer weiteren Runde ausgeglichen werden.“ Ehrens weiter: „Um eine Medaille zu holen bei Olympia oder Championaten braucht man zwei oder gar drei Reiter, die ohne Fehler bleiben in einem Umlauf im Preis der Nationen…“

 

Fonds aus Pferdeleuten

 

Die niederländische Equipe ist auch deshalb so stark, weil echte Pferdeleute von sich aus dahinterstecken als Sponsoren. Auch sie haben kein Geld zu verschenken, aber sie geben Zeit, und sie wollen vor allem den Erfolg für den Sport, für Holland. Sie haben den „Springpaarden Fonds Nederland“ (SFN) geschaffen, die früheren Weltklasse-Springreiter Johan Heins und Emile Hendrix, außerdem aus der Branche Egbert Schep, Willy van der Ham und Teus van den Brink. Der SFN kauft junge Pferde und gibt sie zu guten Ausbildern, ehe sie dann in Beritt der ganz Großen kommen. Der Wallach Zenith von Dubbeldam ging diesen Weg, der jetzt elfjährige Rash R-Nachkomme steht bis zu den Olympischen Spielen in Rio dem Weltmeister zur Verfügung und wird nicht verkauft.

 

Neben dem SFN stellt auch die Stiftung „Nederland.Olympiade.Paard“ (N.O.P) als Mitbesitzer sicher, dass bestimmte Pferde plötzlich aufgrund eines interessanten Angebots von Besitzern verkauft werden können. Die entsprechenden Pferde tragen als Zunamen zusätzlich wie Erkennungsmarken  SFN und N.O.P. in den Pässen. Die Fonds tragen den größten Teil der Kosten für den Unterhalt der Pferde. Rob Ehrens: „Das gibt mir, aber auch den Reitern selbst, Planungssicherheit im Hinblick auf Großereignisse.“

 

 

 


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