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Dunkle Wolken über Olympia der Reiter PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 26. November 2015 um 23:29

Wassenberg. Bei der letzten Generalversammlung des Reiterweltverbandes (FEI) in San Juan auf Puerto Rico stand das Thema Reiten und Olympia im Mittelpunkt. Was nicht offen ausgesprochen wurde: Es geht ums Olympische Überleben, es geht um Quoten im Fernsehen. Und dafür wird der Reitsport die Tradition wohl opfern - oder sich gar von Olympia verabschieden müssen...

 

 

Als sich der damalige oberste Olympier Juan Antonio Samaranch hinauf in die Hügellandschaft über Barcelona chauffieren ließ, um  sich den Geländekurs der Olympischen Vielseitigkeit 1992 erklären zu lassen, war er weniger angetan von den gelungenen kunstvollen Hindernissen des deutschen Parcourschefs Wolfgang Feld, er hatte die Kosten im Kopf und rief laut: „Und das alles für nur einen Tag, das ist doch Wahnsinn.“ Wolfgang Feld setzte sich sicher ein Denkmal für Kreativität, die Kosten lagen nach heutiger Rechnung bei einer Million Euro. Wo damals geritten wurde, stehen heute teure Villen, vornehmlich der Kicker des FC Barcelona.

 

Immer, wenn Olympia der Reiter in Ländern ohne Pferdesporttradition stattfand, wurden die Kosten für den Reitsport gerüffelt, für das Anlegen von Arenen, das Aufstellen von Boxen, Trainingsvierecken, eigenen Stadien. Oft griffen gar Olympiastarter selbst ins Portemonnaie wie Josef Neckermann 1968. Der Unternehmer beglich gar den Flug der deutschen Dressur-Equipe zu den Olympischen Sommerspielen in Mexiko City, wo er zusammen mit Liselott Linsenhoff und Dr. Reiner Klimke mit Gold dekoriert wurde. Australien ließ  die Reiter aus Angst vor Seuchen gar nicht ins Land zum Olympia-Spektakel 1956 in Melbourne, die Pferdesportler mussten um die Medaillen in der „Enklave“  Stockholm antreten.

 

Früher ging es ums Geld, heute sind es die TV-Quoten, die dem Reitsport zu schaffen machen. Der neu gegründete Fernsehkanal Sportdeutschland.TV führt nicht weniger als 79 Sportarten auf, darunter Kraftdreikampf, Spartan Race oder gar Headis mit der „Meenzer Schwellköpperei“, auch Pferdesport wird geführt, Turf. Wer den Suchbegriff Reiten eingibt, wird zum FEI World Magazin weitergereicht. Dort beherrscht Longines die Szenerie. Da sich das  Internationale Offizielle Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen mit dem Segen der deutschen FN in den Armen von Longines-Konkurrent Rolex besser aufgehoben fühlt, kommt somit Aachen auch bei der FEI gar nicht mehr vor. Wer zahlt, bestimmt.

 

Nicht mehr der Sport gibt die Richtung vor, immer stärker Firmen, Unternehmen, Konzerne. Bestes Beispiel ist Red Bull. Der österreichische Brausehersteller hat längst einen eigenen TV-Kanal und bringt eigene Produktionen auf den Schirm. Der bisher größte Coup der Salzburger war der live übertragene freie Fall des Österreichers Felix Baumgartner aus 39.000 m Höhe. Das initiierte wahnsinnige Unternehmen habe sich Red Bull 50 Millionen Euro kosten lassen, heißt es.

 

IOC möchte auch eigenen TV-Kanal

 

Das Internationale Olympische Komitee strebt inzwischen ebenfalls nach einem eigenen Kanal, die Idee wird stark vorangetrieben vom deutschen IOC-Präsidenten Dr. Thomas Bach. Die Gefahr liegt jedoch darin, dass sich das IOC die sprudelnden Geldquellen möglicherweise selbst abgräbt, sollten die Olympier ihre Spiele selbst übertragen wollen. Denn bisher scheffelt das IOC vor allem Millionen durch den Verkauf der Übertragungsrechte. Wird das IOC auch noch zu einem Krämerladen, zählt noch stärker das Gesetz von Angebot und Nachfrage…

Als sich vor einigen Tagen in Lausanne Thomas Bach und FEI-Präsident Ingemar de Vos (Belgien) trafen, wurden nach außen hin Nettigkeiten ausgetauscht. De Vos sagte unter anderem, man strebe nach Modernisierung, wolle die Berichterstattung in den Medien intensivieren und die Jugend erreichen.

 

Nach dem Papier der Generalversammlung von San Juan lässt sich eines sagen: Es wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Wie andere Föderationen egal welcher Sportart auch immer, wird sich der Reitsport dem Diktat des Fernsehens ergeben und die Tradition aufgeben. Der Preis der Nationen der Springreiter ist nach dem gegenwärtigen Stand ab den Olympischen Spielen im nächsten Jahr in Rio de Janeiro Geschichte, Vergangenheit. Doch möglicherweise überlebt bei Olympia nur das Springreiten, weil verständlicher für den Zuschauer, das Fallen einer Hindernisstange braucht man nicht lange als Fehler erklären. Aber die  Dressur wiederum ist den meisten Mitgliedsstaaten im IOC fremd, zu elitär, nicht förderungswürdig, wie mal früher in den meisten Ostblockstaaten. Doch genau diese Abgeordneten votieren darüber, was aus dem Programm fliegt, was bleibt oder neu aufgenommen wird.

 

Alles für die Quote…

 

Das Programm bei Olympia in Japan steht komplett unter der Knute der Zuschauergunst am TV. Das heißt übersetzt: Quote. In den drei olympischen Sportarten Springen, Dressur und Vielseitigkeit bestehen die Teams nur noch aus drei Reitern, dazu kommen Einzelstarter.

 

Im Springreiten steht vor dem Teamwettbewerb die Einzelentscheidung an. Die 75 zugelassenen Starter werden in drei Gruppen aufgeteilt, die in der Weltrangliste am höchsten eingestuften Reiter bilden die dritte Gruppe. Die 30 Besten des ersten Umlaufs erreichen die zweite Runde, alle beginnen den entscheidenden Durchgang bei null Strafpunkten. Im Falle von Fehlergleichheit entscheidet ein Stechen auf Zeit und nach Strafpunkten.

 

Die Team-Entscheidung läuft nach ähnlichem Muster wie das seit drei Jahren eingeführte Finale um die Nationen-Preis-Trophy, 20 Mannschaften mit je drei Reitern. Die erste Runde weist Hindernisse bis 1,55 m Höhe auf, zum zweiten Umlauf (Hürden bis 1,60 m) werden nur noch zehn Teams zugelassen. Die 20 Equipen werden in zwei Gruppen unterteilt, in der zweiten starten die Mannschaften mit den stärksten Reitern aufgrund der Weltrangliste. Alle Teams der zweiten Runde beginnen bei null Fehlerpunkten. Bei Fehlergleichheit müssen alle Reiter einer Mannschaft in ein Stechen, dort werden die Ergebnisse – Fehler/ Zeit – der besten zwei Starter gewertet. Gestartet wird im Stechen wie in der ersten Runde des Teamwettbewerbs. Die Platzierung für die Teams, die nicht das Stechen erreichten, erfolgt aufgrund von Fehlerpunkten und Zeit in der ersten Runde des Teamwettbewerbs.

 

Dressur böse erwischt

 

Der Dressur drohen die schlimmsten Einschnitte. Startrecht haben 15 komplette Teams (je drei Starter) und dazu 15 Einzelreiter. Der Grand Prix wird geritten, nach ersten Überlegungen wahrscheinlich in verkürzter Form. Der Grand Prix Special soll gestrichen werden. Nach jüngsten Gedankenspielen überlegt man, den Mannschaftswettbewerb in einem Quadrillenwettbewerb publikumswirksam als Kür entscheiden zu lassen. Die 18 Besten des Grand Prix reiten die Einzel-Medaillen zum Schluss der Dressur in einer Kür aus.

 

In der Vielseitigkeit herrscht noch Diskussionsbedarf. Die Teams setzen sich wie in Springen und Dressur aus drei Reitern zusammen. Das Starterfeld in Tokio wird 65 Teilnehmer umfassen. Die Dressuraufgabe zum Auftakt der Konkurrenz muss in fünf Minuten geritten werden, so dass der erste Teil des Wettbewerbs nicht länger als sechs Stunden dauert und an einem Tag durchgezogen wird. Die besten 20 aus dem Cross am zweiten Tag gehen in das abschließende Springen um die Einzelmedaillen am Tag darauf, ebenfalls die besten sechs oder sieben Teams (mit je drei Reitern) um Gold, Silber oder Bronze der Mannschafts-Wertung. Kombinationen, die im Mannschafts- und Einzelfinale stehen, werden zusätzliche Pausen eingeräumt.

 

Weitere Details über die Änderungen für den Reitsport auf olympischem Parcours sollen am 4./ 5. April 2016 in Lausanne erörtert werden.

 


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