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Horst Karsten - ein großer Vielseitigkeitsreiter wird 80 PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 31. Dezember 2015 um 18:17

Delmenhorst. Nicht nur einer der Besten, auch einer der Größten der Sparte Vielseitigkeit wird am 1. Januar 80 Jahre alt: Horst Karsten. Die Bronzemedaille von Olympia 1964 in Tokio nahm ihm damals ein DDR-Funktionär ab…

 

 

Als die Vielseitigkeit offiziell noch Military hieß, war Horsten Karsten einer der erfolgreichsten Reiter seiner Zunft. Der gelernte Landwirt aus Delmenhorst wurde fünfmal deutscher Meister, er nahm an vier Olympischen Spielen teil, in Tokio 1964, in Mexiko 1968, 1972 in München und 1984 in Los Angeles. Aus Tokio brachte er Team-Bronze mit, die gleiche Plakette aus München, bei der Weltmeisterschaft 1984 in Burghley ritt er ebenfalls zu Bronze, die fünf Europameisterschaften in Moskau 1965, Punchestown 1967, Haras zu Pin 1969, Kiew 1973, 1975 Luhmühlen, Burghley 1977, Luhmühlen 1975, Burghley 1977, Luhmühlen 1979 und 1981 Horsens in Dänemark brachten Einzel-Bronze auf Condora 65 in Russland, Team-Bronze 69 in Frankreich, Mannschafts-Gold und Einzel-Bronze in der Ukraine 1973 auf Sioux, Team-Bronze 75 in der Lüneburger Heide auf dem Schimmel Sioux, Mannschafts-Silber und Einzel-Bronze 1977 in England wiederum mit dem heftigen Westfalen Sioux, der für das Gelände mit Schlaufen als Abnäher am Zügel gezäumt wurde, eine Art Hilfestellung, sonst wäre der stürmische Vollblüter nicht zu lenken gewesen oder hätte dem Reiter vor lauter Kraft die Arme ausgerissen…

 

Als Erster in der „Ruhmeshalle“

 

In seiner aktiven Zeit, da wurde auch noch von Military geredet, setzte sich die Geländeprüfung eines internationalen Turniers in Luhmühlen zum Beispiel außerhalb von Dressur und abschließendem Springen teilweise zusammen „aus bis zu 6000 m Wegestrecke, dann Steeplechase über 3.600 m, danach 16 bis 17 Kilometer wieder Erholung auf einer weiteren Wegestrecke,  Hindernis-Cross über 7.400 m und manchmal noch ein Galopp über 2.800 m als Finale, hernach musste man mit Sattel zum Wiegen und hatte mindestens 75 kg auf die Waage zu bringen“, so Horst Karsten, der musste wegen des Reglements gar mit Bleiplatten in Satteltaschen reiten, sonst wäre er wegen Untergewicht disqualifiziert worden.

 

Nach Ende seiner ziemlich einmaligen Karriere war Karsten von 1986 bis 2000 deutscher Bundestrainer, er ist Autor des Standartwerks „Das Militarypferd“ des Verlags der Deuten Reiterlichen Vereinigung (FN), die ihn im März 1989 mit dem Titel „Reitmeister“ adelte, als Erster seiner Zunft wurde er 2007 in die „Ruhmeshalle der Vielseitigkeit“ in Luhmühlen aufgenommen.

 

Olympia-Medaille verschwunden…

 

Stolz ist er vor allem auf die fünf deutschen Meisterschaften, was er gerne aus der Erinnerung tilgen möchte, „das ist München 1972“. Horst Karsten führte auf Sioux nach der Dressur im Feld von 73 Teilnehmern. Eine Goldmedaille oder wenigstens Silber für das Team winkte, erstmals wieder nach 1936 in Berlin. Alles hing an Sioux mit Horst Karsten im Gelände über eine Strecke von 32 km, davon 8,1 km mit 36 Hindernissen. Harry Klugmann und Christopher Robert, „Kalle“ Schultz und Pisco sowie Lutz Gössing und Chicago hatten ihren Job bereits geleistet. Horst Karsten und Sioux würden den Rest wohl richten, so die einheitliche Meinung. Doch plötzlich hingen die deutschen Offiziellen geradezu verängstigt an den Sprechfunkgeräten, Geflüstere, Geraune: „Ausgeschieden.“

 

An der sogenannten Bootsanlegestelle hatte das Paar ein unfreiwilliges Bad genommen, dann blieb Sioux nochmals stehen, und am Reitdamm folgte gar dazu ein weiterer Sturz. Somit war am 23. Hindernis der Traum vom Olympischen Gold oder Silber ausgeträumt. Das deutsche Trio gewann am Ende im Springparcours - ohne Horst Karsten - die Bronzemedaille hinter den siegreichen Briten und den US-Amerikanern. Karsten: „Mein Ausscheiden in München möchte ich gerne aus meinem Gedächtnis streichen.“

 

Aber auch daran denkt er mit mehr als eigenartigem Gefühl. Die gemischte deutsche Equipe mit Fritz Ligges auf Donkosak und Horst Karsten auf der Stute Condora und Westler und den DDR-Vertretern Gerhard Schulz auf Balza und Karl-Heinz Fuhrmann auf Mohamet gewannen bei  Olympia in Tokio 1964 die Bronzemedaille. Da Fritz Ligges zudem auch Einzeldritter war, erhielt Horst Karsten als Nächstbester der Mannschaft bei der Ehrung die zweite bronzene Medaille umgehängt. Karsten: „Anschließend kam ein DDR-Funktionär zu mir und sagte, er möchte gerne mal die Medaille in der Hand halten.“ Karsten gab sie ihm, der DDR-ler verschwand mit ihr. Karsten: „Ich habe nie mehr etwas davon gehört.“

 

Tragik um ihn – sagt Hilarius Simons

 

Geburtstag hat Horst Karsten am 1. Januar, gefeiert wird einen Tag später mit rund 145 geladenen Gästen und Freunden auf dem Flugplatzgelände von Ganderkesee in der Nachbarschaft. Horst Karsten: „Es kommen viele ehemalige Kollegen und Offizielle, darunter die komplette Gold-Equipe der Olympischen Spiele 1988 in Seoul mit Ralf Ehrenbrink, Claus Ehrhorn, Matthias Baumann und Thies Kaspareit weiter Kurt Mergler und Dieter Hesselbach, Harry Klugmann und Karl Schultz sowie viele andere, gegen die ich oder mit denen ich geritten bin.“ Uschi Schultz, dessen Ehemann Karl Schultz in Montreal 1976 mit Olympia-Silber und Bronze dekoriert wurde, sagt: „Schade, dass Herbert Blöcker und Kalle Blobel nicht mehr dabei sein können.“ Blöcker, Olympia-Zweiter bei Olympia in Barcelona 1992, der wie Horst Karsten am 1.Januar Geburtstag hatte, war am 17. Februar 2014 einem Krebsleiden erlegen, der langjährige Mannschafts-Veterinär Dr. Karl Blobel starb im Dezember 2012.

 

Horst Karsten gehörte zu den Leisen in seinem Sport. Und noch zu jenen, die nicht in inzwischen gängigen luxuriösen Transportern zu Turnieren anreisten, sondern im PKW und das Pferd und vielleicht zwei Pferde hinten am Wagen auf einem normalen Hänger. „Aber“, so Karsten, „wir hatten doch unseren Spaß, feierten zusammen, waren eine Gemeinschaft.“ Heute verziehen sich die einzelnen doch meist nach einem Wettbewerb rasch wieder. Hilarius Simons (Bielefeld), langjähriger Ausschuss-Vorsitzender der Vielseitigkeit, erklärt: „Es ist eine gewisse Tragik, dass Horst Karsten nie entsprechend seinem eigenen Können auch die entsprechenden Pferde hatte.“ Die ehemalige Konkurrentin und zu ihrer Zeit sicher weltbeste Militaryreiterin Lucinda Prior-Palmer (Großbritannien) meinte gar mal: „Geradezu traurig, dass er nie Olympiasieger oder Weltmeister wurde. Verdient hätte er es gehabt.“

 


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