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Ein erfolgreiches Springreiter-Paar ohne Trauschein... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Norbert Herbst/ DL   
Dienstag, 09. Februar 2016 um 16:26

 

Eva Bitter und Marco Kutscher

Bad Essen. Sie leben ohne Trauschein und sind doch ein eingeschworenes Paar, nicht nur im Sport: Eva Bitter und Marco Kutscher. Sie gewann Ende Januar in Treffen bei Villach den Großen Preis und ist doch lieber zuhause als auf Turnieren, bei ihm ist es eher anders… Ein Besuch bei ihnen in Bad Essen am Ostrand des Kreises Osnabrück.

 

 

Selbst die Dynosaurier haben in Bad Essen  ihre Spuren hinterlassen. Das war vor circa 150 Millionen Jahren im Zeitalter des Jura. An Pferde war damals noch nicht zu denken. Heute allerdings stehen in der idyllischen 16.000-Einwohnergemeinde hochkarätige Rösser in topgepflegten Stallungen. Im Ortsteil Wehrendorf, am Stadtrand der idyllischen von Fachwerkbauten geprägten alten Badestadt, haben Eva Bitter und ihr Lebensgefährte Marco Kutscher ihr  Zuhause, familiär und sportlich. 16 Springpferde fühlen sich am Essener  Berg „pudelwohl“. Dort betreiben die Bitters auch ihre Firma Argelith, die für die Herstellung von  Bodenkeramik steht. „Mein Vater und ich fungieren zwar als Geschäftsführer, doch er kümmert sich um den Betrieb, Marco und ich mehr um den Reitstall'“, sagt  Eva Bitter. Der Profistall muss sich selber tragen. Diese Philosophie hat Eva Bitter, gelernte Industriekauffrau, Pferdewirtschaftsmeisterin und hocherfolgreiche  Profireiterin, schon immer verfolgt. „Ausbildung junger Pferde und Handel sind für die 42-Jährige kein Widerspruch. Junge Pferde zu entdecken und für den großen Sport fit zu machen, das ist ihr Ding. „Das macht mir Spaß, dafür arbeite ich“, so die deutsche Rekordmeisterin, vor wenigen Tagen Gewinnerin des mit 100.000 Euro dotierten Grand Prix im österreichischen Glock-ReitsportZentrum unweit des Wörthersees. Das trifft auch auf Lebensgefährte Marco Kutscher zu. Er, als Bereiter bei Ludger Beerbaum zu Ruhm und als Doppel-Europameister (2005) höchsten sportlichen Ehren gelangt, weiß auch, wie es mit der Ausbildung junger Pferde geht. Dreimal saß er beim Warendorfer Bundeschampionat (2003, 2005, 2007) im Sattel eines Siegers. Das sind Synergieeffekte, die auch heute noch zum Tragen kommen.

 

“Geht auch ohne Trauschein”

 

Im Hause Bitter/Kutscher hilft der Eine dem Anderen. Seit zehn Jahren sind Eva Bitter und Marco Kutscher ein Paar, seit zwölf Monaten leben sie zusammen in Bad Essen, der schön gelegenen  Gemeinde im Osnabrücker Land. Ostwestfalen ist nur ein paar Galoppsprünge entfernt, und das urige Wiehengebirge letzte Bergbastion vor der norddeutschen Tiefebene. Der nahe Mittellandkanal ist signifikanter Beweis dafür. Bad Essen – das spricht für Berg und Tal, Wald und Weide. Hier lässt sich's gut leben, auch als Pferd. Eva und Marco lassen sich's gut gehen. Sie ergänzen einander. Von Hochzeitsglocken wollen sie allerdings (noch) nichts wissen. „In heutiger Zeit geht’s  auch ohne Trauschein“, relativiert Eva, „ wir sind jetzt zusammengezogen und warten erst einmal ab. Alles andere wird sich ergeben.“ Gut Ding will Weile haben. Der Boulevard würde  gerne ein Glamourpaar des Sports aus den beiden Topreitern machen. Es wäre ein Trugschluss.  Eva und Marco sind viel zu sehr geerdet, um diesen Klischees zu entsprechen. Das Paar Bitter/Kutscher passt zusammen. Beide ergänzen sich prächtig. Doch sie verfolgen auch unterschiedliche Ziele. Während Eva sich vorwiegend der Ausbildung junger Pferde verschrieben hat, sieht Marco seine sportlichen Ambitionen höher angesiedelt. In der Global Champions Tour, dort also, wo die große „Kohle“ lockt , ist er Dauergast. Der 40-Jährige mag es, um die Welt zu jetten, sie nicht. „Meine Arbeit hier zu Hause macht mir Spaß, ebenso wie die Turniere in Deutschland. „Das liegt mir mehr als das dauernde Reisen“, sagt die 18-malige Nationenpreisreiterin. Derzeit stehen sieben Vierbeiner in Evas Boxen, bei Marco neun. Es waren schon einmal mehr. Zu Spitzenzeiten 15. „Zu viele”, sagt er, „an ein effizientes Training war da aufgrund meiner vielen Auslandsreisen nicht mehr möglich.“ Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

 

“Mehr Ostfriese geht nicht”


 

Heute geht es im Stall Bitter/Kutscher  ruhiger zu. Privatleben soll  auch sein. Doch das ist einfacher  gesagt als getan. Marco ist nahezu jedes Wochenende länderübergreifend auf Achse, Eva gönnt sich zwar ab und an eine Auszeit, doch national ist auch bei ihr Vollbeschäftigung angesagt. Auf die internationale Schiene zu wechseln, ist nicht ihre Sache. „Mit Niederlagen kann ich schlecht umgehen“, gesteht sie frei, „Marco kann das besser. Wenn es nicht geklappt hat, sagt er sich einfach, beim nächsten Mal geht’s besser. So bin ich  leider nicht.”  Eine ehrliche Antwort. Ihr Lebensgefährte ruht eher in sich selbst. In seiner Internetbiographie wird der gebürtige Nordener einmal als Ost-, dann wieder als Nordfriese bezeichnet. Marco ist Ostfriese aus Überzeugung. „Mehr Ostfriese als ich bin geht nicht“, sagt er. Genau wie seine Partnerin hat er Hobby zum Beruf gemacht. Dafür brach er das Gymnasium nach der Obersekunda ab. Er hat es nicht bereut. Schon als junger Bursche fand auch er Gefallen am Reitsport.

 

Seine Eltern trugen dazu bei. Hinterm Haus auf der Wiese hielten sie ein eigenes Pferd. Er kennt sich auch aus im Voltigieren. Bei Heinz Heckmann  in Isterberg bei Bentheim absolvierte er eine Lehre zum Pferdewirt, dann verschlug es ihn nach Warendorf zur berittenen Sportkompanie, bevor er bei Ludger Beerbaum aushalf. Daraus wurde eine Festanstellung, die 14 Jahre dauerte.  Auch heute verbindet den Pferdewirtschaftsmeister mit der unumstrittenen Nummer eins des Springsports „Made in Germany“ ein freundschaftliches Verhältnis. „Ludger hatte Verständnis für meinen Wechsel in die Selbständigkeit, hat mich auch weiterhin mit Pferden unterstützt“, erzählt der bisher dreimalige Europameister und deutsche Titelträger von 2003.

 

Olympischer Traum nicht ausgeträumt

 

(Alle Fotoes Kalle Frieler)

Zweimal gewann Kutscher auf Montender bei Olympia Bronze, mit der Equipe und in der Einzelwertung in Athen 2004. „Immerhin bin ich schon mal gefühlter Olympiasieger gewesen, und dieses Gefühl auf dem Treppchen mit der Goldmedaille am Hals kann mir keiner nehmen.“ Teamgold wurde der deutschen Equipe später wegen der Salbenaffaire um Goldfever von Ludger Beerbaum aberkannt. Doch sein olympischer Traum ist noch nicht ausgeträumt: „Ich wäre ein schlechter Sportler, wenn ich mir keine hohen Ziele stecken würde.“ Um aber im Zeichen der fünf olympischen Ringe  sportlichen Lorbeer erringen zu können, bedarf es auch eines Rosses, das höchsten Ansprüchen genügt. Derzeit sind das im Stall Kutscher der holländisch gezogene  Numero Uno-Sohn Van Gogh und die Chacco Blue-Tochter Chaccorina. Beide stehen auf der Longlist für Rio.

 

Nachhaltigstes Sporterlebnis war für Kutscher europäisches Doppelgold  2005 im italienischen San Patrignano. Gänsehautfeeling spürt er heute noch. „Als letzter Starter eine Nullrunde hinzulegen und dann die Gewissheit zu haben, dass Du gewonnen hast und dann den Jubel im deutschen Lager zu erleben, das war schon etwas ganz Besonderes“, erinnert er sich an die ereignisreichen Tage im Drogentherapie-Zentrum unweit von Rimini.  Er freut sich, nach wie vor zu den besten 30 Reitern der Welt zu gehören, denn die haben “Freifahrtscheine” bei der hochdotierten Global Champions Tour von Jan Tops. „Der Rubel muss rollen, ein Turnierstall kostet viel Geld und will unterhalten sein“, sagt Kutscher. Ängste, dass er eines Tages nicht mehr zum erlauchten Kreis derjenigen zählt, die stets eingeladen sind, hat er keine. „So lange es so läuft, ist es gut, aber die Welt geht auch nicht unter, wenn es einmal nicht mehr so ist“, macht er sich keinen  großen Kopf um Dinge, die vielleicht einmal kommen könnten. Leicht, gute Pferde zu bekommen, sei es allerdings nicht mehr. „Die Reichen dieser Welt zahlen nahezu jeden Preis für Toppferde“, sagt er. „Da bleibt uns also nichts anderes übrig, als junge und  talentierte Pferde selber zu suchen und auszubilden“, hängt Eva Bitter dran und erzählt von ihrem Wunsch, noch einmal Pferde zu finden, die gut genug für den internationalen Sport wären. „Ich möchte sie ausbilden und dann Marco zur Verfügung stellen. Zweifelsohne ein realistisches Ziel, denn gute Pferde hat Eva bisher in all` den Jahren gefunden und sie auch top ausgebildet.  Dazu gehören seit 1996 auch immer wieder welche aus dem niedersächsischen  Landgestüt. Der Hengst Stakkato, der  22-jährig in Bad Essen  sein Rentnerdasein genießt, und  Satisfaction sowie die Bundeschampions Stanley und Sandokan gehörten in der Vergangenheit dazu, aktuell sind es Perigueux und der achtjährige Inliner, der peu a peu an schwere Prüfungen herangeführt wird.

 


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