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Lars Nieberg will sich breiter aufstellen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Norbert Herbst/ DL   
Dienstag, 01. März 2016 um 12:33

Wolbeck. Seit genau zwei Jahren ist Lars Nieberg auf Gut Berl Gestütsleiter. Als Springreiter war er Deutscher Meister 1995, Team-Europameister 1997, Team-Weltmeister 1998 und mit der Equipe kam er zu Olympia-Gold 1996 und 2000. Großartige Voraussetzungen um auch in der Zucht Gutes zu bewirken…

 

Geradlinigkeit, Fleiß, Geduld und Kontinuität nicht nur in der täglichen Arbeit, all` das sind Tugenden, die Lars Nieberg auszeichnen. 23 Jahre lang hat der Nationenpreisreiter das hessische Gestüt Wäldershausen in Homberg-Ohm erfolgreich geleitet. Als seine Sponsorin Katarina Geller-Herr 2009 ihr Engagement für den Reitsport einstellte, verkleinerte Nieberg den Pferdebestand und machte zunächst in eigener Regie weiter. Seit nun zwei Jahren leitet der zweimalige Team-Olympiasieger “Gut Berl” in Sendenhorst bei Münster, die Zucht- und Ausbildungsstätte des Unternehmers Hendrik Snoek. Er ist ein tadelloser Sportler, aber auch ein Querdenker der Szene, einer, der sich nicht verbiegen lässt, sondern stets offen und ehrlich auch als stellvertretender Aktivensprecher seine Meinung äußert.

 

Zu seiner ehemaligen und langjährigen Wahlheimat hat der gebürtige Niedersachse die Verbindunge nicht  abgebrochen. „20 Pferde von mir stehen  nach wie vor auf Wäldershausen“, sagt Nieberg. Er legt Wert auf die Feststellung, dass auch der Kontakt zu seiner langjährigen Sponsorin Katarina Geller-Herr besteht: „Zu ihr haben wir weiter das beste Verhältnis.“

 

Als das Angebot von Hendrik Snoek kam, Gut Berl als Gestütsleiter zu übernehmen und damit die Nachfolge von Kurt Gravemeier anzutreten, habe er lange „hin- und her überlegt“.   Inzwischen sind alle Zweifel verflogen. Gitta und Lars Nieberg sowie ihre beiden Söhne Gerrit (21) und Max (20) sind im Münsterland angekommen. Hendrik Snoek (67) wiederum kommt selbst aus dem Springsport, 26 Jahre ritt er international, war 1975 in München Mannschafts-Europameister, 1977 Deutscher Titelträger und von 1993 bis 2005 Vorsitzender des Springausschusses des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei (DOKR).

 

Von Ex-Bundestrainer Herbert Meyer entdeckt

 

Der Pferdewirtschaftsmeister, der beim ehemaligen Herbert Meier seine Lehrzeit absolvierte, hat den reitsportlichen Teil der Anlage top in Schuss. Das 200 Hektar große Areal vor den Toren Münsters präsentiert sich blitzblank aufgeräumt und offen. „Ein Platz zum Wohlfühlen“, sagt Gitta Nieberg. Seit 24 Jahren ist sie die Frau an Lars' Seite. Die gelernte Pferdewirtin, einst im Springsattel selbst bis zur schweren Klasse erfolgreich, hilft kräftig mit. Sie erledigt vor allem die Büroarbeiten, denn ihr Mann ist durch tägliches Training, Ausbildung junger Pferde und Reitschüler sowie durch Zuchtüberlegungen ebenfalls voll ausgelastet. „Ich bin dazu immer noch an 40 Wochenenden auf Turnieren unterwegs“, äußert sich Nieberg. In dieser Richtung will er es aber zukünftig aber ruhiger angehen lassen.

 

Der 52-Jährige möchte sich breiter aufstellen, sein großes Knowhow  besser vermarkten und stärker als bisher in das Pferdegeschäft einsteigen. Dazu reiste er auch auf die arabische Halbinsel, um  in Abu Dhabi und anderen Emiraten Lehrgänge zu geben und auf Turnieren selbst auf sich aufmerksam zu machen. „Noch erinnert man sich allgemein im Positiven an mich“, sagt er, „doch bald ist das nur noch Schall und Rauch.“ Es sei an der Zeit gewesen, sich auch um das Auslandsgeschäft zu kümmern, “denn ich möchte später als Rentner nicht als Bittsteller dastehen.“

 

For Pleasure und Nieberg

 

Die  Karriere des Lars Nieberg begann 1995 mit dem Jahrhunderthengst For Pleasure und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Danach gewann er viel, was im großen Sport zu holen ist. Er war Welt- und Europameister, ritt 49- mal für Deutschland einen Preis der Nationen und wurde zweimal Mannschafts-Olympiasieger. Vor allem an Olympia 2000 in Sydney erinnert sich der große Kämpfer im Parcours gerne. „Dort stimmte auch das Drumherum. Das ist eine faszinierende Stadt.“

 

Herbert Meyer („Von ihm habe ich alle Schliche und Tricks für den Sport und fürs Leben mitbekommen“), Paul Schockemöhle und Achaz von Buchwaldt waren seine Lehrmeister, bevor er 1990 auf Vermittlung von Meyer ins hessische Homberg/Ohm wechselte, um für das Gestüt Wäldershausen zu satteln. 1994, inzwischen den Meisterbrief seiner Zunft in der Hand, übernahm er die Gestütsleitung. Es begann eine Zeit, die Nieberg geprägt hat, in der er reiterlich und züchterisch Akzente setzte. Er ist heute noch stolz darauf, dass er die meisten Pferde selbst ausbildete. Und wenn es um eine Bewertung seiner besten Vierbeiner geht, steht For Pleasure („den habe ich ebenfalls ausgebildet“) keineswegs allein an erster Stelle. „Das wäre  meinen anderen Toppferden gegenüber ungerecht. For Pleasure war gut, aber es gab auch viele andere, mit denen ich ebenfalls große Erfolge hatte.“ Als da wären: Esprit, Lucie, Adlantus As, Giorgio, Fighting Alpha  und, und,  und…

 

Global Tour wichtiger als Championate…

 

Nieberg hat auch jenseits der 50 („Probleme mit meinem Alter hatte ich noch nie“) genügend sportlichen Ehrgeiz, doch er sieht den Turnierzirkus auch  kritisch. Manchmal denkt er sogar , dass der Springsport von heute nicht mehr seiner sei. „Wenn Championate für die Aktiven nicht mehr so wichtig sind wie beispielsweise die Global Champions Tour, stimmt etwas nicht“, führt er aus. „Der Sport ist insgesamt zu teuer geworden“, setzt er noch einen drauf. Es bereitet ihm große Sorgen, dass zwar viele Reiter mit ihren Pferden zu den Turnieren fahren, bei Veranstaltungsende aber oftmals nicht wissen, ob sie das Spritgeld für die Heimfahrt noch aufbringen können. Auch seien die Verbandsabgaben international wie national zu hoch.

 

Nieberg weiß, wovon er spricht, schließlich wurden seine Söhne inzwischen auch in die Nachwuchs-Kader des deutschen Verbandes aufgenommen. Überhaupt sei es heutzutage „schwer, wenn nicht gar unmöglich“ ganz nach vorne zu kommen. Wertungspunkte für die Weltrangliste gibt es nämlich nur bei Topturnieren, und da haben die Arrivierten immer eher Startrechte als der talentierte Nachwuchs. Aber auch der Topreiter, der nur über ein Pferd mit internationaler Klasse verfügt, habe es schwer, wieder nach oben zu kommen, “wenn der Parcours-Partner länger verletzt war”, erläutert Nieberg.  Zudem, so der Gestütsleiter aus dem Münsterland, seien die Kosten für alle, die nicht zu den 35 Besten der Welt gehören, viel zu hoch. „Während für die Einen alles bezahlt wird, wird den Anderen sehr tief in die Tasche gegriffen. Da besteht eine Ungleichheit.” So gesehen sei die Globalisierung nicht nur immer gut.

 

Berlin im Reitsport keine Weltstadt

 

Gleichwohl bedauert er, dass es in Deutschland zu wenig Fünf-Sterne-Turniere gibt. „Und“, fügt Nieberg hinzu, „wenn ich daran denke, dass  in unserer Hauptstadt Berlin überhaupt kein Turnier mehr mit sportlicher Geltung stattfindet,  erfüllt mich das mit Sorge.“ Deutsche 5-Sterne-Veranstaltungen finden statt in Hamburg, Leipzig, Aachen und Stuttgart, so viele wie in der Schweiz, Frankreich punktet mit Turnieren auf höchstem sportlichen und geldlichen Niveau in Cannes, Bordeaux, Lyon, zweimal Paris und Chantilly.

 

Was Nieberg besonders viel Freude bereitet, ist nach wie vor die Zucht. Die hat ihn schon als Jungspund auf dem elterlichen Hof in Wittingen - zwischen Lüneburger Heide und Altmark gelegen - begeistert, zumal er auf eine Stute namens Pistazie (Pikeur X Gotthard)  verweisen kann, die sich bestens vererbte. Als Niedersachse schlug sein Herz dabei in jungen Jahren - was Wunder - vor allem für die Hannoveraner Zucht. Heute ist ihm der Schenkelbrand völlig wurscht. Gute Springpferde will er züchten. Nicht mehr und nicht weniger.  Doch auch in dieser Hinsicht blickt er alles andere als frohen Mutes in die Zukunft. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Pferdeverkauf von sieben auf 19 Prozent sieht er als einen Schlag ins Gesicht der heimischen Züchter. Und die immer mehr bedrohlich im Raum stehende kommunale Pferdesteuer sei ebenfalls kein Mutmacher für die Zukunft des Reitsports und der Zucht.

 

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, sagt der Volksmund. Lars Nieberg ist im Sternzeichen des Löwen geboren. Diesen Menschen werden Machereigenschaften und Führungsstärke nachgesagt. Darum gilt für den aufrechten Niedersachsen aus Westfalen mehr denn je: Weitermachen. Nicker und devote Jasager gibt es zuhauf, Menschen, die Klartext reden und Visionen haben, viel zu wenig. Der Sport braucht Persönlichkeiten wie Lars Nieberg.

 


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