Rio ist das Ziel der deutschen Springreiter-Spitze - nicht das Geld auf der Global-Tour |
Geschrieben von: Dieter Ludwig/ S.St. |
Donnerstag, 31. März 2016 um 16:02 |
Miami/ Florida. Am Wochenende beginnt in Miami die neue Saison der Global Champions Tour um wahrlich fürstliche Prämien, gleichzeitig auch Premiere der zusätzlich angekoppelten Team-Springen – die deutschen Spitzenreiter meiden die Mannschaftsspringen…
Weitaus zurückhaltender und mit weniger Bohei als in den Vorjahren beginnt an diesem Wochenende im provisorischen Reit-Stadion von Miami Beach die elfte Serie der 2006 erfundenen Global Champions Tour der Springreiter, um ein Gesamtpreisgeld von 7,5 Millionen Euro. Am Strand des bekannten Seebades in Florida feiert die Tour auch die vom Weltverband (FEI) heftig bekämpfte, parallel organisierte Premiere eines Teamwettbewerbs. Wer an Mannschaftsspringen teilnimmt als Reiter, wird nicht geächtet, Parcoursbauern, Richtern, Tierärzten oder Stewards droht jedoch eine Sperre und Nichtberücksichtigung bei Championaten und Olympischen Spielen. Vor öffentlichen Gerichten wird schon seit Monaten heftig gestritten, zunächst erhielt Tour-Erfinder Jan Tops (Niederlande) Recht, dass ein Springreiter als Vollprofi seinen Arbeitsplatz frei wählen darf, ein Funktionär nicht. Ihn trifft der Bannstrahl der FEI.
Doch auch ein Vollprofi wie Ludger Beerbaum (Riesenbeck) als Leitwolf traut dem Braten nicht. Der erfolgreichste deutsche Springreiter sagt: „Es gibt noch zu viele Unklarheiten.“ Wer sich in eine Mannschaft einbinden lässt, wird zum Teamplayer, auch wenn er nicht startet, aber er hat vor Ort zu sein. Fünf Reiter bilden ein Team, an den Start gehen jeweils an den betreffenden Turnierplätzen zwei, und zwar jeweils am Tag vor dem Großen Preis der Global Champions Tour. Die Tour gastiert an 15 Orten, also haben auch die Teams 15-mal anzutreten. Der deutsche Rekordmeister Beerbaum (52): „Da sollte man schon vier oder fünf Grand Prix-Pferde haben.“
Deutsche Elite fehlt bis auf Marco Kutscher
Die Einzelspringen der Tour lassen sich die deutschen Springreiter nicht entgehen, aber das Gros der Elite vernachlässigt bewusst die Mannschaftskonkurrenzen, u.a. aus dem höchsten Kader neben Ludger Beerbaum auch Daniel Deußer, Marcus Ehning, Meredith Michaels-Beerbaum oder Christian Ahlmann. Nominiert werden konnten für das Wagnis Mannschafts-Wettbewerb aus der gehobenen deutschen Zunft Katharina Offel (Rodderberg), Janne Friederike Meyer (Schenefeld), Marco Kutscher (Bad Essen) und David Will (Pfungstadt), dazu Andreas Kreuzer (Herford) und Philip Houston (Leichlingen). Nicht dabei sind u.a. Weltmeister Jeroen Dubbeldam (Niederlande) und Weltcupgewinner Steve Guerdat (Schweiz) oder aus den USA McLain Ward und Beezie Madden.
Insgesamt gehen zwölf gemischte Mannschaften der „Global Champions League“ (GCL) an den Start, Nationalität spielt keine Rolle. Eine ähnliche Verstaltungsreihe gab es bisher noch nicht. Einkaufen konnte man sich auch. Die Teams werden aus bis zu fünf Reitern bestehen, inklusive höchstens zwei der unter den Top 30 befindlichen Athleten – um an den GCL Mannschaftswettbewerb (1,50 - 1,55m) teilzunehmen. Mindestens ein Reiter im Team ist unter 25 Jahren, weil die GCL auch junge Talente fördern möchte. Zwei Reiter pro Mannschaft bestreiten bei jedem Event das entsprechende Springen, die acht besten der zwölf Zweier-Teams erreichen jeweils die entscheidende zweite Runde, der Wettbewerb wird nach Fehlerpunkten und Zeit gewertet.
Trotz der ausgezeichneten zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten haben jedoch in diesem Jahr die besten Reiter der Welt nur ein Ziel: Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, dazu das Erreichen des Finals um die Nationen-Preis-Trophy im September in Barcelona. Ludger Beerbaum, der schon viermal Gold bei Olympia gewann: „Ich möchte letztmals zu den Olympischen Spielen, darauf richte ich meine Turnierplanung aus.“ Die anderen Olympia-Aspiranten scheinen nichts anders zu denken. Vor allem nicht beim Welt- und Europameister Niederlande…
Die zwölf Teams der Global Champions Tour:
Miami Scott Brash
Antwerpen Harrie Smolders
Alvaro de Miranda
Shanghai Edwina Tops-Alexander
Cannes Roger-Yves Bost
Maikel van der Vleuten
Paris Rolf-Göran Bengtsson
Estoril Quentin Judge
Bertram Allen (U 25)
Laura Kraut
Lauren Hough
Sheikh Ali Al Thani |