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Distanzreiten - schlechter kann der Ruf gar nicht mehr werden... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Leopold Pingitzer in ProPferd   
Samstag, 08. Oktober 2016 um 19:01

 

Ybbs/ Österreich. Die Weltmeisterschaft im Distanzreiten über 160 km in Samorin hinterließ wahrlich keine Freude, ganz im Gegenteil. Die Sportartart hat keine Zukunft verdient, nach den erneut schrecklichen Vorkommnissen, wie sie Leopold Pingitzer in seinem Kommentar bei ProPferd.At schildert. 

 

Die Weltmeisterschaft im Distanzreiten im slowakischen Samorin … verschwindet… nicht aus den Schlagzeilen. Es war eine WM, die von Beginn an unter keinem guten Stern stand – das Championat hätte ursprünglich in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden sollen und war erst im Juni 2016, nach erheblichem internen und öffentlichen Druck auf den Weltverband (FEI) des Pferdesports, an Samorin gegangen. Dort bemühte sich der Veranstalter nach Kräften, trotz der kurzen Vorbereitungszeit eine würdige und sportlich einwandfreie WM auf die Beine zu stellen – und damit gleichsam einen Neubeginn des arg gebeutelten und in der Öffentlichkeit reichlich diskreditierten Sports zu signalisieren. Doch dieses Ziel wurde, aufgrund verschiedenster Faktoren, nicht erreicht. Die WM in Samorin konnte die Schatten der Vergangenheit nicht abschütteln.

 

Das dramatischste und in der medialen Berichterstattung dominierende Ereignis des Championats war der Tod des Pferdes Ajayeb von Scheich Rashid Dalmook al Maktoum im vierten Loop nach ca. 130 absolvierten Kilometern. Ajayeb – eines der besten und erfolgreichsten Distanzpferde der letzten Jahre und Europameister-Pferd 2015 – musste nach einem Bruch des rechten vorderen Sprungbeins eingeschläfert werden. Der Tod der 15-jährigen Stute wurde auch im offiziellen Pressebericht der FEI erwähnt – jedoch als bedauerlicher Unfall dargestellt: Das Pferd sei unglücklich gestolpert und habe sich dabei die irreparable Verletzung zugezogen, hieß es. Spekulationen um die Hintergründe und Ursachen des Unfalls wollen seither aber nicht verstummen: Berichte, nach denen das Pferd auf am Boden liegenden Wasserflaschen ausgerutscht sei und den Veranstalter deshalb zumindest ein Mitverschulden am Unglück treffe, bestätigten sich zwar nicht – doch der glaubwürdige, aufwühlende Augenzeugenbericht von Caroline Brauer ließ eine andere Ursache ins Zentrum treten, nämlich eine mögliche Überbeanspruchung: Das Pferd sei an einem Crew-Punkt abgebremst worden, dabei unkoordiniert zur Seite und in einen Flaschenhaufen getreten, aber nicht weggerutscht. Vielmehr sei das Pferd beim Auftreten plötzlich eingebrochen – aus Sicht der Autorin habe es einen Ermüdungsbruch erlitten.

 

Seit diesem Bericht reißen in den sozialen Netzwerken und diversen Online-Medien die Kommentare zum Tod von Ajayeb – und ob dieser möglicherweise vermeidbar gewesen wäre – nicht ab. Ein kurzes Video zeigt die Stute im dritten Loop – und zeigt …dabei deutliche Zeichen von Lahmheit. Wurde die Stute also über ihre Kräfte und ihre Gesundheit geritten? Waren gar Doping-Mittel mit im Spiel? Der Verdacht steht seither jedenfalls im Raum – doch nähere Details wird man wohl erst nach der Obduktion des Pferdes erfahren. In Berichten wurde aber darauf hingewiesen, daß Ajayeb innerhalb eines Jahres sechs harte Rennen mit Geschwindigkeiten bis über 27 km/h auf 120 km hinter sich bringen musste – und Pippa Cuckson merkte in ihrem Nachbericht an, daß die Stute ihre 13 FEI-Starts vor Samorin mit insgesamt sieben verschiedenen Reitern, davon drei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, absolviert hatte. Ajayeb sei wie ein Leihpferd gewesen, ein Sportgerät, das von einem zum andern weitergereicht wurde. Cuckson wörtlich: „Das sagt alles über den Mangel an Respekt vor dem Begriff ,Partnerschaft', der für den Niedergang dieses Sports verantwortlich ist."

 

Doch auch andere Vorfälle in Samorin sorgten für negative Schlagezeilen: So konnten nur 47 von insgesamt 133 Startern den Ritt beenden – eine Ausfallsquote von über 64 %. Disqualifiziert wurden aber nicht nur zwei Drittel des Feldes, sondern auch die ersten drei Paare nach dem regulären Zieleinlauf, die den abschließenden Vet-Check nicht bestanden. Für besondere Aufregung und mancherorts sogar für Entsetzen sorgte dabei die Startnummer 71, Reiter Saif Ahmed Al Mozroui aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der zum vorläufigen Sieger erklärt wurde, obwohl sein Pferd Nopoli del Mar bei der Untersuchung in extrem schlechter Verfassung war, mehrmals vortraben musste (obwohl es kaum dazu in der Lage war) und einen insgesamt bemitleidenswerten Eindruck hinterließ – ein Youtube-Video zeigt die bedrückenden Momente. Dennoch ließen ihn die Tierärzte passieren –  erst nach einem Einspruch wurde das Pferd schließlich wegen Lahmheit disqualifiziert, wie Christian Lücke auf distanzreiten.com berichtete. Kein einziger der insgesamt fünf Teilnehmer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten schaffte es in die Endwertung. Neuer Weltmeister wurde der Spanier Jaume Punti Dachs mit seinem Pferd Twyst Maison Blanche – er war im Vorjahr übrigens auf Ajayeb Europameister geworden und ist seit mehreren Jahren als Trainer in den Emiraten tätig.

 

Die erschütternden Bilder von Nopoli del Mar, die enorm hohe Ausfallsquote und die Disqualifikation der drei erstplatzierten Reiter – all das wirft kein gutes Licht auf den Distanzreitsport und auch nicht auf die WM in Samorin. Dabei wären positive Signale so wichtig gewesen, …dass auch in dieser Disziplin pferdegerechter, sauberer Spitzensport möglich ist. Doch dieser Versuch ist gründlich schiefgegangen. Die FEI muss zur Kenntnis nehmen, dass ein derart nachhaltig beschädigter Sport nicht in wenigen Monaten wieder neu aufgebaut werden kann…

ProPferd.At

 


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