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Der Traum eines kleinen Mädchens (36) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 30. Juni 2010 um 08:23

 

Polly und die Folgen eines "blöden" Diktats...

 

Zuhause durfte Polly es nicht laut sagen: Die Schule war ihr so egal, egaler geht gar nicht. Das einzige, was zählte – das war das Reiten.

 

Gestern hatten sie das Diktat wiederbekommen. Sieben Fehler hatte Polly gehabt. Moni, die seit einiger Zeit neben ihr saß, brachte es auf einen mehr, auf  acht Fehler. Aber das interessierte ja keinen, fand Polly. Dafür waren ihre Fehler der Anlass für Diskussionen am Mittagstisch. Pollys Vater verhängte ein Reitverbot für eine Woche. „Das darf doch nicht wahr sein“, dachte Polly verzweifelt. Kein Reitstall, keine Lisa, keine Freunde....für eine ganze Woche....sieben Tage, soviel, wie sie Fehler gemacht hatte.... Ihr liefen die Tränen herunter. Sie war wütend, wütend auf sich selbst und ihren Vater, der ja nichts kapierte. Es waren in dem Diktat doch nur  Flüchtigkeitsfehler!

 

„Na ja, ich muss aber heute Nachmittag in die Stadt“, sagte Mama. „Eigentlich wollte ich die Jungs zu Oma bringen und Polly in den Stall“, fuhr Mama vorsichtig fort. „Mir wäre es schon lieb, wenn ich die Besorgungen heute erledigen könnte. Ohne Kinder!“, sagte sie zum Vater. „Das geht nicht!“, antwortete der sauer. „Bei sieben Fehlern im Diktat, das nur aus sieben Sätzen bestand“, maulte er und betonte die beiden Sieben ausdrücklich.

 

„Wir machen einen Kompromiss“, erwiderte Mama nun auch ziemlich bestimmt. „Was ist ein Kompromiss??“, quakte Georg-Dieter, genannt Dschorsch, dazwischen. Augenblicklich setzte Papa seine wichtigste Miene auf und fing an zu erklären: „Unter einem Kompromiss versteht man eine Übereinkunft auf der Grundlage  gegenseitiger Zugeständnisse.“ Papa war in seinem Element, und die Kinder machten nur unverständliche Gesichter. Sie verstanden gar nichts. „Das heißt, dass zwei Leute nicht ganz auf ihre Meinung bestehen, sondern gegenseitig auf einander zugehen. Jedenfalls in ihren Meinungen und ihren gegenseitigen Wünschen’“, sagte Mama, indem sie die hochtrabenden Worte ihres Mannes für die Kinder übersetzte.

 

„So, für Pollys Fall heißt das, dass sie zwar in den Reitstall darf, aber nicht reiten. Außerdem werden wir jeden Abend zuhause ein Diktat schreiben“, sagte Mama vermittelnd.

 

Polly fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen. Sie durfte wenigstens in den Stall. Der Tag war gerettet.

 

Wie immer versammelte sich eine Traube von Kindern um den Reitlehrer, um eingeteilt zu werden. Es gab immer Rangeleien unter den Kindern, weil mehrere ein und dasselbe Pony reiten wollten. Heute hielt sich Polly im Hintergrund: sie durfte ja nicht. Etwas traurig war sie ja schon, nicht an den Reitstunden teilnehmen zu dürfen. Scheiß Fehler!!!!! „Hätte ich doch etwas mehr aufgepasst! Es waren ja wirklich nur Flüchtigkeitsfehler“, dachte sie.

 

Während der ersten Reitstunde stand sie an der Bande mit dem Rücken zum neuen Büro. Frau Esser mit den blauen Haaren saß dort und beobachtete genau, was hier draußen in der Vorhalle und in der Reitbahn lief. Der olle Mops saß auf der Bank auf einer Decke. Mit seinem dicken Hals konnte er sich noch so recken, konnte aber über die untere Kante des Fensterrahmens  nicht hinaus schauen: er war zu klein. Neben ihm saß Gisela, die unscheinbare Tochter von Frau Esser. Sie aber schaute fast nur auf den Boden. Selten hob sie den Kopf oder sprach ein Wort zu jemandem. Das alles nahm Polly wahr, während die anderen Kinder eine Reitstunde nehmen konnten.

 

Anne kam erst jetzt im Stall an und stellte sich neben Polly an die Bande. Sie lästerten über die Reiter, die ihr Bestes zu geben versuchten. „Guck mal, die Petra wackelt immer mit den Händen. Das tut der Diana doch weh im Maul, oder“, sagte Anne. „Und guck mal den Rolf an, der kann seinen Rih kaum halten. Die ganze Zeit zieht der am Zügel. Gleich haut der Rih ab“, erwiderte Polly. Sie hatte es kaum ausgesprochen, da ging Rih durch. Von hinter überholte er die ganze Abteilung. In der Ecke kam er ins Straucheln, knickte mit dem inneren Vorderbein ein und Rolf ging kopfüber.

 

Ein greller Schrei kam aus dem Büro. Frau Esser schrie hysterisch. Sie stöckelte aus dem Büro und schrie über die Bande: „Passen Sie doch auf!!!! Ist dem Jungen was passiert? Es liegt in Ihrer Verantwortung! Sie sind der Reitlehrer.“ Herr van Hopps drehte sich zu ihr um und schaute völlig verblüfft, dass er so angeschrieen wurde. Inzwischen hatte Rolf sich aufgerappelt und wartete darauf, dass Rih aufhörte zu rennen. Das dauerte. Das Pony nutzte die Gelegenheit, einmal frei laufen zu können, ohne dass ihn ein Reiter am Zügel zurückhielt.

 

„Alle in die Mitte kommen!“, kommandierte Herr van Hopps. Die Kinder gehorchten, Rih drehte noch drei Runden im vollen Galopp, bis er sich zu den anderen Ponys in die Mitte stellte und dort einfangen ließ.

 

Anne und Polly beobachten, was der Reitlehrer nun machte. „Ich würde ja jetzt zu der Esser hingehen und der mal gehörig Bescheid geben. Was kann der Reitlehrer dafür, wenn einer runterfällt. Er kann ja schlecht nebenher laufen und dem Pony am Zügel ziehen“, sagte Anne. „Wir sind doch alle schon mal runtergefallen. Da hat keiner geschrieen: das arme Kind!“, sagte Polly. „Was sollte das Geschiss nur wegen Runterfallens?“, fügte sie noch hinzu.

 

Deutlich sichtbar schien der Reitlehrer sauer. So war er noch nie angegangen worden. Bisher hatte noch nie jemand in seine Reitstunden hereingeredet. Noch nicht mal Herr Lichtenhügel, und der war schließlich gar der Eigentümer des ganzen Reitstalles. Und nun kommt so eine Büro-Tante und mischt sich ein!  Polly und Anne konnten förmlich seine Gedanken lesen. Eine ungeheuere Situation. „Ob van Hopps nun zum Lichtenhügel geht und sich beschwert?“, fragte sich Polly laut. „Glaube ich kaum“, erwiderte Anne. Sie war ein Jahr älter als die siebenjährige Polly und kannte sich im Reitstall bestens aus. Dennoch wunderte sich Polly über Annes Insider-Wissen, als diese sagte: „Die Esser ist die besondere Freundin von Lichtenhügel. Er lässt nichts auf die kommen. Da kann selbst van Hopps nicht gegen anstinken. Eher muss er klein beigeben“,  sagte Anne. Polly fand das gar nicht gut. Für sie war Herr van Hopps als Reitlehrer, der die Ponys einteilte, immer die größte Respektsperson im Reitstall. Dass da so ne Alte mit blauen Haaren mehr zu sagen hätte.... Das war doch nicht gerecht, fand sie.

 

Die Reitstunde in der Bahn war zuende. Die Ponys wurden den Kindern für die nächste Abteilung übergeben.  Herr van Hopps hatte sie neu eingeteilt. Für Lisa war kein Kind mehr da. Er rief Polly: „Warum bist Du noch nicht gekommen?“. Es blieb Polly nichts anderes übrig, als ihre Situation darzulegen, sie erzählte von den Fehlern im Diktat und den Folgen. Sie schämte sich, weil einige andere Kinder das mitbekamen.

 

„Nimm Dir Lisa, die kann noch eine Stunde gehen. Du brauchst kein Kärtchen zu bezahlen“, sagte er zu Polly und meinte damit die Zehnerkarte für Reitstunden.

 

Es kam, wie es kommen musste. Nachdem die Kinder die Ponys nach der Reitstunden abgesattelt und abgepflegt hatten, wie es sich gehört, hatten sich die Kinder draußen vor dem Stall bei den Fahrrädern zusammen gefunden. Sie unterhielten sich, tranken Cola und aßen Schokoriegel. Was bisher noch nie geschehen war, seit dem sie ihren Posten im Büro eingenommen hatte, verließ Frau Esser ihren Schreibtisch und marschierte strammen Schrittes auf die Kinder zu, sie steuerte direkt Polly an. „Du hast noch nicht bezahlt! Denkst Du, Du könntest hier tun, was Du willst“, sagte sie aufgebracht zu Polly. „Hier sind andere Zeiten angebrochen, seitdem ich hier für Ordnung sorge. Du musst Deine Reitstunde bezahlen, wie alle anderen auch. Oder ein Kärtchen abgeben!“, hielt sich Frau Esser dran. Polly war ganz erschrocken. Sie fing an zu schwitzen. Mama hatte ihr die Zehnerkarte nicht mitgegeben, damit sie nicht reiten konnte. Genug Geld hatte sie auch nicht mit. Frau Esser schaute sie streng an. Was sollte sie nun tun? Vor dieser Frau wollte Polly ihre peinliche Situation natürlich nicht darlegen.

 

Gott sei Dank! Herr van Hopps kam raus. Er erkannte das Szenario und zog die Esser beiseite. „Ich habe Polly gebeten, Lisa zu reiten. Das Pony war heute nicht ausgelastet. Ich will kein Risiko eingehen, dass das Pony morgen in der Kinderstunde zu wild ist. Es musste sich heute jemand finden, der es reitet. Und das war nun mal Polly, ok?“, fragte er produzierend Frau Esser. Dabei hatte er sich so vor sie aufgestellt, dass er ganz von oben auf die Büro-Tante herabschaute.

 

Die Kinder hatten richtig Spaß. Kleinlaut und vor sich hinmotzend verließ Frau Esser die Versammlung der Kinder in Richtung Büro. Das war ihr Reich. Dort gehörte sie hin, und nur dort fühlte sie sich sicher.

 

„Wir müssen zusammenhalten“, sagte Herr van Hopps und zwinkerte den Kindern zu. Er nahm seine Pullmolldose aus der Tasche und bot jedem Kind ein Bonbon an. Zum Schluss beim Weggehen sagte er noch: „Polly so gut wie heute hast Du noch nie geritten.“ Schade, dass sie das ihren Eltern ausgerechnet heute nicht erzählen konnte!

 

Polly nahm sich fest vor, nie mehr ein Diktat zu verhauen. Es brachte einem ja nur Ärger ein.

 

(Fortsetzung folgt.....)

 

 


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