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Max Ammanns Erinnerungen an den DDR-Reitsport... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Max E.Ammann in PferdeWoche / DL   
Donnerstag, 23. Februar 2017 um 17:38

Zürich. In seiner fast ständigen Kolumne der wöchentlichen PferdeWoche der Schweiz beschäftigt sich der Schweizer Journalist und frühere Direktor des Springreiter-Weltcups, Max Ammann diesmal mit den Reitern und Funktionären der ehemaligen DDR.

 

Von Marianne Gossweiler und aus den Pferdewelten von Dieter Ludwig vernahm ich, dass in Deutschland ein Buch erschienen ist, in dem Ute Jacobs aufgrund von Gesprächen mit noch Lebenden die Geschichte des Pferdesports in der ehemaligen DDR nacherzählt. Das gab die Gelegenheit, noch vor der Lektüre dieses Buches meine Erinnerungen niederzuschreiben und … die sportlichen Erfolge der DDR-Reiter aufleben zu lassen.

Mein erster persönlicher Kontakt mit dem Pferde­sport der DDR erfolgte bei der Dressur-WM 1970 in Aachen. Es war das dritte von nur fünf Jahren, wäh­rend denen die DDR-Reiter auch im Westen bei den großen Championaten mitmachen durften. Von 1956 bis 1967 ritten die DDR-Reiter nur zu Hause und im sozialistischen Ausland, dann wieder ab 1973, als die DDR-Sportführung den Pferdesport aus der Förderungsliste strich, nicht zuletzt, weil reitsportliche Erfolge nicht „programmiert“ werden konnten. In diesen fünf Jahren überzeugte vor allem die DDR-Dressur­equipe, die bei den fünf Starts 1968 bis 1972 zwei Medaillen gewann (EM 69, WM 70) und sich weiter dreimal unter den ersten fünf platzierte. Für die Vielseitigkeitsreiter gab es als bestes Resultat einen fünften Mannschaftsplatz bei den Olympischen Spielen in München 1972. Die Springreiter durften wäh­rend diesen fünf Jahren nicht in den Westen, zu schwach waren sie.

Keine Geburtsdaten

Die Dressur-WM von 1970 in Aachen war der dritte Weststart des DDR-Dressurtrios. Bei allen fünf Starts von 1968 bis 1972 ritt das gleiche Trio: Horst Köhler, Wolfgang Müller und Gerhard Brockmüller. Viel wusste man nicht von ihnen, selbst Geburtsdaten waren in der Pressestelle von Aachen nicht verfügbar. Also sprach ich den DDR-Equipenchef an, einen ängstlich dem Sys­tem dienenden Funktionär namens Karl-Heinz Breitsprecher. Als ich ihn nach den Geburtsdaten der drei Reiter fragte, kam die abweisende Antwort: Er könne keine Antwort geben – ich könnte ja dieses Wissen gegen die DDR verwenden. Ähnliche Erfahrungen machten meine damaligen Journalistenkollegen. Es ist offensichtlich, dass die Erinnerung an solche Geschehnisse die Meinung über die DDR formten, auch das, was ich 1975 erfuhr.


In jenem Jahr hatte der polnische Pferdesportverband zusammen mit der staatlichen Tourismusorganisation ORBIS rund 30 Pferdesportjournalisten zu einer Journalisten-EM während des CSIO Olsztyn eingeladen. … Und aus der DDR war Wieland Kuntsche dabei. Dieser war nicht nur Journalist, sondern hatte, in den ersten Jahren des Westkontakts, die DDR-Vielseitigkeitsreiter trainiert. Mit vier von ihnen fuhr er 1968 an die Olympischen Spiele nach Mexico. Mit der Mannschaft gab es Platz sieben – im Einzelklassement nur die Plätze 23, 27 und 28, einer der vier schied aus. Die unvermeidliche „Manöverkritik“  in Berlin wurde zum Verhör, verbunden mit Schuldzuweisungen. Als Kuntsche gefragt wurde, warum er überhaupt mit seinen Reitern an die Olympischen Spiele gereist sei, antwortete der in die Enge getriebene, verzweifelte Trainer: „Weil ich schon immer nach Mexico wollte.“ Ende des Landestrainers Kuntsche.

 

In den 80er-Jahren ge­­hör­te der DDR-Oberst Erich Heinrich zum Stamm der internationalen FEI-Dressurrichter. Er war nicht hochangesehen, man raun­­te, er vertraue bei seinem Notengeben mehr auf die Aufzeichnungen früherer Starts als auf sein Auge. Eines Tages erhielt ich aus der DDR ein Pferdebuch. Absender Oberst Heinrich. Als Dank sandte ich ihm ein Schweizer Pferdebuch. Prompt kam aus der DDR ein weiteres Buch von Oberst Heinrich. So ging es hin und her, bis ich eine wohl komplette Sammlung der DDR-Pferdeliteratur besaß – und der freundliche Oberst Entsprechendes aus dem Westen.

Leichte Annäherung

So um 1987 passierte bei der jährlichen FEI-Generalversammlung etwas Unerwartetes: Die Delegierten aus dem kommunistischen Osten wurden ansprechbarer, interessierten sich sogar für den jahrelang als kapitalistisches Teufelswerk betrachteten Springreiterweltcup. Nicht nur die Ungaren, Polen oder Tschechen, sondern selbst die sowjetischen Delegierten wurden zutraulicher. Mit dem Präsidenten des Pferdesportverbandes der DDR, Diet­rich Flade, kam es gar zu einem Mittagessen zu zweit. Heute weiß man, dass sich damals der Zerfall des Sowjetreichs mit seinen Satelliten ankündigte. Im März 1989 organisierte ich in Budapest eine Zusammenkunft aller osteuropäischen Landesverbände. Sie alle kamen und waren voll dafür, eine Weltcupliga in ihren Ländern zu organisieren, selbst in der ers­ten Saison 1989/90 noch ohne Volvo-Sponsorengelder. Sechs Monate später fiel die Mauer in Berlin. Die kommunistischen Parteien verloren die Macht und die von ihnen finanziell abhängigen Sportkomitees wurden aufgelöst. Diese hatten jahrzehntelang in praktisch allen sozialistischen Ländern den Sport überwacht und finanziert. Die Volvo-Sponsorengelder, die ab der zweiten Saison 1989/90 flossen, waren dann in den ersten Jahren essenziell für die Aufrechterhaltung eines Turnierbetriebs in diesen Ländern.

Ein DDR-Reiter am Weltcupfinal

In der zweiten Saison der nach Zentraleuropa benannten Liga, im Juni 1990, fuhr ich zum CSI-W in Gera, eines der zwei Weltcupturniere in der immer noch existierenden DDR (das andere war in Jüterbog). Es war eine fast unreale Situation. Wir wohnten im volkseigenen Hotel Gera, einem Betrieb, der noch immer dem alten Trab verhaftet war. Auf dem Turnierplatz dagegen herrschte eine neue Freiheit.

 

Die beiden DDR-Turniere von Gera und Jüterbog gehörten bis 1993 zur Zentraleuropa-Liga. Dies auf Wunsch der deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf, die damit der alten DDR-Reiterei den Übergang erleichtern woll­te. Zwei Monate vor dem CSI-W Gera von 1990 bestritt Ralf Blankenburg als erster und einziger DDR-Reiter den Weltcupfinal in Dortmund. Blankenburg hatte sich als Zweiter der ersten Zentraleuropasaison 1989/90 für den Final qualifiziert. Bei diesem, seinem ersten großen Auslandstart, zeigte Blankenburg zwei schöne Ritte, endete aber auf dem 43. Schluss­rang.

Über ein Jahrzehnt später kam mein nächster Kontakt mit der einstigen DDR, als 2002 der Weltcupfinal in Leipzig ausgetragen wur­de. Es war ein großartiger Anlass (Otto Becker siegte). Beeindruckend waren die Begeisterungsfähigkeit und die Sachkenntnis der Besucher aus dem Osten.

 

 


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