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Der Traum eines kleinen Mädchens (37) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 07. Juli 2010 um 08:56

 

 

Polly weint vor lauter Schmerzen...

37. Kapitel


 

Heute morgen am Frühstückstisch hatte Pollys Familie heftigst diskutiert. Es ging um die Sommerferien, die vor der Tür standen. Jedes Mitglied der Familie trug jeweils andere Wünsche vor. Nur der kleine Georg-Dieter hatte keine eigene Meinung. Jedes Mal, wenn einer etwas sagte, schrie er auf vor Begeisterung. Er fand alle Vorschläge gut und wusste aber nicht, was er selbst am besten fand.

 

Mama wollte ins Allgäu, auf einen Bauernhof mit vielen Tieren. Dort gäbe es viel Natur und viele Berge. Das sei doch schön...   (Wie langweilig, dachte Polly) Andy wollte mit der Familie seines Freundes zum Zelten, Papa müsse ihm aber viel Taschengeld mitgeben und sich an den Fahrtkosten und Essensgeld für die andere Familie beteiligen...  Papa sagte nichts, stand eilig wie jeden Morgen kommentarlos vom Tisch auf und fuhr zur Arbeit. Die Diskussion ging ohne ihn weiter. Polly wollte nämlich überhaupt nicht verreisen. Sie wollte lieber jeden Tag von morgens bis abends im Reitstall verbringen. Die Vorhaben der anderen war ihr egal. Das sagte sie auch klar und deutlich.

 

Sechs Wochen Sommerferien, jeden Tag im Stall! Sechs ganze Wochen an einem Stück, jeden Tag reiten. Für Polly gab es keine schönere Vorstellung von Ferien. Mama, die Spielverderberin, dagegen rechnete ihr vor, dass sechs Wochen zweiundvierzig Tage seien. Das hieße zweiundvierzig Kärtchen von der Zehnerkarte, also vier Zehnerkarten und zwei weitere Kärtchen. Was das kosten würde... Und außerdem sollte doch eine Familie in den Ferien zusammen etwas unternehmen, oder? Polly war da ganz anderer Meinung. Ihr war aber klar, das letztlich Mama alles bestimmte. Es war schon immer so: Mama bestimmte, was die Familie unternahm.

 

An diesem Nachmittag kam Polly fast zu spät zur ersten Reitstunde. Aber Herr van Hopps hatte schon damit gerechnet, dass sie noch kommen würde. „Du kannst Dich bei Anne bedanken. Sie hat Naomi für Dich gesattelt und schon in die Halle gebracht. Mach schnell, wir fangen gleich an“, sagte er.

 

Naomi war eines der beiden schwarzen Ponys, die noch nicht so lange im Reitstall „Hubertus“ waren. Zwar war die gescheckte Lisa immer noch Pollys Lieblings-Pony aber die beiden Rapp-Stuten Heidi und Naomi mochte sie auch gerne. „Danke“, sagte sie zu Anne und kletterte auf das schwarze Pony ohne Hilfe. Im letzten halben Jahr hatte Polly sehr viel gelernt, sie war sicherer geworden. Wie viel in ganz kurzer Zeit würde sie erst lernen, wenn sie 42 Tage täglich eine Reitstunde hätte? Polly dachte wieder an die großen Ferien.

Polly war überzeugt davon, dass sie ihren Anteil daran hatte, dass Naomi schon so brav stehen blieb beim Aufsteigen und dass das Pferdchen zudem so lieb in der Abteilung ging. Sie hatte es jetzt schon einige Male geritten, und jedes Mal wurde es besser.

 

„Diana vorne, dann Rih, dann Max, dann Heidi“, kommandierte der Reitlehrer beim Reinkommen in die Bahn. „Das ist nicht Heidi. Das ist doch Naomi“, rief Polly entrüstet. „Die hat doch das Sternchen“, rief sie noch hinterher. Es stimmte, auf der Stirn des Ponys, zwischen den Augen, befand sich ein kleiner weißer Fleck, der aussah wie ein Stern. Heidi sah Naomi zum Verwechseln ähnlich. Nur hatte Heidi kein Sternchen. „Das kann ich doch nicht sehen von hier aus“, rief der Reitlehrer. „Der lange Mähnen-Schopf ist doch darüber“, fügte er hinzu und tat so, als sei er etwas beleidigt. War er aber nicht. Er wollte die Kinder nur etwas ärgern.

 

Das Pony hatte sich gut entwickelt, war aber immer noch schwierig zu reiten. Naomi schlug dauernd mit dem Kopf. Zuerst nach oben, dann ganz nach unten, immer ganz plötzlich, dass beim Reiter ein Ruck erzeugt wurde, bei dem ihm die Zügel brutal durch die Hände gezogen wurden. Er verspürte erst mal einen Schlag, der durch die Schultern ging und ihn nach vorne warf. Dann wurden die Zügel mit den kleinen Lederstegen durch die Reiterhände gezogen, was furchtbar schmerzte. Der Reiter musste die Zügel freigeben, damit es nicht so weh tat. Damit hatte das Pferdchen volle Kopffreiheit und sich somit der Kontrolle durch den Reiter entzogen. Das hieß in dem Moment konnte es auf das Vorderpferd auflaufen oder sogar den Hufschlag verlassen. Vor dieses Problem sah sich Polly gestellt. Sie war schon froh, dass Naomi nicht gleichzeitig noch hinten hochging, wie Max, der seinen Reiter immer wieder abwerfen wollte.

 

Nach zehn Minuten taten Polly die Hände schon sehr weh. Sie nahm allen Mut zusammen und meldete sich beim Reitlehrer. Der kommandierte „Abteilung halt!“. Polly erklärte das Problem und gestand, dass sie keine Ahnung hatte, was sie dagegen machen sollte. Sie war fast den Tränen nahe. Herr van Hopps ließ sich die Hände zeigen. Sie brannten und waren schon ganz rot. Es war klar, dass sie weh taten.

 

„Bleib fest im Sattel sitzen und lass Dich nicht nach vorne ziehen. Halt die Zügel ganz fest in beiden Händen. Dann wird’s schon gehen“, sagte er zu Polly. Aufmuntern klapste er auf ihr Knie und weiter ging es in der Abteilung. Es wurde nicht besser, immer wieder schlug Naomi mit dem Kopf. Polly gab sich alle Mühe der Welt. Aber so sehr sie sich anstrengte, die Zügel festzuhalten und im Sattel sitzen zu bleiben, das Pony überraschte sie immer wieder. Pollys Hände brannten.

 

Jetzt übergab Herr van Hopps die Reitstunde auch noch an Joachim. So gerne Polly auch die Reitstunden von dem jungen Hilfsreitlehrer hatte, so sehr fürchtete sie sich jetzt davor. Joachim war immer so streng zu den Kindern. Die Reitstunden waren immer so anstrengend, weil Joachim dauernd irgendwelche Lektionen kurz hintereinander reiten ließ. Und jetzt konnte Polly die Zügel kaum mehr halten. „Schlangenlienien durch die ganze Bahn, fünf Bögen“, kommandierte Joachim prompt. Links rum, rechts rum, links rum undsoweiter. Dauernd das Kopfschlagen von Naomi...Der Ruck in den Schultern, das Ziehen der Zügel durch ihre Hände... Polly tat alles weh! Sie musste hinter Max bleiben, obwohl sie jetzt fast gar keine Zügelverbindung zu Naomi mehr hatte. Ihr liefen die Tränen runter. Es war einer der grausamsten Momente ihres Lebens. Polly wollte nur noch, dass es aufhörte. Es tat so weh!

 

„Abteilung halt! Was ist los, Polly?“, fragte Joachim. Polly schluchzte und schluchzte. Sie konnte gar nicht sprechen. Gott sei dank, erklärte Harald, was los war. Joachim verstand. „Alle mal im Schritt auf dem Zirkel geritten. Um mich herum! Polly lass die Zügel einfach lang und versuch, Naomi mit den Schenkeln hinter Max zu halten“, sagte Joachim zu den Kindern. Dann erklärte er ihnen, wie man ein Pferd dazu bringt, das zu tun, was der Reiter will: „Wir können den Tieren ja nicht mit Worten erklären, was wir von ihnen wollen. Sie verstehen keine Worte. Deswegen müssen wir es ihnen anders klar machen. Wenn ein Tier etwas richtig macht, müssen wir es loben. Das Tier hört am Tonfall, wenn es gelobt wird. Wenn wir es im gleichen Moment nicht mit dem Schenkel drücken und nicht doll am Zügelziehen, fühlt es sich wohl. Es will den angenehmen Zustand behalten. In dem Augenblick, wo das Pferd etwas falsch macht, drücken wir ganz doll die Beine an den Pferdeleib, geben gleichzeitig Paraden mit dem Zügel oder halten den Zügel sogar ganz fest, sodass es ihm unangenehm ist. Diesen Zustand mag das Tier nicht, deswegen wird es schnell wieder den angenehmen Zustand herstellen wollen. Macht es dann wieder etwas Richtiges, loben wir es und entspannen, indem wir die Beine loslassen und den Zügel wieder etwas locker lassen. Das erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen vom Reiter. Ihr müsst also vorher schon fühlen, was das Pony tun will und entweder lobend oder strafend reagieren. Damit helft ihr den Ponys, alles richtig zu machen. Deswegen spricht man auch von Hilfengebung des Reiters. Das allerwichtigste aber ist das Loben. Denn nur daran kann das Pferd merken, wenn es etwas ganz richtig macht. Das wird dann immer öfter so passieren, weil es ja einen für sich angenehmen Zustand erreichen möchte. In Deinem Fall, Polly, musst Du genau aufpassen, wann Naomi anfängt, mit dem Kopf zu schlagen. Das musst Du quasi im Keim ersticken, indem Du sofort ganz doll die Beine rannimmst, die Zügel fest in beiden Händen hältst und gleichzeitig Deinen Rücken anspannst und in den Sattel drückst. Dabei kannst Du ruhig mit der Naomi leise schimpfen. Du wirst sehen, es dauert nicht lange und die kleine Stute wird das Kopfschlagen lassen, weil sie weiß, dass es für sie unangenehm wird. Danach sofort loben, wenn alles wieder in Ordnung ist.“

 

Leider war die Zeit um, denn diesen guten Rat des Hilfsreitlehrers hätte Polly gerne noch ausprobiert. Jetzt würde sie bis zur nächsten Reitstunde warten müssen.

 

Gleich würde sie erst mal die anderen Kinder über deren Ferienpläne fragen. Vielleicht hätte sie dann noch ein paar gute Argumente mehr, die sie ihrer Familie geben könnte. Sie würde jedenfalls alles dafür tun, den Sommer im Reitstall verbringen zu dürfen, und dann würde sich auch mal Naomi richtig zwischennehmen.

 

(Fortsetzung folgt ....)

 

 

 

 

 


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