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Vom Leid der Pferdepfleger... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: British Grooms Association/ ProPferd/ Dieter Ludwig   
Mittwoch, 03. Januar 2018 um 13:56

London/ Wien. Eine Umfrage unter britischen Pferdepflegern ergab ein erschütterndes Bild über den seelischen und körperlichen Zustand von Pferdepflegern: Nicht weniger als 83 Prozent leiden unter Stress, 70 Prozent unter Mobbing.

 

 

Deutschlands erfolgreichster Springreiter Ludger Beerbaum (54) sagte bereits vor einem Vierteljahrhundert: „Wir müssen endlich aufhören, Pferdepfleger wie Menschen zweiter Klasse zu behandeln.“ Und Christl Sailer, von Beruf Bibliothekarin, aus Liebe zum Pferd Pflegerin bei Otto Becker und Hugo Simon, sagte ebenfalls vor vielen Jahren: „Die Handhabung von Messer und Gabel musste man uns nicht beibringen…“

 

Es scheint sich fast nichts oder wenig geändert zu haben, wie eine englische Untersuchung ergab, und sicher auch auf alle anderen Länder umzulegen wäre und die von ProPferd.at ebenfalls veröffentlicht wurde. Viele der wertvollsten Helfer im  Turniersport, die dem Pferd und dem Reiter wahrlich am nächsten sind, haben oftmals weiter ein Schattendasein zu fristen, meist nach wie vor ungeachtet und auch unbeachtet, schlecht bezahlt. Sie leiden still beim Sport mit, wenn „ihr“ Reiter und „ihr“ Pferd eine Prüfung bestreiten, und wenn`s nicht so wie gewünscht gelaufen ist, bekommen sie den ganzen Ärger als Erste ab. Sie haben immer zu schweigen, sich zu unterwerfen, zu ducken. Kein Wunder, dass viele auch zu Drogen greifen, um den Stress auszuhalten.

 

Eine großangelegte Umfrage der ,British Grooms Association’ (BGA) wollte endlich Antworten erhalten – sie fielen alles andere als schmeichelhaft aus. Sie waren geradezu „schockierend“, wie BGA veröffentlichte. An der Online-Befragung nahmen insgesamt 1.315 Pflegerinnen und Pfleger teil, die einen Katalog von insgesamt 13 Fragen beantworten mussten – aber auch die Möglichkeit hatten, persönliche Kommentare abzugeben.

 

Das zentrale Ergebnis der Befragung lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Nicht weniger als 70 Prozent der Befragten gaben an, Opfer von Mobbing in unterschiedlichster Form geworden zu sein – und 83 Prozent bestätigten, dass sie unter beruflichem Stress bzw. unter psychischen Problemen leiden, die ihnen auch gesundheitlich zu schaffen machen. 65 Prozent gaben zudem an, Kollegen zu kennen, die psychische Problemen haben.

 

Verschärfend kommt hinzu, dass fast 60 Prozent der Betroffenen über diese Probleme nicht mit ihrem Arbeitgeber sprechen könnten, weil dieser dazu nicht bereit sei bzw. man Angst um den Job hätte. Ein großes Problem ist offenkundig auch die Arbeitsbelastung vieler Pfleger sowie der dadurch verursachte körperliche und psychische Druck: Über 80 Prozent gaben an, mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten – 30 Prozent sogar mehr als 60 Stunden in der Woche. Viele fühlten sich vom Job förmlich aufgefressen – und könnten auch nach der Arbeit nicht richtig abschalten.

 

Auch aus den persönlichen Kommentaren der Befragten wird die vielfach als bedrückend und demotivierend empfundene Arbeitssituation deutlich. Beklagt wurden insbesondere geringe Aufstiegschancen, zu wenig Weiterbildungs-Möglichkeiten und kaum Aussichten auf eine Gehaltserhöhung. Dies ist auch für die verantwortlichen BGA-Funktionäre ein zentraler Punkt, der rasch geändert werden sollte: Es müssten Wege und Mittel gefunden werden, damit Pfleger auch jene Anerkennung bekommen, die sie für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit verdienten – und zwar sowohl in finanzieller, in beruflicher (bessere Aufstiegsmöglichkeiten) und in mentaler Hinsicht (Lob und Anerkennung für ihre Arbeit).

 

Einige Kommentare brachten das Problem auf den Punkt: „Es gibt nicht die geringste Aussicht auf eine Beförderung oder eine Gehaltserhöhung – darum schaue ich mich nach einem anderen Beruf um.“ Ein anderer schrieb: „Es wird ständig von mir erwartet, dass ich Dinge mache, die nicht wirklich zu meinem Job gehören – und werde beschimpft, wenn ich etwas falsch mache. Es gibt keine ordentliche Anleitung, keine Unterstützung, keine Hilfe – es wird die ganze Zeit nur rumgeschrien.“ Und ein dritter meinte: „Manchmal werden wir tatsächlich wie Sklaven oder Hausmädchen behandelt, dabei machen wir diesen Job, weil wir alles lieben, was mit Pferden zu tun hat. Aber schlecht behandelt zu werden und alles unter den Teppich zu kehren, hilft uns nicht – auch nicht den Reitern und schon gar nicht den Pferden. Wenn wir zufrieden sind, sind sie es auch – und das gleiche gilt, wenn wir unzufrieden oder gestresst sind: Dann sind sie es ebenfalls!“

 

Fi Boughton, bei der BGA für Mitglieder-Betreuung zuständig, kommentierte die Resultate ernüchtert: „Wenn man die Ergebnisse der Umfrage liest, ist es schockierend, dass junge Menschen in der heutigen Zeit immer noch derart gemobbt und ausgebeutet werden. Als ich jung war, wurde ich auf zwei Betrieben entsetzlich gemobbt – und ich weiß daher, wie sehr man unter einer solchen Arbeitsbedingungen leidet und welche Schäden dies hinterlassen kann. Zum Glück gibt es großartige Arbeitgeber, aber es muss noch mehr getan werden, um junge Pfleger oder Pflegerinnen an ihrem Arbeitsplatz zu schützen. Als Teil arbeitet die BGA eng mit anderen Experten zusammen, um dieses beunruhigende Problem anzugehen. "

 

Das im Vorjahr von der BGA ins Leben gerufene „Grooms Minds“-Projekt („Pfleger-Überlegungen“), in dessen Rahmen auch die aktuelle Umfrage durchgeführt wurde, zielt darauf ab, den spezifischen psychischen Problemen von Pflegerinnen und Pflegern in der Pferdeszene auf den Grund zu gehen und Lösungsansätze zu entwickeln – und dabei nicht nur die Pfleger, sondern auch die Arbeitgeber einzubeziehen.

 


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