Deutscher Weltcup-Triumph: Daniel Deußer vor Ludger Beerbaum Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 21. April 2014 um 17:09

Daniel Deußer - der Sieger

(Foto: FEI/ Offz)

 

Lyon. Das 36. Finale um den Springreiter-Weltcup seit 1979 ließ die deutschen Springreiter wieder richtig jubeln. Sieger wurde der deutsche Titelträger Daniel Deußer auf dem Schimmelwallach Cornet d`Amour vor Rekord-Nationen-Preisreiter Ludger Beerbaum auf Chiara, beide trennte am Ende kein Springfehler.

 

 

Das 36. Finale um den Springreiterweltcup seit 1979 brachte dem deutschen Reitsport einen in dieser Serie einmaligen Triumph: Der 32 Jahre alte Hesse Daniel Deußer aus Hünfelden siegte nach drei Wertungsprüfungen  ohne einen einzigen Abwurf auf dem Schimmelwallach Cornet d`Amour mit insgesamt zwei Strafpunkten vor dem Perfektionisten Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf der Holsteiner Stute Chiara, der lediglich vier Strafpunkte aufwies. Hinter Beerbaum, der auf Ratina Z 1993 als erster Deutscher diese inoffizielle Hallenweltmeisterschaft für sich entschied, wurde der britische Mannschafts-Olympiasieger und Weltranglisten-Erste Scott Brash auf Ursula Dritter (5 Fehlerpunkte), dahinter folgte der dreimalige Weltcupsieger Marcus Ehning (Borken) auf dem Hengst Cornado NRW (6). Daniel Deußer, in Diensten des belgischen Stalles Stephex, resümierte anschließend so: „Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, lediglich in der zweiten Prüfung mit Stechen wusste ich nicht, soll ich auf Risiko gehen oder lieber auf einen fehlerfreien Umlauf. Ich glaube, ich habe alles richtig gemacht – und natürlich mein Pferd.“ Beerbaum (51) sagte hinterher: „Ich habe mich richtig entschieden, nämlich nach dem Zeitspringen von Chaman auf Chiara umgestiegen zu sein.“

 

Die letzte Prüfung mit zwei Umläufen hatte vier Gewinner: Deußer, Beerbaum, Brash und Marcus Ehning, für jeweils fehlerlose Runden über zwei verschiedene Parcours` winkte für jeden am Ende auch eine Prämie von 44.250 Euro. Marcus Ehning, gerade 40 Jahre alt geworden, hätte in Lyon fast die Rekordzahl von vier Cupgewinnen erreicht – so steht er weiter mit drei Siegen zusammen mit Meredith Michaels-Beerbaum, Rodrigo Pessoa und Hugo Simon auf der Liste. Pokalverteidigerin Beezie Madden (USA) wurde mit dem Wallach Simon im letzten Springen (acht Fehlerpunkte) Achte und kam in der Gesamtwertung auf den siebten Rang (41.250 Euro). Der Schweizer Einzel-Olympiasieger Steve Guerdat, nach zwei Springen ohne Fehler an der Spitze, hatte im Finale auf dem Wallach Nino des Buissonnets in jedem Umlauf vier Fehlerpunkte und wurde am Ende Fünfter. Der ebenfalls vor der Entscheidung vorne platzierte Franzose Patrice Delaveau konnte wegen Lahmheit des Hengstes Lacrimoso zur dritten Prüfung nicht mehr antreten.

Der große Mitkassierer war in Lyon Ludger Beerbaum. Bis zum Finale hatte der viermalige Olympiasieger und Turnierstallbesitzer insgesamt bereits 38.500 Euro eingenommen, nebenbei 25.000 als Gewinner auf Chaman im Großen Preis außerhalb des Weltcups, dazu kamen neben den 44.250 € in der letzten Konkurrenz 131.250 Euro aus dem Geldtopf der Gesamtwertung – insgesamt ritt er 218.800 Euro ein – nicht schlecht für vier Tage…. Mit noch mehr „Asche“, so der Branchenton, im Portemonnaie verabschiedete sich Daniel Deußer, aus der Halbmillionen-Einwohner-Stadt: Der Mannschafts-Vizeeuropameister, der mit seinem Stil auch in Lyon für feines Reiten warb, kam auf insgesamt 237.750 Euro.

 

Der Etat für das gesamte Turnier belief sich auf sieben Millionen Euro, Am Start waren in den verschiedenen Prüfungen insgesamt 260 Pferde.

 

 

Dressur-Siegerin zu unrecht im Finale, ja oder nein?


Das Podest-Trio (von lks.) Helen Langehanenberg als Zweite, Gewinnerin Charlotte Dujardin und Edward Gal

(Foto: FEI/ Offz)

 

Die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin gewann mit ihrem holländischen Wallach Valegro sicher berechtigt erstmals für Großbritannien den Dressur-Weltcup, sie siegte im Grand Prix gar mit der Verbesserung der eigenen Weltrekordpunktzahl von 87,129 Zählern. Die 28 Jahre alte Olympiasiegerin und Europameisterin ist derzeit das Maß aller Dinge, doch für das Finale war sie sportlich aufgrund der Regeln nicht qualifiziert. Die Bereiterin aus dem Stall Carl Hester hatte zwei Qualifikationen bestritten und auch gewonnen, doch ins Finale kam sie nur aufgrund der von allen erwarteten Wildcard. Sie hatte das Lot von 18 Reitern des nach Reglement vorgegebenen Finalfeldes nicht geschafft.

 

Und die 9000 Zuschauer fassende Halle war bei der Kür dann auch nur zu einem Drittel besetzt, da stellt sich jedem sportlich Denkenden wahrlich die Frage: War das fair, die Britin einzuladen aufgrund des Hoffens auf einen unglaublichen Besucherstrom, der dann doch ausblieb?  Zur Kür, in Deutschland oder in der Niederlande nicht nachvollziehbar, kamen höchstens 3.000 Zuschauer, jämmerlich, eine Beleidigung für diese Disziplin. Frankreich bittet eben weiter noch zu keiner Tafelrunde, an der Dressur-Ritter sitzen dürfen…

 

Charlotte Dujardin, Doppel-Olympiasiegerin, zweifache Europameisterin, darf sich persönlich nicht betroffen fühlen, sie muss auch die gegebenen Noten der Richter nicht beurteilen. Sie kam ihrem Job nach als Reiterin auf höchstem Niveau, und den Nachweis blieb sie nicht schuldig. Für die in die Kür-Vorstellung eingebauten Höchstschwierigkeiten mit Pirouetten und Piaffen erhielt sie 92,179 Punkte, verbesserte jedoch nicht ihren eigenen Punkteweltrekord (93,975), doch sie meinte: „Den Weltcup zu gewinnen beim ersten Start in einem Finale, das ist nicht weniger wert.“ 56.000 Euro als Prämie war zusätzlich der Start wert.

 

Die keineswegs enttäuschte Vorjahresgewinnerin Helen Langehanenberg (Billerbeck) auf dem Hengst Damon Hill, die mit 45.000 aus der Kür abreiste, meinte hinterher: „Ich hatte zwei schwerwiegende Fehler in meiner Vorstellung, ich bin volles Risiko gegangen – ich mache meinem Pferd Damy keinen Vorwurf. Die Fehler muss ich bei mir selbst suchen.“ Sie lobte die Organisatoren in höchsten Tönen, „sie dachten vor allem in jeder Beziehung an das Wohl der Pferde“.

 

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