Daniel Deußer Zweiter im Grand Prix des CHIO in Rotterdam - und anderes... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 22. Juni 2014 um 21:21

 

Rotterdam. Die Franzosen dominierten in den Springkonkurrenzen den CHIO der Niederlande in Rotterdam: Sieger im Preis der Nationen, Gewinner im Großen Preis. Doch Interessantes neben dem Parcours…

 

 

So großartig schnitten Frankreichs Springreiter noch nie davor beim CHIO der Niederlande in Rotterdam ab: Sie gewannen den Preis der Nationen und hatten in Patrice Delaveau auch den Sieger im Grand Prix zum Abschluss. Den Grand Prix, wie der Preis der Nationen mit 200.000 Euro dotiert, gewann Patrice Delaveau (49). Der Dritte des begehrten Großen Preises von Aachen zum Abschluss des deutschen CHIO in Aachen 2013 setzte sich im Stechen auf dem Hengst Orient Express gegen den Deutschen Daniel Deußer (Hünfelden) auf dem Schimmelwallach Cornet d`Amour durch. In der Konkurrenz als Höhepunkt der Reitertage von Rotterdam war der Team-Vizeweltmeister von 2010 genau 94 Hundertstelsekunden schneller als der Weltcupgewinner und Deutsche Meister, Delaveau kassierte 50.000 Euro, Deußer für seinen belgischen Stall Stephex 40.000. Dritter wurde der Schweizer Paul Estermann auf der Stute Eclipse (30.000), was natürlich die Frage aufwirft: Wieviele Turniere darf man diesem Pferd antun, denn seit Beginn der Top-Liga-Saison wird Eclipse in Nationen-Preisen und in Grand Prix` gebracht.

 

Weitere Geldgewinner im Großen Preis von Rotterdam waren der 18 Jahre alte Ire Bertram Allen auf Molly Malone als Vierter (20.000), der Niederländer Marc Houtzager auf Opium (14.000) und dessen Landsmann Gerco Schröder, Olympiazweiter von London, auf London (11.000). Die Schweizerin Jane Richard-Philips blieb auf Pablo de Virton (8.000) ebenfalls fehlerfrei im Stechen. Von den anderen deutschen Startern war außer Daniel Deußer keiner im Geld. Nicht für den Großen Preis qualifizieren konnte sich aufgrund eines ziemlich eigenartigen Systems  der deutsche Rekord-Internationale Ludger Beerbaum (Riesenbeck).

 

In der Dressur feierte die sympathische Adelinde Cornelissen mit ihren über Jahre erfolgreichen Wallach Parzival eine zurecht beklatschte Rückkehr in den Blickpunkt, wenn es um Medaillen geht. Nach Grand Prix gewann die frühere Weltcupsiegerin und ehemalige Europameisterin mit dem inzwischen 17-jährigen Parzival den Grand Prix und auch die Kür. In beiden Konkurrenzen siegte sie vor Landsmann und dreifachen Weltmeister Edward Gal auf Undercover, nicht knapp, letztendlich doch deutlich.

 

Damit stehen auch die Equipen fest, die in zwei Monaten bei den Weltreiterspielen in der Normandie um Gold reiten: Großbritannien, Deutschland und die Niederlande als Titelverteidiger.

 

Im Springsport droht Spaltung

 

Im Gegensatz zur Dressur dominiert im Springsport neben Können das Geld. Für „Asche“, so der Branchenjargon, nehmen die Akteure einiges ohne Murren in Kauf. Bei der Global Champions Tour in Monte Carlo wird in einem kleinen Zirkuszelt geritten, nicht besser wird es sein in zwei Wochen in Paris unter dem Eiffelturm. Die Bedingungen sind nicht optimal, dafür das Gewinngeld. Beide Turniere zählen zur Global Champions Tour des niederländischen Erfinders und Mannschafts-Olympiasiegers Jan Tops, der inzwischen den Reitsport nach Belieben dirigiert. Dank seiner entdeckten Geldquellen. Und da der Weltverband mitkassiert, legt man dem Niederländer kaum Stangen in den Weg, Und wie man die überspringt, hat er als Reiter längst bewiesen.

 

Und nun droht dem Springsport eine echte Spaltung, die schon längst angekündigt ist. Der Springreiter will ja nicht nur handeln, um über die teuren  Runden zu kommen, er möchte auch im Parcours ordentlich entlohnt werden. Das haben Veranstalter begriffen, doch nicht die Oberen des Weltverbandes (FEI). Die FEI vergibt ein Championat, kassiert ordentlich mit, überlässt aber alles andere dem Veranstalter, wie zum Beispiel die Dotierung. So haben nun die Springreiter beim CHIO in Rotterdam diskutiert, dass bei den Weltreiterspielen in Caen in zwei Monaten das Zeitspringen als erste und für viele wichtigste Prüfung mit lediglich 30.000 Euro ausstaffiert ist, der Preis der Nationen um den Teamtitel  gar nur mit 60.000. Doch der Veranstalter in Caen fordert für einen VIP-Tisch im Springstadion happige 60.000 Euro…

 

Das inzwischen Unerträgliche, aber von keiner Föderation widersprochen, ist das ganze Gehabe um Championate. Für die FEI zählt nur das Geldeintreiben in die eigene Kasse. Die Prämien für die Aktiven sind fast blamabel. Die FEI setzt eben immer weiter wie gehabt schamlos  auf die immer noch vorhandene konservative Gesinnung im Reitsport, Reiten für die Ehre, für das Heimatland.  Doch dafür kommt keine Schüppe Hafer in den Trog, vor allem dort nicht, wo Sponsoren nicht das Portefeuille aufmachen.

 

Jan Tops hat sie alle schon vor einigen Jahren ordentlich durcheinander gequirlt, er hat opponiert gegen die FEI,  aber auch nachgegeben. Er war Reiter, ist aber auch holländischer gewiefter Geschäftsmann. Eines darf er bereits behaupten: Den Springsport hat er fest im Griff. Die Weltbesten starten bei ihm auf der Global Champions Tour, sie fliegen, werden hofiert, logieren in den besten  Hotels, alles für lau - und es gibt viel Geld zu gewinnen neben dem Ambiente wie in Monte Carlo, Nizza, Cannes, Estoril, London, Wien oder Paris.

 

Vor der FEI knickt auch Aachen nicht mehr ein. Der deutsche CHIO hat sich freiwillig verabschiedet aus der Champions League im Nationen-Preis, im Fußball undenkbar, im Reiten machbar. Die Nationen-Preise in der Divison I, also der höchsten Liga, sind mit 200.000 Euro dotiert, Aachen lockt mit dem für die Liga wahrlich unwichtigen Preis der Nationen mit 400.000 Euro – sie werden alle kommen. Und dazu gesellt sich in der Kaiserstadt noch der Grand Slam (Großer Preis von Aachen) als eines von drei Springen dieser neuen Gattung – Aachen, Spruce Meadows und Genf – um Millionen.

 

Viele denken inzwischen auch längst schon darüber nach, ob sie bei den Weltreiterspielen mehr oder minder nur für die Ehre, oder doch lieber nach Spruce Meadows in Calgary fliegen sollen zum kanadischen Masters, eine Woche nach Ende der Weltreiterspiele. Wie sagte mal der frühere niederländische Europameister Johan Heins: „Wenn Du kein Pferd hast, von dem Du glaubst, bei einer internationalen Meisterschaft oder bei Olympischen Spielen vorne landen zu können – dann lasse es besser.“

 

Springreiten entwickelt sich in Richtung Tennis zum Beispiel. Tennis war von 1924 bis 1988 vom olympischen Programm gestrichen, der Sport musste keine Trauer tragen. Olympia ist wunderbar, wird aber vor allem vom den Medien wach gehalten. Nur eine kleine Frage am Rande. Boris Becker hat als erster Deutscher das Tennisturnier in Wimbledon gewonnen, das ist bekannt und auch bei den Tresensportlern geläufig -  hat er auch mal eine olympische Einzelmedaille geholt?

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>