Die "13" war für das deutsche Vielseitigkeits-Team keine Unglückszahl Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 31. August 2014 um 17:36

Aufmarsch der deutschen Weltmeister-Mannschaft mit Equipechef Hans Melzer vorneweg (von links) Sandra Auffarth auf Opgun Louvo, Dirk Schrade auf Hop and Skip, Michael Jung auf Rocana und Ingrid Klimke auf Escada

(Foto: Kalle Frieler)

Caen. Mit einem unglaublichen Triumph für die deutschen Vielseitigkeitsreiter endete bei den Weltreiterspielen in der Normandie ihre über vier Tage laufende Konkurrenz: Sie holten Gold mit dem Team, außerdem belegten Sandra Auffarth und Michael Jung dazu noch die beiden ersten Plätze der Einzelwertung.

 

 

Nun ist die Erfolgskette in der Geschichte der deutschen Vielseitigkeitsreiter geschlossen. Gefehlt hatte nur noch eine Team-Weltmeisterschaft nach Gold bei Olympia und bei einem kontinentalen Championat, alles nun ebenfalls Vergangenheit. Bei den Weltreiterspielen in der Normandie schlossen Sandra Auffarth (Ganderkesee) auf Opgun Louvo, Michael Jung (Horb) auf Rocana, Ingrid Klimke (Münster) auf Escada und Dirk Schrade (Sprockhövel) auf Hop and Skip die verbliebene Lücke und gewannen erstmals seit 1966 Teamgold mit einem Vorsprung von über vier Abwürfen – ein Abwurf bedeutet vier Strafpunkte -  im abschließenden  Springen mit insgesamt 177,9 Minuspunkten vor der Military-Nation Großbritannien (198,8) und überraschend der Auswahl der Niederlande (246,8). Dahinter vor 20.000 Zuschauern reihten sich Frankreich (251,5), Mit-Favorit Australien (262,8) und Irland (319,3) ein. Von 16 gestarteten Mannschaften kamen nur neun in die Wertung.

 

Den Erfolg komplettierten dazu in der Einzelwertung Sandra Auffarth und Michael Jung. Die 27 Jahre alte Mannschafts-Olympiasiegerin von London – zusammen mit Ingrid Klimke, Dirk Schrade, Peter Thomsen und Michael Jung – sicherte sich außerdem mit einem fehlerfreien Ritt im Parcours auf dem französischen Wallach Opgun Louvo mit 52,0 Zählern die Weltmeisterschärpe und eine Prämie von 38.000 Euro. Hautnah Zweiter der nun entthronte Champion Michael Jung auf der erst neunjährigen Stute Rocana (52,3), der jedoch anschließend sagte: „Sandra hat diesen Titel wirklich verdient, sie war so oft schon so nahe dran – nun endlich ist sie zurecht ganz oben.“ Und die neue Doppel-Weltmeisterin sagte: „Ich bin vor allem stolz auf mein Pferd, mehr als auf mich selbst.“

 

Sandra Auffarth - die würdige Nachfolgerin für Michael Jung

(Foto: Kalle Frieler)

 

Wahrlich unzufrieden nach Bronze sah man den langen Briten William Fox-Pitt (45) aus dem Parcours reiten. Der Vize-Weltmeister von 2010, Weltranglisten-Erster, der seit vielen Jahren auf seine erste große Einzel-Goldmedaille wartet, war in der Dressur Zweiter und Erster im Cross, somit an erster Stelle vor dem Springen. Doch im Fußball-Stadion von Caen trat der Hengst Chilli Morning einmal eine Stange herunter und beendete geradezu brutal den Traum vom Titel. Dass er mit 54,3 Minuspunkten weniger als ein Abwurf vom Gold entfernt war, tröstet ihn kaum. Die nächsten Plätze wurden besetzt von Jonelle Price (Neuseeland) auf Classic Moet (56,5), dem Franzosen Maxime Livio auf Qalao des Mers (58,5), Karin Donckers (Belgien) auf Fletcha (59,9) und dem Holsteiner Peter Thomsen (Lindewitt) auf Barny (60,3), er war Einzelreiter in der Normandie. Ingrid Klimke (46) erreichte auf Escada den 14. Rang (73,6) und meinte danach, sie habe wie immer an ihren Vater gedacht, „der beobachtet mich.“

 

Ihr Vater Dr. Reiner Klimke begann, ehe er der erfolgreichste Olympia-Reiter in der Dressur mit sechs Goldmedaillen wurde, in der Vielseitigkeit und startete in der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom, wo er in einem wahrlich mörderischen Geländeritt mit acht toten Pferden auf Winzerin das Ziel erreichte und am Ende den 18. Platz der Gesamtwertung belegte. Reiner Klimke. Military-Europameister mit der Equipe 1959, starb im August 1999 an den Folgen eines Herzinfarkts.

 

Unglücklich war am Ende der 13. Weltmeisterschaft seit 1966 im deutschen Gold-Team Dirk Schrade (36) aus Sprockhövel. Sein Wallach Hop and Skip hatte im Cross eine Verweigerung, der fehlerfreie Umlauf im Springen brachte ihn auch nicht mehr über den 46. Rang hinaus (83,3 Minuspunkte), „so bin ich eben unzufrieden.“ Ohne zwei Patzer im Parcours mit So is et wäre Einzelstarter Andreas Ostholt (Warendorf) gar in Medaillennähe gekommen, am Ende stand der zehnte Rang (64,7).

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>